Der Baum des Lebens ist ein lange verschollenes Album, das 1999 nur für den japanischen Markt produziert wurde und über diesen heraus nie bekannt wurde. Das zweite Soloalbum der japanischen Percussionistin Midori Takada beginnt direkt mit hypnotischen Marimbas in einem fremdartigen Rhythmus, der von Stück zu Stück mehr eine Geschichte erzählt als ein Musikstück sein zu wollen, der atmet, ganz fein in den Tempi schwingt, oszilliert, ohne einen musikalischen Halt anzubieten. Eher eine fortlaufende perkussiv-melodische Struktur, die den Hörer in Parallelwelten des eigenen Bewusstseins entführt und ganz im Augenblick gebannt zu halten vermag.
Das Album besteht aus zwei Teilen: dem ersten, in dem Midori Takada alleine mit Marimbas, Bells und Drums tranceinduzierend fast schamanistische Grundlagenarbeit leistet, aus gewohnten Mustern ganz beiläufig herausführt und die Aufmerksamkeit fixiert und dem zweiten, in dem sie zusammen mit dem chinesischen Erhu-Spieler Jiang Jian-hua die Trancen auf neuen Pfaden wandeln und den faszinierten Geist verführen lässt. Hier werden keine esoterischen Klischees bedient, keine ausgetretenen folkloristischen Pattern zitiert, sondern eine Kunstmusik aus dem hyperkulturellen Raum geschaffen, leise und hypnotisch, unprätentiös und immersiv. Für das Reissue ist das Album noch einmal völlig neu abgemischt und gemastert worden, was zu einem beeindruckend transparenten und klaren Klang führt. So ist Tree of Life ein wahrhaftiger Lebensbaum, ein Weltenbaum und hochkarätigstes Juwel moderner experimenteller japanischer Musik.