Manafonistas

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2022 26 Sep

„In These Times“

von: Manafonistas Filed under: Blog | TB | 7 Comments

 

 

Wie die meisten seiner Werke hat der in Chicago lebende Komponist, Produzent und Multiinstrumentalist Makaya McCraven sein neues Abum aus einer Reihe von organisierten Jam-Sessions und Live-Auftritten zusammengestellt und damit das Erbe des legendären Produzenten Teo Macero und seiner Arbeit an Miles Davis-Alben wie Live-Evil von 1971 und On the Corner von 1972 fortgesetzt. Wie immer fällt seine Musik vordergründig unter das Dach des Jazz, aber selbst McCraven selbst empfindet diesen Begriff als etwas unzureichend, um genau zu beschreiben, was er tut.

 

In These Times hat fast so viel mit Library-Funk, instrumentalem Hip-Hop und Bartok’schem Folk gemeinsam wie mit kodifizierten, traditionellen Vorstellungen von Jazz. Es funktioniert wunderbar auf einem Kopfhörer an einem leeren griechischen Strand (s Foto), wie beim Betrachten des Nachthimmels über Langeoog, oder in einem prunkvollen Konzertsaal, würdig einer strengen intellektuellen Prüfung, aber genauso leicht einzusetzen, um high zu werden.

 

Das Werk entstand bei Sessions in vier verschiedenen Live-Räumen und fünf verschiedenen Studios mit Talenten wie Junius Paul (Kontrabass, Schlagzeug, E-Bass usw.), Jeff Parker (Gitarre), Brandee Younger (Harfe), Lia Kohl (Cello), De’Sean Jones (Flöte), Matt Gold (Gitarre, Schlagzeug und Baby Sitar), Marquis Hill (Trompete, Flügelhorn)  und Joel Ross (Vibraphon, Marimba). Musikalisch treibend und fesselnd, scheinen ihre neu kombinierten Bemühungen wie aus einer anderen Vergangenheit zu stammen, ein wahr gewordener Big-Band-Traum.

 

Geschmackvoll in Applaus gehüllt, als ob das Album live vor einem Studiopublikum aufgeführt worden wäre, saugt die nahtlose Mischung den Hörer in eine Welt, in der sich diese Art von unwirklicher Szene möglicherweise abspielen könnte. Irgendwas ist hier sehr seltsam, der mal verwaschene, mal glasklare Sound, die Raffinesse, die sich ein Quantum smooth jazz gönnt,  das elegische Flair, das auch in einer Strandbar auf Ibiza kaum Stirnrunzeln hervorrufen würde. Irgendwas fasziniert mich fast durchweg und lässt mich andocken, an diesem Album, aus dem ich aber nicht so ganz schlau werde. Olaf, die Scheibe liegt auch dir vor. was wird in deinen Empfindungen vor sich gehen, nach ein, zwei Hörrunden?

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7 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    Der Text ist ein Mix aus Auszügen von Besprechungen des Albums von Alan Ranta und meiner Wenigkeit. Ein review remix sozusagen, zu dem ich noch einen weiteren Absatz (von mir) hinzufügen werde. Diesem Album gebe ich etwas Zeit. Es ist sehr, sehr interessant, aber ob es mich letztlich „einfängt“ oder nicht, weiss ich auch nach dreimaligem Hören der LP nicht.

  2. Olaf Westfeld:

    Nach einmaligem Hören in einem überfüllten ICE-Großraumwagen über Kopfhörer und von einer anstrengenden Woche ziemlich platt… bin ich mir auch noch nicht sicher: Es hat mir alles gut gefallen, es gab ein paar magische Momente, vor allem ein sehr zartes Stück Nachtmusik (vermutlich war das „Lullaby“), irgendwo verschachtelten sich die Rhythmen spannend, dann war da noch ein tolles Saxophon. Und den Kopfnicker Sound mag ich ja sowieso. Ich hoffe, dass ich nach zwei Hörrunden an mehr Sachen andocken kann, bin aber etwas skeptisch; über weite Strecken fand ich das alles gut, interessant, usw. – es hat mich aber nicht eingefangen – kann an Zeit, Ort und Zustand gelegen haben.

  3. Michael Engelbrecht:

    Ich wette, Player, Piano würde dich gefangennehmen, an einem ruhigen Ort gehört😉

  4. Olaf Westfeld:

    2. Höreindruck (kurz&knapp): Ein Fest der Synästhesie.

  5. Michael Engelbrecht:

    Mhmm… sag an, du kannst Farben sehen, bei bestimmten Klängen? Wie Kandinsky?😉 ich sehe nicht mal Bilder vor mir, wenn ich Musik höre, egal, wie ihre bilderproduzierende Kraft gerühmt wird. Bei Enos Music for Films habe ich keine Filme im Kopf, es sind immer zu KLÄNGE, EMPFINDUNGEN, GEFÜHLE, wenn es um das geht, was Klänge auslösen. Ich bleibe, egal wie tief mein Hören geht, beim Klang, und den ihn beglitenden Empfidnungen und Gefühlen.

  6. Olaf Westfeld:

    Ich neige nach dem Konsum einer großen Tasse Kakao zu synästhetischen Wahrnehmungen zur Musik, nach dem Motto: „Leg Dich hin und lass die Bilder kommen“. Und da ich zwischen 20-30 (oder so) häufiger mal Kakao im Hause hatte, habe ich eine ziemlich gute Vorstellung davon, wie der innere Prozess abläuft und was ihn triggert. Diese kleinteilige Klangwelt und die sehr in die breite und tiefe gehende Produktion (ich hoffe, letzteres macht Sinn), dazu diese leichte Wattierung um die Töne, Klänge, die Harfe und die Gitarre, all das sind ziemlich Reize für mich…
    Ansonsten kenne ich körperliche Erfindungen zur Musik – Gänsehaut oder so – und bin dafür ziemlich empfänglich.

  7. Michael Engelbrecht:

    Sound and vision.

    Die Bilder sind bei mir meist Filme, dehalb war ich immer schon ein Fan von Träumen, Traumdeutungen – and lucid dreams anyways…

    In These Time hat in der Tat einige Wattierungen:)


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