Der Tag begann mit der intensivsten Regendusche seit der schwarzen Wolke von Sylt. Ich war so nass, dass ich nur die Klamotten auszog, und auf der Couch jene Sacd ungebremst vom Stapel liess, auf die ich lange warten musste: die Quad-Version von „Bitches Brew“. Sony, Japan. Was war machtvoller: der prasselnde Regen oder das wilde Gebräu des Dark Magus? „From an immersionist perspective, Bitches Brew ranks at the top, with fantastic use of all four channels, along with plenty of ear candy for quadroholics. In true 70’s fashion, parts float around the room and Davis’s trumpet blasts across the entire soundstage with delayed echoes reverberating across the back channels.“ Die Worte von Wesley Derbyshire sind fast schlicht gehalten, und ich neige dazu, dem Hörer eine kleine Warnung mit auf den Weg zugeben: nichts für schwache Nerven. Ein wahnsinniger Mix, basierend auf analogen Masterbändern, nichts klingt digital, analytisch, kalt. So habe ich Miles Davis’ Musik aus der Zeit zwischen 1969 und 1975 noch nie gehört. Und gerade der „elektrische Miles“ erscheint mir ein Fest für Surroundfreunde zu sein. Wer ohne Surround hört, bekommt die erstklassige Stereospur serviert, die m.E. keine Vinylausgabe toppen wird. Allerdings kenne ich nicht die Version von Mobile Fidelity. Und, interessant, das Cover von Mati Klarwein ist so berühmt, dass man gar nicht mehr dazu tendiert, es sich genau anzugucken. Vielen reicht das Wiedererkennen. Aber wer es nur in eine Schublade packt, verfehlt das Wilde, das Unheimliche, das ihm nach wie vor zueigen ist. Und das, was es über die Musik „aussagt“.