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2023 4 Feb

Ein Rückblick auf 2022 (Teil 1)

von: Uli Koch Filed under: Blog | TB | 3 Comments

 

 
 
 

Das vergangene Jahr war so voll mit bemerkenswerter neuer Musik, dass ich mich dieses Mal entschieden habe daraus zwei Beiträge zu schreiben: den ersten über meine Ranking-List und einen weiteren über die Alben und Klänge, die ich bemerkenswert finde obwohl sie es aus verschiedenen Gründen nicht auf die Bestenliste geschafft haben. Zum ersten mal belegt hier auch ein Musiker 3 Plätze unter den Favoriten, der aber auch wohl zum ersten mal mehr als 3 Alben in einem Jahr aufgenommen hat. Die Rede ist hier von Stephan Thelen, der für seine komplexen und polyrhythmischen Exkurse demnächst auch eine eigene Rezension bekommt.

Und natürlich gibt es auch wieder Pianohighlights, die dieses Jahr von den 3 Pianisten Francesco Tristano, Koki Nakano und Moritz Fasbender gestellt werden, weil sie neben einem äußerst feinen Sinn für subtile Klangstrukturen auch pianistisch eine bemerkenswertes Niveau halten und dabei neue Räume erschließen. Hier mag es vielleicht verwundern, dass der sonst von mir sehr geschätzte Daniel Lanois nicht auf der Liste auftaucht, aber ich fand sein Album Player, Piano zwar studiotechnisch exzellent, aber musikalisch schlichtweg banal. Da erinnert es mich eher an die Sonatinen von Clementi, durch die sich jeder Klavierschüler früher oder später einmal hindurcharbeiten darf, als an die Innovationen, die ich auf dem Boden Lanois‘ sonstigem Werk wenigstens in Ansätzen erhofft hatte. Auch mehrfachen Hören machte es, in der Hoffnung doch etwas übersehen zu haben, leider nicht besser.

 
 

    1. Björk – Fossora
    2. Brian Eno – Foreverandevernomore
    3. Evgueni Galperine – Theory Of Becoming
    4. Midori Takada – Cutting Branches For A Temporary Shelter
    5. Wolfert Brederode – Ruins and Remains
    6. Flock – Flock
    7. Francesco Tristano – On Early Music
    8. Kali Malone – Living Torch
    9. Stephan Thelen – Fractal Guitar 3
    10. Toechter – Zephyr
    11. The Comet Is Coming – Hyper-Dimensional Expansion Beam
    12. Dai Fujikura & Jan Bang – The Bow Maker
    13. Moritz Fasbender – 13 Rabbits
    14. Michael Rother & Vittoria Maccabruni – As Long As The Light
    15. Stephan Thelen – Fractal Sextet
    16. Deathprod – Sow Your Gold in the White Foliated Earth
    17. Park Jiha– The Gleam
    18. The Smile – A Light for Attracting Attention
    19. Steve Reich – Reich/Richter
    20. Shabaka – Afrikan Culture
    21. Uwalmassa – Malar
    22. Stephan Thelen & Jan Peter Schwalm – Transneptunian Planets
    23. Erik Satie – Fragments
    24. Koki Nakano – Oceanic Feeling
    25. Sigurd Hole – Roraima
    26. Kreidler – Spells and Daubs
    27. Son Of Chi & Arthur Flink – The Fifth World Recordings
    28. Group Listening – Clarinet & Piano: Selected Works Vol 2
    29. Roedelius & Tim Story – 4 Hands
    30. Oren Armbachi, Johan Berthling, Andreas Werliin – Ghosted
    31. Pascal Schumacher – Luna
    32. Ustad Noor Bakhsh – Jingul
    33. Plastikman & Chilly Gonzales – Consumed In Key

 
 
 
   
 
 
 

Unter den Wiederveröffentlichungen ist natürlich Robert Fripp’s Exposures das absolute Highlight, gefolgt von einem japanischen Cluster von Sakamoto/Noto, Shimizu und Takada. Alles wunderbare, zeitlose Alben.
 
 

    1. Robert Fripp – Exposure Box
    2. Alva Noto & Ryuichi Sakamoto – Insen/utp/Svmmvs
    3. Yasuaki Shimizu – Kiren
    4. Midori Takada – Tree of Life
    5. David Toop – Pink Spirit/Noir World
    6. Djivan Gasparyan – I will not be sad in this World/Moon shines at Night
    7. Harold Budd – Pavilion of Dreams
    8. NEU! – Box Set
    9. Richard Pinhas – Iceland
    10. Vladislav Delay – Anima

 
 
 
   
 
 

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3 Comments

  1. ijb:

    Wie schön, dass du Valdislav Delay erwähnst. Und auch Plastikman mit Gonzales. Das Originalabum ist eines meiner „Desert Island Favourites“, aber diese neue Variation mit Piano ist auch ganz schön!
    Und „The Gleam“ – ich habe Park Jiha im letzten Sommer getroffen und zu ihrer Arbeit, auch zu diesem Album, interviewt. Leider habe ich es nicht geschafft, das Interview abzutippen und zu editieren; dabei wollte ich es bis Jahresende, also zu meinem Jahresrückblick eigentlich machen… Ihre vorigen beiden Alben sind auch sehr gut.

    Es wird dich sicher auch interessieren, dass ich vor ein paar Tagen bei der Premiere eines neuen Films über Irmin Schmidt war („Can and me“), zu der Irmin Schmidt selbst auch zu einem ausführlichen Gespräch anwesend war. Beeindruckender Mensch, in seinem hohen Alter noch so rege und agil. Er ist ja der älteste im Ur-Quartett, und der einzige, der noch lebt. Der Film ist sehr sympathisch und sehenswert. Auch wenn er filmisch nicht allzu markant ist, so doch kurzweilig – und deckt eine ganze Menge ab. Schöne Begegnungen mit Irmin und seiner Frau zeichnen den Film ebenso aus, wie eine ganz schöne Auswahl vieler andere Interview-Schnipsel.

    Hinterher ließ ich noch die „Lost Tapes“-Box, die er ja maßgeblich kompiliert und bearbeitet hat, sowie eines seines Solo-Piano-Alben von ihm signieren.

  2. Uli Koch:

    Das hört sich sehr interessant an, einen Film über Irmin Schmidt und Can. Schaue gleich mal, ob es den hier auch irgendwo zu sehen gibt.
    Eines meiner Lieblingsalben Schmidt’s ist immer noch Toy Planet im Zusammenspiel mit dem Schweizer Bruno Spoerri, das eine ganz eigene, skurrile Atmosphäre hat.
    Die älteren Alben von Park Jiha gefallen mir ebenfalls sehr gut und ich hoffe, dass Du vielleicht doch noch die Zeit finden kannst, Dein Interview zu transkribieren.
    Und Anima von Vladislav Delay ist für mich ein so zeitloses Album, das mich in seiner stilistischen Subtilität und Weite in irgend einer Weise an Miles Davis in seiner experimentellen Phase mit Tee Macero erinnert…

  3. ijb:

    Der Film wurde vom WDR (ko-)produziert, und er soll wohl demnächst zuerst im Kino gezeigt werden. Er ist zwar nicht allzu „großes Kino“, sondern schon eher für den „kleinen Bildschirm“ – aber die Musik (es gibt da allerdings nicht wahnsinnig viel von CAN, nur so eines von mehreren Kapiteln) klingt in der richtigen Lautstärke dann schon echt gut.

    Transkribieren: Ich hoffe es auch. Allerdings bin ich, wann immer ich es zeitlich schaffe, dabei, sehr viele, recht ausführliche Gespräche, die ich in den letzten Jahren geführt habe, noch zu transkribieren und zu editieren. Aktuell habe ich gerade zwie jeweils zweistündige Gespräche mit Markus Stockhausen und Stefano Bollani bearbeitet. Viele schöne Geschichten :-)

    Vladislav Delay hat über die letzten 23 Jahre eine ganze Menge exzellenter Alben herausgebracht. „Multila“ erschien 2020 auch als Remaster – und klingt großartig.


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