Manafonistas

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2022 5 Juli

„Drive My Car“

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Comments off

„Ryusuke Hamaguchi’s beautifully wrapped quiet work of art that hits you when you least expect it. It’s a slow-burning arthouse vehicle about grief and love that unfolds over a three-hour run time.“ (Marriska Fernandez)


Der Film basiert auf einer Kurzgeschichte von Haruki Murakami und bewegt sich sehr, sehr langsam. Ausser auf den Autofahrten, die zumindest bewegte Bilder zulassen, in der nahezu traumatischen Erstarrrung unseres Protagonisten. Oder ist er doch lebendig, ein stiller Beobachter? Der Filmtitel lässt an die Beatles denken, aber „Come on, baby, drive my car“ scheint, euhporietechnisch, eine Welt entfernt.

Wer nach dem ersten 15 Minuten nicht eingeschlafen ist, hat gute Chancen, etwas Wunderbares zu erleben. Da ist etwas an der Rhythmik der ruhigen Bilder, das in Stille, Sätze, Klänge hineinzieht. Die Handlung, seltsam, traurig, und spärlich genug, lassen wir mal aussen vor.

Nur so viel: des öfteren werden wir von den Geschichten heimgesucht, die sich die  Frau unseres geschlagenen Helden nach dem Sex ausdachte. Der Film beginnt mit einer dieser Geschichten, in einem dunklen Schlafzimmer, während draußen die blaue Dämmerung herrscht. Die Beleuchtung ist so schön, dass mich der Film sofort in seinen Bann gezogen hat.

„Drive My Car“ ist ein Film, der trotz aller Melancholie ein großes körperliches und visuelles Vergnügen bereiten kann. In den Augenblicken, in denen die Stille nahegeht, können en passant Tränen aufsteigen. Die Figuren sprechen nur, wenn sie etwas zu sagen haben: Es gibt kaum Smalltalk. Es gibt viel Schweigen, was manchen Filmemachern Angst macht. Das ist zum Teil eine japanische Eigenart. Gesten und negativer Raum haben großes Gewicht.

Nach drei Stunden hatte ich Lust, mir den Film noch einmal anzusehen: so gut ist er. Und auf amazon prime kann man ihn sich leihen für den Preis eines grossen Cappuccinos. Original mit deutschen Untertiteln, gerne! Deal? Als vorherige Einstimmung empfehle ich völlige Versenkung in deine Lieblingsambientplatte von Brian Eno, etwas sehr Asketisches aus Japan, oder eine Runde ZaZen für Mitteleuropäer. Etwas, das jedes Tempo aus der Wahrnehmung rausnimmt. Dann geht‘s los.

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