Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2023 2 Jan.

Phrasen 2022

von: Jan Reetze Filed under: Blog | TB | Tags:  | 8 Comments

 

Und hier wieder die jährliche Blütenlese der Wörter aus hauptsächlich deutschen Medien, die verkleistern, nerven, schönfärben, nicht das meinen, was zu bedeuten sie vorgeben, deren Bedeutung keiner mehr versteht oder die einfach nur Mode und schiefe Metaphorik sind — Jahrgang 2022:

 
 

Narrativ
auf Augenhöhe
plant-based
Funktionsjacke
Brücken bauen
die Schönen und Reichen
Exzellenzinitiative
an der nuklearen Eskalationsspirale drehen
Spagat
kein Einzelfall
Zerreißprobe
tief gespalten
hofieren
Decider
Brandbrief
Komfortzone
krachend durchfallen
Legende / legendär / legend
völlig falsches Signal
Game Changer
Bürgergeld
cosmic nursery
zum Anfassen
genial
Sozialtourimus
händeringend suchen
X ist das neue Y
Ohne X hätte es Y nie gegeben
bleibt abzuwarten
frischgebackene Mutter
Kuh vom Eis holen
kräftiger Schluck aus der Pulle
immer mehr
immer weniger
toxisch
Achtsamkeit
Werte
Wertschätzung
Kompetenzzentrum
Kompetenzteam
technologieoffen
Respektrente
Regenbogenportal
Deckel
Mietendeckel
Gaspreisdeckel
Gaspreisbremse
Rettungsschirm
Entlastungslücke
Wumms
Doppel-Wumms
Resilienz
geboostert
-Innen
sich entschuldigen
einpreisen
kühles Nass
Schuss nicht gehört
Vordenker/Vordenkerin
kausal beteiligt
Was macht das mit Ihnen?

 
 

Was immer es mit Ihnen macht, nächstes Jahr geht es weiter. Das können Sie schon mal einpreisen.

 

This entry was posted on Montag, 2. Januar 2023 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

8 Comments

  1. Jochen:

    checks and balances

    Expertise

  2. Michael Engelbrecht:

    Phrasendrescherei mit Vorlage, oder: Humor den Humorbefreiten!

    Das Narrativ der Manafonisten handelt natürlich davon, miteinander auf Augenhöhe zu agieren – wir palavern ja nicht auf Pflanzenbasis. Auf einem Treffen der Gruppe auf Sylt trug Gregor eine Funktionsjacke, aber sie half auch nicht beim Brückenbauen, als wir abends über Nietzsche und Handke, diesen Milosevic-Betrauerer und Polit-Idioten stritten, immerhin drehte es sich nicht um die Schönen und Reichen (aber es knallte schon wie im Denver-Clan!) und wer brabbelt da immer noch von einer dämlichen Exzellenzinitiative?! Bildlich gesprochen drehte die Gruppe damals erstmals an der nuklearen Eskalationsspirale, und gerade mal vorübergehend gelnag der Spagat. Aber, auf Strecke gesehen  war es kein Einzelfall, die Zerreißprobe stand bald bevor, und man war eher früher als später in Teilen tief gespalten. Dann kam es zum Decider-Moment, und die Folgen waren beträchtlich. Bis heute. Ich überspringe den Mittelteil (wegen des guten Tons, in dem ich mich übe) und frage: was macht das Alles mit Ihnen?

  3. Anonymous:

    Es wär ganz schön, ein paar Beispiele von Schreib- oder Redeakten zu bekommen, die das hier Artikulierte belegen, demonstrieren. Wörter für sich sind ja erstmal ‘unschuldig’, können auf verschiedenste Weise gebraucht und missbraucht werden in diversen Diskursfeldern. Man kann auch spielerisch verfahren und eine Phrasendreschmaschine bauen. Ich hatte mal eine, kann sie aber zZ nicht finden.

    Das Phrasenhafte (Phrasen = im Deutschen negativkonnotiert ganz im Gegensatz zum Englischen ‘phrase’) grassiert ja heftig gerade im Bereich des Schreibens und Redens über Musik. Da könnte man mal mit dem Kamm durchgehen und sich einiger Redeteile annehmen.

  4. Jochen:

    Mit ihrer Expertise sollte das spielend leicht gelingen …

  5. ijb:

    Bei „Narrativ“ ist mir nicht so ganz klar, was das zu einer Phrase macht. Wird das Wort mittlerweile so häufig verwendet?

    Ich finde Narrativ eigentlich eine sehr hilfreiche Vokabel, für Medienverständnis und -analyse durchaus von einigem Wert/Nutzen.

    „Schuss nicht gehört“ zählt hingegen auch zu jenen (blöden) Modephrasen, die ich seit schon einiger Zeit echt nicht mehr hören kann. Das könnte mal echt mal dauerhaft aus dem Wortschatz eliminieren.
    „geboostert“ / „Booster“ ist wie „Maske“ eine dieser Pandemie-Vokabeln, die offenkundig die Bedeutung verschoben hat (wie zuvor Video(-Unterricht/ -Konferenz / usw.)). Das Wort „Mundschutz“ wurde komplett aus dem Sprachgebrauch eliminert, heute ist einfach alles „Maske“. Und dass man früher wusste, dass viele Impfungen (z.B. FSME, Tetanus, Diphtherie u.a.) aus drei Dosen bestehen, um vollständig zu sein, wurde durch die Corona-Medienberichterstattung leider auch aus der Allgemeinbildung getilgt; heute ist alles, pseudo-anglizistisch, „geboostert“.

  6. Michael Engelbrecht:

    Ist fast alles kontextabhängig. Jemand, der sich mit einem Jargon schmückt und dann besonders gerne das Wort Narrativ verwendet, wirkt halt peinlich. Nicht der, der es allein sachlich benutzt.

  7. ijb:

    Ja klar, aber das gilt dann ja auch für unzählige andere Wörter, die jetzt nicht Teil dieser Auflistung sind.

  8. Michael Engelbrecht:

    Stimmt.

    Bei diesen Ausdrücken hier ist es meist ziemlich stylish, sie zu benutzen.


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