„Hello, Uschi, hello, Übersee, you‘re in a Dylan song now: if you see her, say hello!“ „Und, wirklich, Gudrun, sie kam in dein Büro, um sich die Haare zu mit warmem Wasser waschen zu können. Wunderbar, so war es im Hinterland.“ Manchmal kam sie, und wir liebten uns, während der charmante Garagenrock des Debuts meiner neuen australischen Lieblingsband lief. 1982. Scheint eine Weile her, aber zuweilen sind wir zeitlos. Obwohl das erste Werk nur eine vage Andeutung des Zaubers war, der auf dem Zweitwerk rundum eingelöst wurde, etwa mit dem Jahrhundertsong „Cattle and Cane“, machte es klick. Als wir in Regensburg in einer Studentenkneipe sassen, erklang einer der Hits aus dem damals viel gefeierten Album „The Lexicon Of Love“ von ABC. Das war nicht meine Musik, zu glitzernd, zu pathetisch, zu schmalztollig (ich sollte nie ein Fan der Produktionen von Trevor Horn werden und „Frankie Goes To Hollywood“ ging an mir komplett vorüber, selten eine Band gehört, die mich mehr anödete). „Lexicon Of Love“ war immerhin ein Titel, zu dem ich in meinem Leben einige Einträge beisteuern wollte, solche mit „forever and a day“ und dergleichen. Also wurde der Soundtrack unserer Story auch von ABC mitgeschrieben. „Come on, Eileen“ traf meinen privaten Rauschzustand am besten.
Damals, nah der tschechischen Grenze, war es nicht so leicht, über neue aufregende Musik auf dem Laufenden gehalten zu werden, aber in irgendeinem Magazin, und hier wird die Erinnerung hauchdünn, glaubte ich, gelesen zu haben, wie Grant McLennan und Robert Forster auf den Namen ihrer Band kamen. Vor ein paar Tagen fielen mir der Guardian in die Hände und ein Essay von Geoff Dyer. Ich las, worum es ging, schmunzelte, schnitt den Text aus, ohne ihn en detail gelesen zu haben, und verstaute ihn in meiner Schatulle für kleine Texte, deren Zeit noch kommen wird. Ich gab eine Bestellung auf, und eine Woche später hielt ich das Buch in den Händen, das ihr oben abgebildet findet. Ein Mängelexemplar, aber in meinen Händen fühlte es sich wie neu an. „Ein Sommer in Brandham Hall“ erschien 1953 und gilt mittlerweile als Klassiker. Geoff Dyer kannte die Verfilmung, und geriet wohl jüngst vollkommen in den Bann dieses „alten Schinkens“ von L. P. Hartley. Soviel war beim Huschen über den Text zu erkennen. Übrigens, der Originaltitel lautet „The Go-Between“. Bingo.
H. und ich gingen damals an einem Wochenende kreuz und quer durch Regensburg, und da ich gerade mal wieder zwei Kapitel von „Der schwarze Hund von Bergeinöden“ geschrieben habe, erobern die Erinnerungen alte Farben zurück, und spezielle Orte. Ich muss mit H. auch in der Buchhandlung Dombrowsky gewesen sein (dem Terrain der baldigen Lebensgefährtin von RF), und noch wusste ich nichts von so manchen dezenten biografischen Parallelen mit den Australiern. Meine Einträge im „Lexicon Of Love“ endeten für eine ganze ganze Weile im Oktober 1982. Zwei Monate später stand ich im Laden von „Rough Trade“ in Notting Hill und kaufte eine Single von „Aztec Camera“. Nun habe ich den Prolog des Romans gelesen (wow!), und habe keine Zweifel mehr daran, wie die beiden „best buddies“ blutjung auf ihren Namen stiessen – a perfect match! Zum Frühstück liess ich das neue Album von Robert Forster, „The Candle and The Flame“, erschallen. Wunderbar. „I don‘t do drugs, I do time.“
(thanks to Tapete Records, Hamburg, for kind support and a special gift for Christmas)