In die neue Serienwelt stieg ich relativ spät ein, dank der ersten Staffel von Mad Men, die Micha mir damals schickte und die ich zunächst verwarf. Ich hatte mir extra einen DVD-Player dafür gekauft, schob die erste Scheibe ein und dachte: „Kettenrauchende, tagsüber schon Whiskey trinkende Typen in sterilen Büros der Hochhäuser von Manhattan, umgeben von Nierentischen und Tussies mit hochgesteckten Frisuren in Fünziger-Jahre-Röcken? So einen Sch… schaue ich mir nicht an!“ Wie man sich doch täuschen kann. Als ich dann in die Serie Breaking Bad einstieg, war das schon eine alte Kamelle, längst allbekannt, nur mir mal wieder nicht. Gestern beendete ich die letzte Staffel von Better Call Saul und eine wenig Wemut kam auf. Als dieser unmögliche Anwalt, dieses labernde Windei in schlechten Anzügen das erste Mal bei Breaking Bad auftauchte, dachte ich: „Nein, bitte nicht, der Typ verdirbt alles.“ Zwei Jahre, nachdem Breaking Bad zu Ende gegangen war, bekam genau der seine eigene Serie, als Prequel. Wie bitte soll das gehen? Nun, es funktionierte, und viele meinen: sogar besser als der Vorläufer. Denn die Zeit bleibt nicht stehen und auch bildtechnisch wurde vieles noch verfeinert. Geblieben ist der unglaubliche Witz, diese Mischung aus Drama, Crime, Komödie und, ja: grosser Kunst. Es werden teilweise banale Alltagstätigkeiten so raffiniert aufgenommen, dass man schon ein Erleuchtungserlebnis dabei hat, wenn jemand eine Zahnpastatube ausdrückt. „Verrückt“ – genau das wäre auch mein Prädikat dieser epischen Gesamterzählung, mit ihrem Kern in Albuquerque und den wüsten Geschichten drumrum, in der Wüste. Und mit einer Spannweite von dreizehn Jahren: Walter Whites Irrsinn begann 2009 hierzulande auszustrahlen, nun gerade endete der nachfolgende Vorläufer. Da kann man schon ein bisschen melancholisch werden. Für keine andere Serie gilt sosehr wie hier: the venue was the star. Das verzaubernde Licht von New Mexico. Und Schauspieler Bob Odenkirk ist ein Grosser, in einem grossen Gesamtensemble. Eines vorweg, ohne zuviel zu verraten: Zeitreisen spielen eine Rolle in der allerletzten Episode. What you loved – and what you regret.