Manafonistas

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2022 25 Sep

Eine Spur von Jamaika in einem hundert Jahre alten Klavier

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Tags: , , | 1 Comment

 

 

Wenn es zu Daniel Lanois’ Selbstverständnis zählt, stets mit einem Fuss in der Vergangenheit, und dem anderen in der Zukunft zu stehen, bekommt hier die gute alte Zeit eindeutig Vorrang, auf den ersten Ton zumindest. Rasch aber spürt der, der sich mit offenen Ohren in die Musik fallen lässt, dass hier kein regressives Schwelgen am Werk ist, und auch nicht in die klassische Falle getappt wird, den nächsten unausweichlichen „sweet stuff“ in der Nachfolge von Erik Saties goldenen Oldies zu verzapfen. Diese Platte ist eine kleine Sensation. Ein Wunder sowieso, wie er sein Zweit- oder Drittinstrument hernimmt, und ihm demassen verführerische Figuren entlockt, jenseits von Kitsch und Erhabenheit. Hier und da mit den richtigen falschen Tönen, dass nur das normierte Denken zuckt, und jeder andere aus dem Staunen keinen Weg herausfinden möchte. Was der gebürtige Kanadier hier veranstaltet, ist schichtweg ein Traum. Eines der hinreissendsten Klavieralben  der letzten fünfzig Jahre (aus dem Reich der Nicht-Virtuosen): was für Auren, was für Farben, was für Treatments, was für Nachhallkurven und Drumherumgeschimmer, was für eine verdammt intime Veranstaltung erster Güte. Zutiefst humane Musik. Danny Boy hat neben berühmten Produktionen (Dylan, Neville Brothers, Gabriel, u2), neben eigenen rar gesäten, betörenden Songalben, auch  eine stattliche Anzahl rein instrumentaler Musik veröffentlicht „Player, Piano“ gehört neben „Belladonna“ (2005) und „Goodbye To Language“ (2016) zu den drei instant classics  seiner Ambient-Discographie. Und, natürlich, nicht zu vergessen, der heilige Gral, „Apollo“, das Trio mit den zwei Brians, das nach mehr als drei Jahrzehnten eine qualitativ ebenbürtige Fortsetzung erfuhr.

 

v i d e o

 

Schöne Koinzidenz – alle Drei kommen 2022 mit bockstarken Werken daher. Aber zurück zu „Player, Piano“. In jedem Instrumentalstück ein anderer Zugang zum Klavier, ein anderes Ambiente, ein anderer Sound, und doch ein Zyklus aus einem Guss. Unfassbar gut. Old-fashioned (in an adventurous way) and visionary at the same time.

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1 Comment

  1. Cathy Brown:

    Old-fashioned and visionary, yes. These are thoughtful and delicate pieces infused with touches that set them apart from standard solo piano works – the distant hints of other textures, touches of unsettling, unplaceable sounds, and unexpected and intricate time signatures. Closing track Sunday Asylum is a classic example of Lanois playbook for the whole album, building as it does to an unexpected and moving conclusion.

    The overall tone on Player, Piano is one of simplicity but don’t be fooled. A producer and musician of this calibre demands and rewards attention and Lanois makes fantastic use of melody and tempo to create an album rich in tone and atmosphere with enough variation to hold the attention. This might be instrumental music, but Player, Piano is anything but background music.

    Speaking of his new release, Lanois says, “if I don’t do my experiments and I don’t go through my explorations, then I’ve got nothing to bring to the table. I’d be a charlatan.” On Player, Piano he proves that he is the real deal – creating a soundscape that perfectly highlights his unique talent.


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