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2022 12 Okt

Die Schrecken des Krieges in der Kunst

von: Lajla Nizinski Filed under: Blog | TB | 5 Comments

 

Hat die Kunst in dieser schrecklichen Gegenwart die Aufgabe, das Zeitgeschehen für die Nachwelt abzubilden und zu konservieren oder ist sie aufgerufen, zu mahnen und zusätzlich zu informieren, weil die Medienlandschaft insgesamt immer konformer in der Berichterstattung geworden ist?

In der Kunstgeschichte gab es immer sinnliches Schaffen zu den Themen der Zeit. Ich möchte mit subjektivem Blick an einige Kunstwerke erinnern.

In der Malerei gibt es seit Jahrhunderten Gemälde über große Schlachten. Ich konnte in Antwerpen die Werke von Paul Peter Rubens bewundern. Letztes Jahr betrachtete ich „Guernica“ von Pablo Picasso im Nationalmuseum in Madrid. Er hatte es kurz nach dem Angriff auf die Stadt Guernica gemalt.

In der Filmwelt hat mich der Film “Die Brücke”, 1959 gedreht, sehr betroffen gemacht. Diese 16-Jährigen, deren Zukunft auf dem Kriegsfeld begraben wurde. Es ist ein Film gegen den Krieg. Und wenn ich an Selenskijs Aufruf “Verfüttern Sie nicht ihre Soldaten!“ denke, wird mir bewusst, dass Mahnmale keine große Wirkung haben. Erstaunlich, aber zum Zeitgeschehen passend, ist die Neuverfilmung von “Im Westen nichts Neues“. Ich habe das Buch von Erich María Remarque mehrmals gelesen. Den Film werde ich mir nicht ansehen.

Und somit sind wir bei der Literatur. Natürlich ist in “In den Stahlgewittern” von Ernst Jünger der Krieg am sinnlichsten beschrieben. Ich habe es mehrmals unter verschiedenen Perspektiven gelesen.

Zum Schluss Beispiele aus der Musik, die ich auch mehrmals in Konzerten oder zuhause gehört habe. Schostakowitsch “Die Leningrader Symphonie”, die er mitten im Krieg schrieb. Benjamin Brittens ”War Requiem“, das er für seine gefallenen Freunde schrieb. Von Felix Mendelsohn-Bartholdy gibt es einige Lieder und Kompositionen zum Krieg.

Ich möchte hier auf eine aktuelle Musik aufmerksam machen, die mir mein Sohn zukommen ließ. Er war seit 2018 immer wieder in der Ukraine, um die Entwicklungen dort zu dokumentieren. Hier ein Kaltnadeldruck, den er vor drei Wochen in Kiew gemacht hat.

 
 

 
 

Ein Video, das er mir geschickt hat, zeigt die beiden russischen Musiker der Band IC3 PEAK. Das Lied heißt “Es gibt keinen Tod mehr”. In diesem Video und in ihrer elektronischen Musik verarbeiten die Künstler die Aggressionen ihrer Aggressoren. Ich bewundere ihren Mut zum Protest und ihre Ausdauer, in Russland zu bleiben. Sie leben angeblich irgendwo in der Nähe von Moskau. Sie verstehen sich als Kunstprojekt, das sich immer neu erfindet. Sie sind anhaltend Kreml-kritisch. Sie fürchten sich nicht, diese realen Horrorszenen in ihrer aktuellen Musik zu manifestieren.

 

This entry was posted on Mittwoch, 12. Oktober 2022 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

5 Comments

  1. Ursula Mayr:

    Am erschütterndsten fand ich immer den „Hausengel“ von Max Ernst. Da wird mir fast übel …

  2. Ian M:

    Guernica.
    The Comanche attack scene from Cormac McCarthy’s ‚Blood Meridian
    Gillo Pontecorvo ‚The Battle of Algiers‘
    Harry Patch memoirs.
    And if course the film Threads (dir. Mick Jackson) – a film so powerful that I was unable to eat for three days after seeing it.

  3. Lajla:

    Danke Ursula, thanks to Glasgow. Your Threads express your feelings, when you saw art. Imagine how the people feel under war conditions.

  4. Ursula Mayr:

    Meine Kunstdefinition ist sehr einfach: Es muss mich „packen“, vielleicht noch etwas schütteln. Zum Positiven wie zum Negativen. Der Hausengel tut es. Das Pferd in GUERNICA auch. Sonst kein Wortgeklingel …

  5. Uli Koch:

    „Es gibt keinen Tod mehr“ – ein beklemmendes Video, das einen Punkt, wo alles bereits geschehen ist, in fast beiläufiger Weise sichtbar macht. Da ist eine ähnliche künstlerische Kälte wie in Goya’s Bildserie „Desastres de la Guerra“, die nur noch beschreibt und die er bewußt ohne jeglichen Kommentar gelassen hat, aber zu Lebzeiten n nicht veröffentlichen konnte.


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