„In Werner Herzog’s „Grizzly Man“ kommt vieles von dem, was Richard Thompson gelernt und geschaffen hat, mit einer Art von wettergegerbter Leichtigkeit zur Geltung. Manchmal fühlt es sich fast wie ein Western-Soundtrack an, in dem die Musik dieser Inseln auf den weiten nordamerikanischen Himmel trifft. Bei all seinen akribischen Notizen und Erkundungen hat Thompson ein überragendes Gespür für den Raum und weiß, was er weglassen und was er einfügen kann. Die Musik evoziert nicht nur die Landschaft, sondern auch die Psyche des Protagonisten, einen trügerisch sanften Fluss an der Oberfläche, hinter dem sich Strömungen, Strudel und Trümmer verbergen, die die Oberfläche immer wieder überschatten. Es herrscht ein heimeliges Gefühl, das durch plötzliche, schrille Überschreitungen unterbrochen wird. Obwohl sein Gitarrenstil ganz und gar sein eigener ist, ist er nicht weit von der Atmosphäre von Ry Cooders „Paris, Texas“ oder Neil Youngs „Dead Man“ entfernt. Indem er zu einer Filmvorführung improvisiert, ob absichtlich oder nicht, verkörpert Thompson die einzige wirksame Reaktion, die wir auf die Natur haben können, nämlich einfach mit der gebotenen Sorgfalt und dem nötigen Respekt auf sie zu reagieren, da wir sonst Gefahr laufen, individuell oder kollektiv vernichtet zu werden, sei es durch Bärenangriffe oder den Klimawandel.“
(Darren Anderson, TheQuietus)
2022 9 Mai
Drei besondere Soundtracks, drei besondere Filme
von: Manafonistas Filed under: Blog | TB | 3 Comments
3 Comments
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Michael Engelbrecht:
Für diese Filme sind die Filmmusiken perfekt, allerdings ist für mich der Soundtrack von Ry Cooder der einzige, den ich auch ziemlich oft gehört habe, als reine Musik. Alle drei Filme haben mich, als ich sie erstmals sah, sehr gepackt. Dead Man und Grizzly Man sah ich zweimal, und es lohnt sich. Ry Cooder sah ich, als der Film in die Kinos kam, dreimal in einer Woche. Unvergesslich. Aber seit damals höre ich ab und zu, in besonderen Momenten, die Schallplatte von Ry Cooder von Anfang bis Ende. Raum-Klang der besonderen Sorte, fantastische Studio-Produktion. Hätte ideal zu ECM gepasst.
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Ursula Mayr:
Danke für den Tip.
Grizzlyman habe ich jetzt auf der Liste.
Mein Favorit bleibt aber DEAD MAN.Wunderbar skurril, melancholisch und eine Art tragischer Humor, anders kann ichs noch nicht benennen. Der Soundtrack erinnert mich stark an PAT GARRETT UND BILLY THE KID, von Bob Dylan der auch mitspielt. Oder täuscht mich da meine Erinnerung bezüglich der Ähnlichkeit? -
Michael Engelbrecht:
Atmosphärisch mag das hinhauen – aber das sage ich nur auch so aus der Erinnerung.