„Nicht alle Musiker glauben an Gott, aber alle glauben an Johann Sebastian Bach.“
(Mauricio Kagel)
Die Klanghorizonte und die Jazzfacts werden mit überschaubarer Regelmäßigkeit gesendet. Es wird im Manafonistas-Blog zumindest auf die Jazzfacts zuverlässig hingewiesen und Radiohörer Henry Karl trägt auch dazu bei, wenig zu versäumen wenn man seinen Newsletter abonniert hat. Nun bin ich erst Anfang Juni 2022 bei der 32. Folge auf eine 33 Folgen umfassende Reihe aufmerksam geworden, die schon seit dem Jahr 2015 existiert. Man kann leicht erkennen, dass die Serie des DLF Kultur nicht so dicht wie die Tagesschau gesendet wird und deshalb hier im Blog auch nicht beworben wurde von mir – von wem sonst?
Es gibt gerade einmal 288 handgeschriebene Seiten von Johann Sebastian Bach selbst. Das ist wenig. Vor allem enthalten diese kaum Privates. Wir wissen somit nichts über sein Sexualleben und seine bevorzugten Drogen. Naja, Bach war ein gefragter Orgel-Gutachter. Nach einer solchen Orgelprüfung zu Halle im Jahr 1716 hat er mit den helfenden Kollegen gut gegessen und reichlich gesoffen, so dass er in der Quittung am Ende kaum noch seinen Namen schreiben konnte und dazu einen dicken Tintenklecks produziert hat.
Diese Quittung kann man nicht hören, den Tintenklecks auch nicht. Gesehen habe ich sie in einem Buch, das ich nach Entdeckung der Sendereihe entdeckt habe, ein Buch, das im Jahr 2022 erschienen ist und als Bildbiografie offenbar aus der Hörbiografie hervorgegangen ist, welche jene teure Bildbiografie kostenlos mit umfangreicherem Text und großartigen Musikbeispielen ergänzt. Bach für Augen und Ohren.
Nur eines der überlieferten Bilder Bachs ist nach heutigem Wissen unzweifelhaft von der lebenden Person gemalt worden, das Bild des Malers Elias Gottlob Haußmann, eigentlich eine dürre Basis für eine Bach-Ikonografie.
An Büchern über J. S. Bach herrscht kein Mangel. Aber dieses ist das unterhaltsamste Hör- und Lesebuch zu JSB, welches mir begegnet ist. Michael Maul – Bachforscher und Intendant des Leipziger Bachfestes – bedient sich historischer Quellen, die er nicht nur zitiert und kommentiert, sondern daraus kurze verschmitzte Hörszenen komponiert, mit leicht thüringisch-sächsischem Tonfall, den man im gesamten deutschen Sprachraum verstehen sollte. Nicht unterzubringen in den 33 Hörfolgen sind die laut Bach-Werke-Verzeichnis über 1000 Kompositionen Sebastians, selbst dann nicht, wenn auf alle Worte der Hörbilder verzichtet würde.