Wann verlieren Kinder ihre Milchzähne? Mit acht? Die ersten drei Minuten dieses Kurzfilms, der heute Nacht in der Sendung Kurzschluss auf ARTE lief, hatte ich zunächst verpasst. Wir befinden uns in Frankreich: Eine Frau betritt mit ihrer kleinen Tochter eine Villa in einer ländlichen Region. Sie wird von einer Bediensteten in engem schwarzem Kleid und weißer Schürze begrüßt. Die Dame des Hauses und zwei weitere Frauen plaudern im Salon. Eigentlich war vereinbart, dass die Tochter jetzt ihre Hausaufgaben macht; sie wird jedoch ins Spielzimmer geschickt, wo drei etwas ältere Mädchen um einen niedrigen Tisch sitzen und mit einem Brettspiel beschäftigt sind. Hier entwickelt sich die Dynamik und die Spannung des Films, dessen Qualität auf der schauspielerischen Leistung einer Zweitklässlerin und einer Elfjährigen basiert. Der Film ist mit einer Warnung versehen. Kinder, Jugendliche und empfindliche Personen sollten es sich überlegen, ob sie sich auf das Abenteuer einlassen. Als sich im Verlauf des Nachmittags die Wahl zwischen Schokoladen- und Kirschkuchen stellt, ist die Antwort klar. Joséphine Darcy Hopkins, die Regisseurin, erzählt in „Zoom“, dass sie Pokerfilme gesehen hat, um auf Ideen für eine dynamische Gestaltung der Schnitte zu kommen. Und als ich eben die ersten drei Minuten online gesehen habe, verstand ich, wie sie den Bezug zu Stanley Kubricks Shining in einer Einstellung von wenigen Sekunden Dauer in der dritten Minute allein dadurch herstellt, wie ein Koffer in einer Diele über Fischgrätparkett geschoben wird und wie es dabei holpert. Und dann wird die kleine Madeleine, verschreckt und widerwillig, die Treppe herunter geführt. Das Brettspiel hat Joséphine Darcy Hopkins selbst entworfen. Wenn sie bereit wäre, eine der Spielregeln zu ändern, könnte es sich ganz gut verkaufen.
Film (24:43 Minuten, online bis 27.03.2024)
Zoom (Gespräch mit der Joséphine Darcy Hopkins, 5 Minuten)