Manafonistas

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Archives: August 2022

2022 31 Aug

Unsere FAB FOUR aus Düsseldorf

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Das Schöne am Heimataufenthalt ist, dass man in altgewohnten Alltag eintauchen kann und die Wiederentdeckung wie ein neuer Freudenschub wirkt. So hat z.B. das Phönix im Dreischeibenhaus wieder geöffnet mit seiner allerfeinsten Küche. Kultkünstlercafé Ohme Jupp bietet noch mehr internationale Presse in der Mitte des Raumes an. In der Rheinischen Post von heute lese ich die Konzertkritik über das Auftreten der in die Zukunftzurückgereisten. 25000 Kraftwerk Fans fanden den Weg zu den Robotern, von denen nur noch einer, Ralf Hüter, auf der Bühne steht. Die Atmosphäre wird als ruhig beschrieben. Gespielt wurde zwei Stunden lang. Allerbeste Stimmung. Hier die Songliste von dem einzigen Kraftwerkkonzert 2022 in Deutschland:

 

Numbers      
Neonlicht
Computerwelt    

Spacelab   
Autobahn  
Tango   
Ãtherwellen   
Electric Café   
Das Modell   
Computerliebe   
Radioaktivitãt   
Tour de France     
Trans Europa Express   
Wir sind die Roboter (bei diesem Song verschwinden die Musiker und werden von Maschinen ersetzt)    
Finale natürlich: Music Non Stop.

 

Man darf gespannt sein, wann Düsseldorf diesen zukunftsweisenden Musikern mal ein Denkmal setzt, vergleichbar der großen Beatles Skulptur im Liverpooler Hafen.

 

2022 30 Aug

Neil Young: Citizen Kane Jr. Blues

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Ich besitze eine High-End-Anlage.
Ich schätze sehr gute Aufnahmequalitäten.
Ich habe mich in diese LP hineingehört.
Eigentlich klingt sie furchtbar.
Ich stehe in diesem Club, 1974, mit einem Bier in der Hand.
Vor mir der junge Neil Young.
Fantasie ist einfach die stärkste Kraft.
Ein wunderbares Hörerlebnis.
Danke!
Peter.

 

 

Praesciptum, Blog, 2013: I met a young woman from Bulgaria in a Starbuck’s cafe in Cologne. We talked for a while: the jobs, the past, the holidays. She will be in Sri Lanka now. Or in a short time from now. I played „Cinnamon Girl“ for her, the trailer of the new Neil Young album „Live from the Cellar Door, 1970“. Immediately she liked the music, love (attraction at least) at first sound, she had never heard that voice before, first time. I’m listening to the record now, „Live At Massey Hall“, pure magic in the ways it transcends the genre of just confessional songwriters. Two months before his solo perfomance at the Cellar Door (Miles Davis was also there, 1970) AFTER THE GOLDRUSH had been released. Anti-matter and Southern Man. Only love can break your heart. Beware, guys: flying on the ground is wrong. (m.e.)

2022 29 Aug

Indian Summmers

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i just finished the two seasons of this fine series.
i know some guys think i’m going melodramatic here,
well, i prefer happy endings.
great filming, a new favourite actress,
she speaks both english and french,
in real life, this is real history.
the dawning of the english empire in india.
from time to time i need my quantum of
exotica and gritty reality mixed in unforseeable
patterns, dances, desasters & hopes.

 

 

Ich weiss gar nicht  mehr, habe ich den Film mit „Split-Screen“ auf grosser Leinwand gesehen (war der ab 12?), oder Jahre später, als es in der BRD nur zwei Fernsehprogramme gab. Egal, er beeindruckte mich. Und wie unverwüstlich schien Steve McQueen, und welche Schockwellen löste sein Tod in den USA hervor – Lambchop schrieben mal einen Song oder ein Instrumentalstück zu jenem Ereignis, das manchen Menschen dort, in den Staaten, wie das Ende ihrer Kindheit erschien. Das Verlieren der Illusion des Dauerhaften. Zu den seltsamen Faszinationen des Films zählt auch der Evergreen, hier vorgetragen von Noel Harrison. Meine Lieblingsversion. Erst könnte man ihn in dieser Action-Komödie für seltsam verfehlt halten, mit der  Zeit aber fügen sich die hauchzarte Melodie und die wundersamen Verse in diverse Schwebungen des Films ein, dem ab einem gewissen Moment alle Schwerkraft abhanden kommt. Und auch das Wiedersehen des Klassikers glückte. Trotz allem Altmodischen und Weithergeholten.  Wie zeitlos doch das Lied ist – das  geheime Schwungrad eines perfekten Beispiels für „pures Kino“. Hätte ich gerne noch mit dir gesehen, Annette! Du warst vier, als „Thomas Crown ist nicht zu fassen“ in die Kinos kam. In dearest memory.

 

2022 27 Aug

Herbstlese

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Olaf, ich mag dieses Cover, und hoffe, die Musik hält mit. In Kürze kommen die beiden Neo-Noir-Action-Reisser „Mesrine“ von Vincent Cassel (danke, John!) und eine Eberwein-Hypnose-Cd (danke, Gudrun!) bei mir an. Rein musikalisch neigt sich das global so bittere Jahr dem Ende entgegen, und neben meinem sehr überschaubaren Stapel „Mögliche Überraschungen“ (neben OM liegt da eine Weissmuster-Cd des auf dem Foto abgebildeten Albums), werden noch einige ECM‘s kommen (u.a. Heiner Goebbels‘ „A House Of Call – my imaginary notebook“), die neuen Schallplatten von Brian Eno, Bill Callahan und Lambchop (Highlights all three! – see „The Conviviality of Solitary Games, at the right, „time travel“ column), sowie (hoffentlich betörende) Remaster alter geliebter Vinylversionen von Wilco (people, get ready, leave California Hotel and enter ((finally)) the twilight worlds of Yankee Hotel Foxtrot!) – und Kevin Rowland‘s Dexy Midnight Runners (hello, sweet sweet loving days of Grasfilzing!). Was fröhliches Recycling angeht, reduziere ich mich auf die zwei Letztgenannten. Und, fast vergessen, die SoulJazz Records Edition von „Grounation“. Dass es an meinen „Top Twelve“ noch grosse Änderungen gibt, wage ich zu bezweifeln. Nikolaus kann kommen. Die Schatztruhe des Jahres ist und bleibt Robert Fripps „Exposures Boxset“ (s. Kolumne rechts). Es wird ein kalter Winter in Deutschland, nicht nur das private Gasreservoir will angelegt  sein, auch die Seelennahrung, nicht zu knapp. 

 

 
 

… und der Ravensburger Verlag kippt „Der junge Häuptling Winnetou“ aus dem Programm wegen eines verfälschten Bildes der indigenen Bevölkerung zu Zeiten des Kolonialismus.

Hab ichs doch gewusst – ich bin kriminell und eine postkolionalistische Ausbeuterin und rassistisch und antiziganistisch obendrein. Und meine früheren Schulfreund/e/innen dazu. Was haben wir alles kulturell ausgebeutet und auf billige und erniedrigende Klischees eingedampft. Die Jungs gingen als Cowboys und Indianer! INDIANER!!! Mit schwarzen Perücken! Und Zöpfen!! Und ich hatte ein Chinesenkostüm und malte mir schräge Augen mit Mamas Augenbrauenstift. Geht gar nicht! Und als Holländerin mit weissem Häuberl! Oder gar als … pssst … ähm … Sie wissen schon … die Mädels mit den weiten roten Röcken und weissen Rüschenblusen und grossen goldenen Ohrringen …

Und in den Kaufhäusern hingen die Kostüme an meterlangen Stangen … was da verdient wurde an dieser rassistischen Ausbeutung! Und die Kosmetikindustrie mit der ganzen roten und gelben und schwarzen Schminke für die Indianer und Chinesen und die Dingens … siewissenschonwas. Und die Perückenhersteller … überhaupt nicht zu fassen, das Ganze. Alles auf Kosten unterdrückter Minderheiten und kulturell ausgebeuteter Volksgruppen, denen man ratzfatz ihre Wurzeln klaut. Und meine Freundin ging als Marienkäfer – da gehn vermutlich jetzt die Tierschutzverbände die Wände hoch – auch Tiere haben schliesslich Recht auf Kopierschutz. Und ein Gänseblümchenkostüm hatte sie auch mal, da wurden die Gänseblümchen auch nicht gefragt, ob sie so dargestellt werden wollen mit diesem Klischee von weissen Blättchen und gelber Knospe … und die Elfen und Feen werden sich auch bald zu Wort melden wg widerrechtlicher Aneignung der Anderswelt;  ja, es tun sich Abgründe auf – haufenweise unbewältigte Vergangenheit und Identitätsklau.

Ich hab solche Schuldgefühle … kann ich irgendwo was spenden?

 

2022 25 Aug

36 Grad von Inga Humpe

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36 Grad und es wird noch heißer. Das Lied summte ich heute, als ich, wie immer, vergeblich das Zentrum von Düsseldorf suchte. Ich lief die Rheinpromenade entlang, Schatten suchend unter den verkrüppelten Ahornbäumen. Ich bewundere die Ausdauer der Geher. Unter den Künstlern ist es sicherlich Peter Handke, der die Städte von ihrem Weichbild aus auf langen Wegen zu Fuß erobert. Auch Werner Herzog ist in diesem Zusammenhang zu nennen. Ich glaube, Martina hat hier mal was über das lange weite Gehen von Herzog von Bayern bis Paris geschrieben. Ian wandert jeden Sonntag bis zu 15 Meilen durch Glasgow, um seine Stadt immer neu zu entdecken. Auf meinem kleinen Spaziergang blickte mich ein Plakat an, auf dem Inga Humpe abgebildet war. Sie gibt Anfang September hier eine Lesung aus ihren gesammelten Songtexten. Ich mag ihre Gedichte sehr. Sie sind immer nah an der Liebe gebaut, aber augenzwinkernd winkt sie dann den Beziehungsbegehrlichen ab. Ihr Gedicht “Wir trafen uns in einem Garten” ist so ein Beispiel für ihr Spiel. So lautet auch der Titel ihres Buches. Wenn ich ihr begegne, frage ich sie, warum ihre Band nicht 2Zimmerwohnung heißt und ob Albert Einstein wirklich den Raum schneller als die Zeit berechnete.

 

 

 

Vor 11 oder 12 Jahren bei der Arbeit an meinem Dokumentarfilm über Maja S. K. Ratkje hatte ich den Plan, anstelle eines konventionellen Protagonistinnen-Interviews für ein klassisches Dokumentarfilm-Voice-Over bzw. für die üblichen „Talking Head“-Zwischenschnitte durch den Film hindurch lieber ein persönliches Gespräch mit einer Musikerin oder Künstlerin aus einer anderen Generation in die Wege zu leiten, das uns dann Material für interessante und vor allem eher szenische bzw. filmische Momente anstelle reiner Informationsvermittlung geben würde. Ich schlug Maja eine norwegische Musikerin vor, die mir spannend genug als Gesprächspartnerin für einen Austausch auch zwischen Generationen und künstlerisch-musikalischen Herangehensweisen schien. Wir sprachen über diesen Ansatz, aber Maja fand meine Wahl nicht so ideal und schlug stattdessen Sidsel Endresen vor – eine Musikerin, die ebenfalls die Stimme als ihr erstes Instrument hat und die eine Generation älter ist. Auch bestünde seit langem eine Freundschaft und ein großer gegenseitiger Respekt zwischen ihnen, meinte sie.

Der Vorschlag fiel bei mir auf fruchtbaren Boden, waren doch mehrere Alben von und mit Sidsel Endresen wesentlich mit daran beteiligt gewesen, dass ich einst die für Innovationen offene norwegische Musikwelt lieben lernte. Undertow und In There. Out Here. zählen bis heute zu meinen ca. 20 bis 25 Lieblingsalben überhaupt. Sehr wenige Songwritingalben vermochten mich über viele Jahre hinweg so sehr zu fesseln. 

Leider kam es damals nicht zu dieser Zusammenarbeit, was, wenn ich mich recht erinnere, im Wesentlichen damit zu tun hatte, dass Sidsels Telefon oder Mac irgendwelche Probleme hatte und wir sie nicht erreichten bzw. längere Zeit keine Antwort von ihr erhielten. So jedenfalls ihre sehr herzliche Entschuldigung, nachdem wir den Drehtag dann mit Rolf-Erik Nystrøm durchführten. (Was auch super war, vor allem spannend für mich, ein zweistündiges Gespräch zwischen befreundeten Musiker/innen auf norwegisch zu inszenieren, obwohl ich kaum mehr als einzelne Worte verstand. Nach langer Schnittarbeit bliebe allerdings letzten Endes nichts aus dieser Szene / aus diesem Gespräch im fertigen Film.) Viele Jahre behielt ich Sidsels SMS auf meinem Händi, und wir tauschten später auch ein paar E-Mails, da ich mein Interesse bekräftigte, irgendwann einmal etwas mit der Kamera mit ihr zu machen oder sie vielleicht doch noch in dem Film unterzubringen.

Über die Jahre sah ich sie natürlich hin und wieder bei PUNKT in Kristiansand, stand auch bei einem Konzert direkt neben ihr im Publikum, verpasste dann aber den Augenblick, mit ihr ins Gespräch zu kommen. (Während eines Konzerts schien mir das nicht der richtige Moment.) Ein paar Jahre später, als ich die 50-teilige ECM-Kurzfilmreihe anging, war natürlich klar, dass ich sie dabei haben wollte. Ich organisierte ein gemeinsames Gespräch zwischen ihr und den beiden Musikerinnen Vilde und Inga, die Studentinnen von ihr an der Musikhochschule in Oslo gewesen waren. (Sidsel hatte wohl dafür gesorgt, dass Vilde&Ingas selbst aufgenommenes erstes Album Makrofauna bei ECM veröffentlicht wurde.) Ich bereite dieses Gespräch mit den Beteiligten gut vor, und wir hatten, zwischen anderen Arbeitstagen mit Vilde und Inga während der Aufnahmen zu ihrem dritten Album, dessen Produktion ich mit der Kamera begleitete, einen Drehtag in Sidsels Büro in der Musikhochschule angesetzt. (Bei ihr zu Hause sei ihr privater Raum, da sei es absolut tabu zu filmen, erläuterte sie.) Doch dann schrieb sie mir spät in der Nacht vor dem Drehtermin, dass sie nicht ganz gesund sei und zu ihrem großen Bedauern leider doch absagen müsse.

Dann hatte ich fast ein Jahr später, im Rahmen eines weiteren Besuchs in Oslo, wieder einen neuen Termin mit ihr angesetzt, Mitte März 2020, um dieses ECM-Interview mit ihr alleine zu führen, wieder im Hochschulbüro. Dann wurde, corona-begründet, just am Vormittag meiner geplanten Grenzüberfahrt, von Schweden kommend, die norwegische Grenze für alle Nicht-Landesbürger geschlossen. (Ich hatte abends zuvor im Hotel bei Göteborg noch überlegt, ob ich sicherheitshalber schon um 6 Uhr weiterfahren sollte, damit ich noch vor der möglichen Grenzschließung um 9 oder 10 Uhr am Vormittag ins Land komme… aber letzten Endes stand ich dann um ca. 11 Uhr vor verschlossenen Grenztoren.)

Wir mussten unser Interview also ein weiteres Mal vertagen. Im Sommer besuchte ich Django Bates für ein ECM-Interview in Bern; dabei sprach er voller Bewunderung über die Zusammenarbeit mit Sidsel bei den beiden ECM-Alben, darüber, wie sehr ihn die Arbeit mit den leisen Norwegern damals geprägt habe und dass er seit langem gerne noch einmal ein Duoalbum mit ihr aufnehmen würde. Norwegen öffnete die Grenzen wieder im August, und dann ließ sich endlich der Gesprächstermin mit Sidsel in Oslo einrichten. Da sie aus Angst vor Corona alle Begegnungen in Innenräumen und auch die Musikhochschule konsequent mied, konnten wir uns sogar in ihrem Garten treffen – mit gebührendem Sicherheitsabstand. Es war eine überaus inspirierte und inspirierende Begegnung, die in mir noch lange nachwirkte. Offener als nahezu alle anderen Musiker/innen, die ich getroffen habe, erzählte sie von der Zusammenarbeit mit Manfred Eicher und ordnete ihr eigenes Lebenswerk zumeist sehr selbstkritisch ein; gerade mal ein oder zwei ihrer Alben ließ sie als rundum gelungen stehen, was sie als mit Ausschlag gebend dafür nannte, dass sie nur noch sehr selten ins Studio gehe (wenn überhaupt) oder CDs veröffentliche. Ein Duoalbum mit Django Bates könne sie sich allerdings sehr gut vorstellen. Ich hoffe, dass – sollte es dazu kommen – die beiden an mich denken und mich als Fotografen bei der Aufnahme genehmigen. Das editierte Gespräch aus dem August 2020 in Sidsels Garten ist (mit einem Gastauftritt von Django Bates) nach wie vor HIER zu sehen.

 

„What is the colour when black is burned“ 

– Neil Young 

 

Mit nichts gilt es so sachlich umzugehen wie mit dem Material des Fantastischen, und Träume gehören allemal dazu. Und so ist es nur der Ehrlichkeit geschuldet, zuzugeben, dass das Transkript meines Serientraums eine Version ist. Nach vielen Umzügen hatte ich das Original verloren, und die sich stetig wiederholende Sequenz aus „Swimmingpool (Ort) und Initiation (Ritual)“ lediglich aus der Erinnerung neu notiert. Die allnächtlichen Begegnungen mit der „Farbenfrau“ hatten einen Einfluss auf manches, was später kam. Love, Devotion, Surrender. Am Tag nach der Tranceinduktion gingen Erika und ich durch unser Würzburg, das sich seit den Siebzigern erheblich gewandelt hatte. Aber wir blieben dran, und suchten alte Orte aus, ob sie nun unkenntlich geworden waren oder beharrlich ihr Revier verteidigt hatten. Sie zeigte mir den kleinen Park, in dem sie Ellen Rabner zum ersten Mal geküsst hatte („im Bett war diese Traumfrau ein Sub, Micha, sie hasste die ewig anhimmelnden Blicke der Jungs, die sie stets ziemlich dumm umschmeichelt hätten), und es war der gleiche Park, mit dem ich einst mit meiner Verlobten lustwandelte, zwischen Audimax und Studentenwohnheim. Dort, in der Friedenstrasse, fuhren wir in dem „internationalen“ Gemäuer mit dem alten Fahrstuhl in den siebten Stock hoch – was für ein sentimentaler Reflex – wo ich (lange vor Erikas Fesselungen), ein Kopfkissen mit C. teilte und die glückseligsten Monate der Siebziger Jahre verbrachte. Sie führte mich auf die Alte Mainbrücke, und liess uns das Spiel spielen, alle jene mit Namen (und die exakten Stellen dazu) zu benennen, die wir dort geküsst hatten. Erika gewann 5:2 – selbst im Fussball fast eine Klatsche. Wir kamen in jenen Spielmodus von Erwachsenen, die Witterung aufnahmen und alte Leidenschaften Revue passieren liessen – Nostalgie schwang überall mit. Obwohl, bei Erika wusste ich das nicht so genau, sie fasste mir auf der Brücke en passant in den Schritt, gab mir einen rasanten Zungenkuss und vermerkte: „6:3, Schätzchen!“ – und weiter ging es. Hier der Plattenladen von Recommended Records, wo ich die erste und beste Platte der Violent Femmes gekauft hatte. Da die Treppe zur Festung, wo sie zum ersten Mal und ohne Vorlauf eine unbekannte Schöne um einen Kuss gebeten und überrumpelt hatte, in freier Wildbahn. Ich zeigte ihr den Ort, an dem meine Lieblingsbuchhandlung war (die auch Erikas Lieblingsbuchhandlung war), wo ich Italo Calvinos „Wenn ein Reisender in einer Winternacht“ erstand. „Ich kenne so viele Menschen, Erika, die immer alles vom Ende her begreifen wollen, Italo aber bastelte seinen Roman aus lauter Kapiteln, die den Anfang einer Geschichte erzählen, der dann einfach abreisst, und anderen Anfängen Platz macht.“ Das erzählte ich ihr, als ich sie mit meinem VW Bulli nach Veitshöchheim fuhr. „Noch ein Kaffee, Süsser? Wir können heute etwas zuende bringen.“ Das zweite Endspiel. Nach jener Nacht sah ich sie nie wieder. Sie starb fünf Jahre später auf einer Autobahn im Süden Frankreichs. (an dieser Stelle die kurze Notiz, dass ich einen einzigen Ort erfunden habe in dieser Geschichte, sowie alle Namen, aus Respekt vor den Lebenden und den Toten. Und das wird auch der Fall sein, sollte ich den kleinen Roman „Der schwarze Hund von Bergeinöden“ fertigstellen, anno 2024.)

 

John Darnielle has written almost 650 songs now, and some of them are very sad, dealing with hard drugs and tragic ends, hurting yourself and others, sicknesses of both body and brain, off-brand alcohols. They are told in beautiful, unnerving, specific detail, because John Darnielle is a very good writer, and also some of them are just true stories about his own life. And, believe it or not, there‘s much magic in them, the stuff of dreams and wisdom, and a beating heart. and if  you are  take interest in John’s worlds, John‘s world, perhaps you shouldn’t miss his leatest novel, Devil House, the story of a once-successful true-crime writer who moves into a California house where a pair of murders took place during the “Satanic Panic” of the 1980s. (m.e.)

 

 

 

John D., Mastermind der Mountain Goats, einer meiner geschätztesten Bands auf dem Planeten, nahm vor Jahr und Tag die Kids mit, um „Ghidorah, das dreiköpfige Monster“ zu sehen,  einen Film, den es auf deutsch mit anderem Titel in einer etwas zu teuren DVD-Edition gibt, sonst wäre das ein Fest für die ganze Mana-Familie. Es handelt sich um einen Kaiju-Film aus dem Jahr 1964.

 

Er ist der fünfte Film der Godzilla-Reihe und zeigt, wie Godzilla sich mit seinen beiden Feinden aus den Vorgängern, Mothra und Rodan, zusammenschließt, um Ghidorah zu besiegen. Sie müssen sich an ihm für den Angriff auf die Stadt Matsumoto rächen. Sie müssen ihn leiden lassen. Aber der Film hat auch etwas Surreales an sich, mit Außerirdischen von der Venus und anderen weltlichen Genüssen.


OTON DARNIELLE: „Es gibt ein japanisches Gesangsduo namens The Peanuts, ein beliebtes Schwesternpaar, das sang. Weil sie Schwestern waren, war ihr Stimmklang fast identisch, so dass ihr gemeinsamer Gesang etwas Geisterhaftes hatte. Und sie spielen diese zwölf Zentimeter großen Zwillinge, die mit Mothra auf der Insel der Kinder leben.

 

Hier der Trailer…

 

OTON DARNIELLE: „Meine Kinder sind daran gewöhnt, Super-Action-Filme zu sehen, also war ich gespannt, wie „Ghidorah – The Three-Headed Monster“ bei ihnen ankam. Sie waren begeistert; sie hatten so viel Spaß, und es hat sie nicht so erschlagen wie … das ist der Hauptunterschied zwischen einem modernen Film und einem Film vor dem digitalen Zeitalter. Jetzt ist es möglich, die Sinne völlig zu überwältigen, und das scheint das Ziel zu sein. Und das scheint es zu sein, woran die Menschen wachsen, und das ist dann eben gut so. Was auch immer für andere Leute funktioniert. Aber ich möchte, dass meine Sinne gereizt und stimuliert werden. Ich will mich nicht überflutet fühlen. Ich will mich nicht erschöpft fühlen, wenn ich das Kino verlasse. Ich möchte mich neugierig fühlen. Ich möchte mehr darüber reden. Mein jüngerer Sohn, der sieben Jahre alt ist, hat noch nie so viel über einen Film gesprochen, wenn er aus dem Kino nach Hause kam, wie über diesen. Er wollte seiner Mutter die ganze Geschichte erzählen.“

 


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