Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2022 14 Jul

Aus den frühen Jahren des Mediums

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Comments off

 

Wäre nur ein Filmteam vor Ort gewesen. Am 19. Dezember 1950. Um all die Gespräche einzufangen. Den Morgen. Das Danach. Late Night Talks. Duke Ellington hatte im Laufe seines Lebens einige ideale Spielpartner, die kamen und gingen. Billy Strayhorn war der kongenialste. Und an diesem kalten Tag im Spätherbst betraten sie alle das Studio: Billy, Russell, Paul, Johnny, Jimmy, Nelson, Andrew, Harold, Ray, William, Quentin, Lawrence, Tyree, Mercer, Sonny, Wendell – und Yvonne. Das alte Drei-Minuten-Format wurde ad acta gelegt, um den neuen Zeitlosigkeiten zu huldigen. Showtunes-time! Drei der vier Kompositionen waren bestens bekannt, „Mood Indigo“, „Sophisticated Lady“, und „Solitude“. Hinzu gesellte sich „The Tatooed Bride“. Das Album fiel mir erstmals in den Achtziger Jahren in die Hände, später eine CD-Fassung. Egal, wie plakativ der Titel, wie schön-schrullig das Cover, es blieb immer meine Lieblingsplatte des Duke. Lapidar gesagt: pure Klangmalerei, Big Band-Musik „Ambient-style“ – die vier Stücke besassen Schwebungen einer zwischen zwei Linden aufrgespannten Hängematte, und waren von der Art, dass ihre expressiven Momente einen schon mal in hohem Bogen aus der Matte heben konnten. Heute hörte ich das Album zum ersten Mal in der Version von „Analogue Productions“ (2021) – Mastering und Pressung vom Feinsten. Doch so leuchtend, glänzend, schimmernd hatte ich das Album nie zuvor gehört – reines Satin, „blue velvet“. Immer noch geht und schwingt  mir dieses eine Saxofonsolo von Paul Gonzalves nach. Pures Driften, entfesselt, die Taktstriche reine Illusion. Ein berühmter Satz zu der LP: „Mono goes cinemascope, hard to believe.“ In meinem Plattenregal kommt das Teil in die bestmögliche Nachbarschaft, neben die Impulse-Platte „Duke Ellington & John Coltrane“, neben „Get Up With It“ vom Miles Davis (wegen der Dreissig-Minuten Huldigung an Mr. Ellington, betitelt „He Loved Him Madly“), neben „Showtunes“ von Lambchop – und „L‘Amour“ von Lewis. Wenn man die Schallplatten intuitiv ordnet, kommt manches, vorübergehend, abhanden. Das zinnoberrote Gatefold-Cover von „Masterpieces“ macht das Verlegen unmöglich.

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