Mysterious Layers #2
(c)FoBo_
on life, music etc beyond mainstream
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Mysterious Layers #2
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2022 30 Nov
Henning Bolte | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Comments off
Dieser Tage läuft nach einiger Zeit mal wieder laut der CD Spieler. Vor allem durch das neue Album SEQUANA von Souad Massi, das ein regelrechter Ohrwurm ist und mich in allen Lagen und Launen in aufgeweckte Stimmung versetzt. Das Album durchziehen auf eine feine Art Spuren arabischer, französischer, karibischer, brasilianischer etc. Musik, es swingt und vor allem die Musiker machen ein klangliches Fest daraus. Justin Adams vorweg. Und eine meiner derzeitigen Lieblingsmusikerinen, Naïssam Jalal, ist auch mit von der Partie. Check her too!
2022 30 Nov
Michael Engelbrecht | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags: Andreas Körtgen | Comments off
Storytellers at work. Ich kannte mal einen Idioten, der fuhr mit dem Fahrrad seine alte, stark abschüssige, Kindheitsstrasse runter, und am Ende vergass er, gegen alle Vernunft, wie man bremst (war da auf einmal kein Rücktritt, was war mit den Handbremsen?), und überquerte voll Karacho eine normalerweise lebhaft befahrene Hauptstrasse (die „Schneiderstrasse“), in Todesangst, knallte mit dem Vorderrad hart auf die Bordsteinkante gegenüber, und flog über den Bürgersteig und den Stacheldraht auf eine Wiese voller Schweine. Der Idiot war ich, und es war ungefähr 1970, auf jeden Fall ein warmer Sommertag. Merke: man vergisst nie das Wetter an einem Tag , an dem man halsüberkopf auf einer Viehwiese landet.
Es war ein klassischer blackout, wie man ihn in der Hypnose leicht herstellen kann, wenn man, via posthypnotischer Suggestion, seinem Probanden die Anweisung gibt, den eigenen Namen nach dem Aufwachen zu vergessen. Aber was hatte damals diese Blockade erzeugt? Ich kann heimliche Todeswünsche ausschliessen. Es war die Zeit, in der ich mich für Psychologie und, aufgrund meiner esoterisch bewanderten Mutter, auch eine Zeitlang für Grenzwissenschaften und Parapsychologie zu interessieren begann. Ich las Bücher aus dem Bauer-Verlag, unternahm erfolgreiche telepathische Experimente mit meinem Kumpel Michael Berkel von gegenüber, verschaffte mir Basiswissen der Numerologie und der Handlesekunst, und geriet in den schönen Sog des Fantastischen und Unheimlichen, und die literarischen Steigegelhalter meiner Expeditionen ins Unbekannte waren Jules Verne und Edgar Allan Poe.
In jenem Jahr, 1970, als die Beatles aufhörten, die Beatles zu sein, trennten sich auch die Wege zweier Klassenkameraden, die in eben jener Strasse wohnten, von der ich anfangs erzählte. Ich wohnte am Notweg 11, weit unten, und Andreas Körtgen am Notweg 90, oberhalb der Bahngleise. In den Jahren auf der Schulbank hatten wir, warum auch immer, keinen Kontakt, und lebten beide wohl in einer relativ behüteten Welt – ich nehme an, jeder fand seine eigenen kleinen Fluchten. Nun sahen wir uns erstmals wieder, auf einem kleinen Klassentreffen, im Arbora Verde, in Dortmund.
Wir wechselten in den gut drei Stunden mehr Worte miteinander als in den drei oder vier gemeinsam verbrachten Schuljahren – alles hat seine Zeit. Wer mal im alten Jahrhundert einen Zahnarzt auf Juist aufsuchen musste, wäre ihm da möglicherweise begegnet. Historische Romane, das Versinken in einer alten Zeit, müssen ihn schon sehr lange gefesselt haben, und sein Erstlingswerk, „Anno Domini 1234“ liegt seit einiger Zeit vor – drei weitere Werke werden folgen! Zeitreisen sind schon immer ein Thema des Blogs gewesen, auf geht‘s!
Yesterday at the post office.
Me: Please, could you give me ten global stamps?
Lady behind the counter: Do you eat deer meat?
Me: Sorry, I didn’t understand …?Lady behind the counter: Deer meat. Do you eat that?
Me: Deer meat? No. Do you have some leftovers you want to get rid of, or why do you ask?
Lady behind the counter: Where do you come from? Are you from England?
Me: No, I’m from Hamburg, Germany.
Lady behind the counter: You have an English accent.
Me: That’s fine. I need ten global stamps. Do you sell them here?
Lady behind the counter (to her colleage at the next counter): Do you have global stamps left?
Lady behind the next counter (rummages around a while and finally finds some. Hands them over.)
Lady behind the counter: Elevenfifty. Thanks. Have a great day!
Me: Same to you, thanks.
Must be American humor.
Mysterious Layers #1
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2022 29 Nov
Henning Bolte | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Comments off
Juste Janulyte is one of my favourite contemporary composers. Here is a magic piece for 8 trumpets, 8 the digit of an endless curve: „Unanime“ for 8 trumpets performed by The Monochrome Project and recorded in the wonderful acoustics of the St Paul at the HCMF – Huddersfield Contemporary Music Festival.
The piece is introduced at 1:14 by Janulyte herself and starts at 1:17:03. You can hear it on BBC HERE
2022 29 Nov
Henning Bolte | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags: ARD Radionacht Jazzfest Berlin 2022, Folk Traditions, Jazzfest Berlin | Comments off
Noch bis zum 8. Dezember ist die sechsstündige ARD Radionacht zum Jazzfest Berlin 2022 abrufbar. Konzerte oder Ausschnitte wechseln ab mit Einleitungen und Gesprächen, moderiert von Julia Neupert vom SWR und Ulrich Habersetzer vom BR. Die Radionacht wird immer von allen ARD Radiosendern verbreitet:
ARD RADIONACHT JAZZFEST BERLIN 2022
Die drei Hauptfelder, Hauptlinien, Pioniere europäischer Freejazz Befreiung, Chicago Spirit und Folktraditionen flossen, wie hier auf Manafonistas schon angemerkt, im Konzert von Peter Brötzmann, Majid Bekkas und Hamid Drake in großartiger Weise zusammen. Wirklich grandios war das Abschlusskonzert von dem 19köpfigen GARD NILSSEN SUPERSONIC ORCHESTRA mit drei Schlagzeugern, drei Kontrabässen und zahlreichen Bläsern. Ein Hammeraufgebot von superguten Musikern. Ich war skeptisch, fühle mich dem schieren „Die Masse macht’s“ nicht unbedingt verbunden. Hier aber gestaltete es sich grandios, um nicht zu sagen, triumphal! Auf einmal war sogar das Solieren wieder großartig, weil es aus einer mitreißenden Dynamik einsetzte, diese aufrecht erhielt oder sogar noch weiter anheizte. Endlich mal wieder so, klassisch und durchweg erstaunlich, umwerfend und berauschend, speziell das Solo von Petter Eldh, diesem rührigen Musiker aus der Berliner Szene. All das dann auch dank guter Kompositionen als Vehikel und einer gründlichen Vorbereitung.
Dann die Sache mit den Folktraditionen. Es hat mich erstaunt, welches Verständnis über Folk oder auf Deutsch, Volksmusik, besteht und wie wenig doch noch bewusst ist, dass diese Musik letztlich die Quelle ALLER Genres ist. Folk Music, Volksmusik, klingt in der britischen Pop- und Rockmusik vielfach durch. Und was wären die Stones ohne die Chicagoer Bluesmusiker oder Robert Johnson! Was wäre Bach ohne die Volkstänze! Oder Tchaikowski oder Mahler ohne eine ganze Reihe regionaler Volksmusiktraditionen. Und in der Moderne kommt die Volksmusik nicht nur bei Bartók, Kodaly und Berio wieder nachdrücklich ins Spiel. Viel Musik aus dem Hardbop war arabisch eingefärbt und im Freejazz geht’s weiter mit der Durchsetzung mit noch mehr Folk-Traditionen, ganz zu schweigen von der Durchtränkung skandinavischen Jazz mit Folkquellen.
Ob es nun implizit oder explizit geschieht, es ist allgegenwärtig. Scheinbar ist das Bewusstsein davon im Zuge musikalischer Revolutionen, Umwälzungen und Genreeinteilungen etwas abhanden gekommen und mit ‚Folk‘ wird ein bestimmtes Klangbild assoziiert, das ‚Folk‘ von den Königsdisziplinen in der Wahrnehmung dissoziiert. Jazz wird auch als eine solche Königsdisziplin verstanden, die sich längst von den volkstümlichen Niederungen, wo das Altüberlieferte, ‚Traditionelle‘ ruht. Dabei können Musiker diesen wirkenden Quellen kaum entgehen und klingen sie gewollt oder ungewollt durch. Die Beispiele sind Legion: Carla Bleys „Utvikklingssang“ oder Ornette Colemans „Una Muy Bonita“, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Video Carla Bley – Utvikklingssang Trioversion
Video Carla Bley – Utvikklingssang Ensembleversion 80er Jahre
Video Ornette Coleman – Una Muy Bonita
Fängt man erstmal an, wächst die Reihe von Beispielen schnell an. Hierzu ein Gespräch zwischen Julia Neupert und mir in der Jazzfest Radionacht:
JFB22_ARDJazznacht_Gespräch Henning Bolte
Beim diesjährigen Jazzfest lag aus guten (aktuellen) Gründen ein Fokus auf Folk Traditionen im osteuropäischen Raum mit einer spezifischen Ausrichtung. Nicht einfach nur ‚Jazz aus Polen‘, ‚Jazz aus Rumänien‘ wie häufig üblich bei Jazzfestivals. Statt der nationalen Sicht wurde auf die regionale Sicht gesetzt und wurden Musiker mit ukrainischem, polnischen, rumänischen, türkischem, bulgarischen aber auch französischem und belgischem Hintergrund zusammengebracht, die sich aus verschiedenen Motiven mit Folktraditionen auseinandersetzen und mit diesen Quellen eine Magie des Jetzt erschaffen, was sich von den üblichen Entlehnungen, Vereinnahmungen und Verwurstungen unterscheidet, und eine neue Qualität von Ost-West-Begegnung initiiert.
Ausgangspunkt war das Auftragswerk KOMPOUSSULA / KOMPASS für den losen Verbund von zehn Musikern, das sich dann im Programm in Auftritte festerer Einzelgruppen auffächerte wie BLACK SEA SONGS, LUMPEKS, SHADOWS OF FORGOTTEN ANCESTORS, TRANSYVANIAN FOLK SONGS, GURDJIEFF ENSEMBLE, CANTI DI GUERRA DI LAVORO E D’AMORE, CAMILLE EMAILLE’S OTTO mit bulgarisch-französischer Besetzung, wo die Auseinandersetzung mit Folktraditionen in verschiedenen Formen im ProzeB des Spielens aufscheint und neue Hörqualitäten vermittelt. Das war sicherlich eine erhebliche Herausforderung für Besucher/Zuhörer, die in festen GröBen denken und wahrnehmen – auch für manche Kritiker. Es war schon eine aussergewöhnliche Wahrnehmung, gestandene Freejazzer in KOMPOUSSULA a capella singen zu sehen oder türkische Songs in polnische und ukrainische übergehend zu erleben. Das lag natürlich ausserhalb der ‚Wir-Haben-Fertig‘ Kategorie und entsprechenden Erwartungshaltungen und Wahrnehmungsweisen.
Das Alter spricht eine Sprache, auch alte Dinge sprechen ihre Sprache – Binsenweisheit, klar, aber immer wieder schön. Lajlas Bilder haben mich inspiriert.
Es war 1951, ich war drei Jahre alt und mit Mama auf dem Oktoberfest, stand traurig vor einer Schiessbude mit ihren herrlichen glitzernden roten Krepppapierrosen, die mich auch heute noch unwiderstehlich anziehen. Mamas konnten damals im Gegensatz zu den Papas, die es allzu gut verstanden hatten, leider nicht schiessen; ich selbst habe es später gelernt, ausschliesslich wegen der Schiessbuden und ihrer Rosen; meine jeweiligen Begleiter bekamen dann immer eine Rose geschossen. Man wollte ja emanzipiert sein. Leider gabs dann später nur noch nichtglitzernde Plastikrosen, aber es reichte um Begleiter zu beeindrucken.
An die wunderbaren Stofftiere und Püppchen in der oberen Reihe wagte ich damals gar nicht zu denken. Plötzlich wuchs neben mir etwas in Violett empor, fast genauso gross wie ich, darüber schwebte ein dunkles Gesicht mit strahlend weissen Zähnen, dazu gutturale Laute in einer fremden Sprache. Ein farbiger Besatzungssoldat hatte mein Sehnen beobachtet und mir rasch einen lila Teddy geschossen. Und hatte keineswegs vor mit meiner Mutter anzubändeln – dergleichen kannte ich zu gut, berechnende Männerfreundlichkeit – sondern verschwand gleich wieder. Seither liebte ich Besatzungssoldaten, vor allem farbige.
Mein Brummi erzählt eine Geschichte von Versagung, Wünschen, Vaterlosigkeit, Soldaten, Kinderglück und Krieg. Und dass Schiessen nicht immer Töten bedeutet. Und neulich habe ich ihn restaurieren lassen und einen neuen Arm im alten Stil anpassen – im konservativen Salzburg, in dem es sogar noch sowas wie eine Puppenklinik gibt, eine aussterbende Spezies.
Und jetzt nehme ich endlich das Buch „Die Macht der Dinge“ zur Hand (Verfasser ist mir grad entfallen), steht schon lange auf der Agenda. Das Richtige für die Rauhnächte …
Erkenntnis
(c)FoBo_
2022 28 Nov
Manafonistas | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Comments off
„Während einer Zeit, in der ich manchmal zweimal pro Woche von London nach Leicester fuhr, faszinierten mich die Ansagen in den Buffetwagen, von denen ich 2006-7 viele aufnahm. Obwohl die Liste der angebotenen Erfrischungen bei jeder Fahrt in etwa gleich war, gab es individuelle Abweichungen, und auf diese habe ich geachtet. Die Variante schien eine Art und Weise zu sein, in der eine Person ihre Andersartigkeit auf dieselbe Weise ausdrückte wie der Tonfall oder die Lautstärke ihrer Stimme. Unbemerkt klangen manche Arbeitnehmer, als würden sie für eine andere Rolle im Leben vorsprechen. Einige waren ein wenig zurückhaltend, andere offener. Das Essen wurde zweitrangig. Die Aufnahmen wurden zunächst von William English in seiner Sendung „Wavelength“ auf Resonance 104.4 FM gespielt. Während einer Wiederholung der Sendung hörte Jonny Trunk von Trunk Records die Aufnahmen und meinte, er würde gerne eine limitierte Auflage der dreißigminütigen Aufnahmen auf Vinyl herausbringen, was er auch tat. Es folgte eine Cd-Version, ebenfalls für Trunk Records. Als Michael auf diese Aufnahmen stiess, Jahre später, waren seine nächtlichen Klanghorizonte bereits Geschichte, und er schrieb mir, sollte ihm für seine Abendausgabe der „Klanghorizonte“ Ende März 2023 irgendein interessante neues Album, in dem ein englischer Zug eine Rolle spiele, in die Hände fallen, wären meine „MM Bar Recordings“ definitiv Teil der Reise. Schliesslich waren, fügte er hinzu, seine ultimativen „field recordings“ in all den Jahrzehnten, „Trains By Night“ gewesen, made in Britain. Der Sound der Dampflokomotiven 1963-4 in tiefer Dämmerung.“