So manches Albumcover von John Zorn lässt einen mit der Zunge schnalzen, oder etwa nicht? Beispielsweise jenes jüngst ins Haus geflogene, das Perchance to Dream beherbergt, mit darin enthaltenen ruhigen und wohlklingenden Köstlichkeiten: Nocturno-Stücke, die man gut und gerne vor dem Einschlafen hören kann, als Einladung zum Träumen vielleicht oder zur Abkühlung in heissen Sommernächten. Nichts rabiat Aufweckendes a la Naked City also, die man dann genüsslich frühmorgens hören darf, zum schwarzen Kaffee, inmitten intermittierenden Fastens noch, als good morning booster. Was die Herren Frisell (guitar), Medeski (organ), Marsella (piano, fender rhodes piano) und Wollesen (drums, chimes) hier gekonnt vortragen, reiht sich ein in die makellose Vielseitigkeit des New Yorker Tzadik Labels. Ach, da könnte man glatt zum Plattensammler werden auf seine alten Tage hin! Doch war es eher so, minimalistischer Zen-Ästhetik nie ganz abhold, dass man sich phasenweise immer wieder von unnützem Krempel befreite, der ja dem freien Fliessen der Chi-Energie, sollte es so etwas tatsächlich geben, im Wege stände. Als der PC kam, zum Ende der Gutenberg-Ära, und später dann das Streaming eine Revolution des Fernsehens einläutete, da begrüsste man die neu gewonnene digitale Leichtigkeit des Seins. Doch so manche Sinnlichkeit blieb dabei auf der Strecke. In jüngsten Tagen stelle ich nun fest, dass eine Rückkehr zum konzentrierten und audiophilen Hören, nach langer Zeit, einige Tore der Wahrnehmung öffnet. Es fällt mir beispielsweise angenehm auf, dass das Auge, während man hört, einen „ruhenden Blick“ gewinnt, den man unbewusst vermisste. Und auch die Haptik beim Stöbern im Booklet zentriert. Ich erinnere mich, als ich J einmal fragte, zu jener Zeit, als wir den Saxofonisten Gary Thomas gemeinsam abfeierten, warum er denn dieses eine bestimmte Album nicht in seiner Sammlung habe, das sei doch grossartig. Ja, aber das Cover sei doch unmöglich! Soviel zu den subjektiven Wunderlichkeiten eines Sammlers. Das Obige aber hätte gewiss Einlass gefunden in die erlauchte Glasvitrine seiner Huldigungen. Und meiner Wenigkeit bot es jetzt genügend Anreiz, diesen kleinen Text zu schreiben, und sei es nur, um ihn im Verbund mit dieser Schönheit auszustellen, with this fine artwork made by Madeline von Foerster. Und Wanderer, triffst den Zorn mal unterwegs, dann frage ihn doch, ob seine Objekte nicht auch Gesamtkunstwerke seien, in dem Klangwerk und das Visuelle eine kabbalistische Allianz eingehen.