Irgendwann Anfang der 90er lief mal „21st Century Schizoid Man“ spätnachts in einer WG-Küche und hat mich sofort gefangen genommen. Vermutlich kaufte ich gleich am Montag die dazugehörige CD, von der ich aber nur noch einen anderen Song erinnere, „I Talk to the Wind“. Mehr Berührungspunkte mit King Crimson hatte ich nicht, nur aus der Ferne mitbekommen, dass das bestimmt eine großartige Band ist. Nun hat mich Michaels Begeisterung über das „Exposure“ Box-Set angesteckt und ich habe mir im Dezember „Discipline“ gekauft. Was für ein Album, wow, wow, wow! Erinnert mich eher an Talking Heads, als an „In The Court of The Crimson King“. Nervöse, urbane Stimmung, Musik, in der die einzelnen Bestandteile fest ineinander verankert sind, nichts könnte fehlen, nichts ist überflüssig, alles ist sehr präzise.
Der Film „In the Court of the Crimson King: King Crimson at 50“ war auch faszinierend. Die Band scheint ein Strudel zu sein, scheinbar eisern regiert von Robert Fripp, der sich aber selbst wohl eher als Diener am Tempel dieser Musik sieht. Ein Mensch, der in dem Film zwischen Sarkasmus und ungeahnter Schutzlosigkeit pendelt (besonders bewegend ist die Szene, in der er über eine Begegnung mit seinem spirituellen Lehrer berichtet). Und einer Musik dient, die offenbar im Konzert okkulte Dimensionen entfaltet: das gefilmte Publikum wirkt immer wieder wie in Trance, wie Teilnehmer an einem Ritus. Ein sehr sehenswertes Dokument.
Sollte ich noch einmal die Möglichkeit bekommen, diese Band live zu sehen, bin ich auf jeden Fall dabei. Nur frage ich mich, welches Album ich als nächstes höre – „Red“, noch etwas aus den 80ern oder doch „Exposures“?