Erstmals auf Vinyl, endlich, frisch gemasterte Audioaufnahmen und restauriertes Artwork. Seite 4 enthält gar eine Mondradierung. Wer die Musik hört, hält Schuberts Winterreise für eine Butterfahrt mit Weihnachtskugeln. Aber der Reihe nach. Im Jahr 2003 reiste ich in das verschlafene Rentnerstädtchen Weston-super-Mare (nicht weit weg von Bristol und Portishead), und setzte bei der Stadteinfahrt, in der Dämmerung, meinen alten Toyota in einen Graben voller Matsch. Fuck! Unfreiwillig musste ich eine Woche in dem verschlafenen Ort bleiben, auf Ersatzteile warten – aber ich hatte Glück, zwei Musiker kennenzulernen, die sehr gastfreundlich waren, und womöglich die unheimlichste Musik Grossbritanniens fabrizierten.
Das Duo richtete sich in einem palastartigen Anwesen mit acht Schlafzimmern ein, um ihre kabbalistische Chemie weiter zu vertiefen. Mit Hilfe eines walisischen Multi-Instrumentalisten stiess das Duo noch tiefer in die Tiefen der surrealistischen Electronica vor, die als „Mondmusik“ bezeichnet wird – post-industrielle Zauberei auf der Achse von narkotischen und nächtlichen Energien. Not funny, you‘re right!
Was uns da erwartete, von diesen ausgewiesenen Freunden der Gruselgeschichten von H.P. Lovecraft, war eine aussergewöhnliche Geisterstunde aus schleichendem Acid-Sounddesign, Synthesizer-Reisen, opiumhaltigen Balladen, luziferischem Glitch und unterschwelligen Hymnen, die abwechselnd bedrohlich, orakelhaft und absurd waren. My goodness. Es gibt darin ein Spoken-Word-Experiment für windgepeitschte Leere, zudem einen luftigen Strudel aus kosmischen Synthesizern, eine Übung in Trauerzug-Piano und berauschendem Wortspiel, während andere Stücke wie liturgisches Gemurmel auf dem Sterbebett lauern, eingerahmt von Granular-Effekten und flackerndem Kerzenlicht.
Die Formation hat auch eine komödiantische Seite, etwa eine Spieldosen-Halluzination: über einem verzerrten, wackeligen Beat entwickelt sich eine undurchsichtige Erzählung über Gelassenheit, den heiligen Petrus, und selbstmörderisches Gemüse, begleitet von einem spiralförmigen Cembalo und stotternden Elektronikquietschern. Holy moly. Es wird berichtet, dass sogar hartgesottene Fans von The Cure (gemeinhin gewohnt an Trübsal, Weltschmerz und Baudelaires „Blumen des Bösen“) reihenweise aus Live-Darbietungen dieser fantastischen Band geströmt sind, einfach, weil sie es nicht mehr ausgehalten haben, und ein tiefes Caravaggio-Schwarz die helleren Zonen ihrer Empfindungsräume zu besetzen drohte.