The Books spielte ich rauf und runter in den Klanghorizonten. Alle vier Alben. Gut, das vierte nicht mehr so, da war das Pulver weitgehend verschossen, und die beiden vertrugen sich auch nicht mehr gut. Brian Eno brachte ich nach Berlin mal ihre CD mit dem grünen Cover mit, „Lost And Safe“, und es wurde eines seiner Lieblingsalben der spoken word music. Irgendwie schaffen es The Books, aus einfachen Elementen (found voices, folk guitar, etc.) etwas Berührendes, Skurriles und Tiefgründiges zu machen. Die Tatsache, dass Vokal-Samples hier wieder neu klingen, ist schlichtweg erstaunlich. Die ungewöhnliche Menge an leerem Raum ist Teil des Betriebsgeheimnisses dieser atmenden, lebendigen Musik, und des Sinnlichen im Zerebralen.
(m.e.)
„Die Musik von The Books ist ruhig und zerebral, mit einer Palette von locker zusammengestellten akustischen Instrumenten, gefundenen Klängen und fremdartigen elektronischen Bearbeitungen. Es scheint passend, dass sich The Books während ihres Live-Auftritts hingesetzt haben, so studiert und überlegt wirken sie. Selbst der Altersunterschied (zehn Jahre) zwischen den Bandmitgliedern scheint nicht ins Gewicht zu fallen. Bands tun gut daran, ähnlich auszusehen, als wären sie Teil einer Gang (siehe The Libertines, The Spice Girls, Black Rebel Motorcycle Club und so weiter), aber The Books schienen davon abgekommen zu sein. Auf dem typischen Pressefoto einer Band aus den Nullerjahren sieht man The So-and-so’s zusammengedrängt, grimmig in die Linse blickend, während The Books in verschiedene Richtungen blicken, verschiedene Dinge mit ihren Händen tun, leicht voneinander entfernt, als wäre es ihnen peinlich, zusammen zu sein. Trotz ihrer inhärenten Verstrickungen haben Zammuto und de Jong es geschafft, eines der einzigartigsten Klangformate seit Suicide zu erschaffen – jenem anderen New Yorker Duo mit einem merklichen Altersunterschied, das sich stark auf die Möglichkeiten von Maschinen verlässt und in der Lage ist, einige ernsthafte Atmosphären zu schaffen; wenn die Musik von Suicide jedoch an die späten 70er Jahre erinnert: rot beleuchtete Nachtclubs, Amphetamine und Alkohol, dann erinnern The Books an die frühen Nullerjahre: Tagesfernsehen, Diätpillen und Tee für den flachen Bauch.*“
(Will Ainsley, TheQuietus)
* Und doch bieten sie Abenteuermusik der besonderen Sorte. (m.e.)
Archives: Mai 2022
2022 31 Mai
Wenn Gedankenfutter 20 wird
Manafonistas | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Comments off
Whatever the story of this album, whose number includes my birthday, and which is currently even available on vinyl – this is an ECM production of improvisors that completely passed me by, and I have no idea why. One violin and three percussion players, promising, the names speak volumes anyway – and the facts that the oddly titled work combines two widely separated sessions, involving two of the label’s top sound engineers, quite unusual. Part of the answer, this is Shankar‘s last album for the label. Some art, some business, left unfinished.
Shankar double violin
Zakir Hussain tabla
Vikku Vinayakram ghatam
Jon Christensen drums
Recorded 1987 and 1989 at Studio Bauer, and Rainbow Studio
Engineers: Martin Wieland and Jan Erik Kongshaug
Completed and mixed 1989 at Rainbow Studio, Oslo
Engineer: Jan Erik Kongshaug
Produced by Manfred Eicher
2022 30 Mai
Portrait of a young man in love (Arnschwang, 1982)
Manafonistas | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | 7 Comments
Brest, finally. But the past is a strange companion. Before the long drive I found a photo in my mail. Thanks, Gudrun, looks like a guy to steal horses with, and fighting windmills! And, well, a strand of green ended up in my hair, which was then dyed over again. A lot of things fell apart back then, slightly crazy prunes thought I was a womanizer with hypnotic powers, but my heart was a clean slate, in the right place, and I loved H (a woman, not heroin) without any doubts or double bottoms. Now, a few winters later, I travel to Brittany with an old beret and a lust for life like a thousand dime novels. (m.e.)
2022 29 Mai
Frieden im Krieg (Unamuno)
Lajla Nizinski | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Comments off
Der spanische Philosoph, Schriftsteller, Dichter und Universitätsgelehrte Miguel de Unamuno (1864-1936) war so etwas wie das Gewissen von Spanien. Mutige, scharfe und intelligente Stimmen wie die seine fehlen derzeit leider in der öffentlichen Debatte über den Ukrainekrieg. Zwar melden sich zunehmend Intellektuelle wie beispielsweise Herfried Münckler („Die Ukraine ist im Begriff, den Krieg zu verlieren …“), Henry Kissinger (er überlegt öffentlich über die Möglichkeit ukrainischer Gebietsabtretung) oder der klare Verstand des hier schon zitierten Klaus von Dohnanyi, aber leider hört man keine scharfen Töne aus der Ukraine oder aus Russland.
Ich bin auf Fuerteventura, weil ich mich mit Unamuno beschäftige, er lebte hier kurz. Wie sehr es unerschrockene Geister braucht! Auch wenn sie nicht mehr unter uns weilen, sollten wir bei ihnen nachlesen. Unamuno schwankte ähnlich wie Heidegger, als verkappte Diktatoren eine gesellschaftliche Veränderung versprachen. Unamuno merkte sehr schnell, was um ihn herum mit den Intellektuellen passierte. Mutig bot er dem Militär die Stirn:
“General Millán Astray ist ein Krüppel. Ich sage das ohne den leisesten Unterton. Er ist ein Kriegsvalide. So auch Cervantes. Aber Extreme geben nicht die Regel, sie entziehen sich ihr vielmehr … Er möchte Spanien neu schaffen – eine negative Schöpfung – nach seinem eigenen Bilde. Und deshalb wünscht er Spanien verkrüppelt, wie er uns unzweideutig klargemacht hat … Sie werden gewinnen, aber Sie werden nicht siegen. Sie werden gewinnen, weil Sie die nackte Gewalt besitzen, aber Sie werden nicht siegen, denn um zu siegen, muss man überzeugen. Und um zu überzeugen, müssten Sie besitzen, was Ihnen fehlt: Verstand und Recht zu diesem Kampf. Ich erachte es als sinnlos, Sie zu ermahnen, an Spanien zu denken.“
(aus der Rede von Unamuno als Rektor der Universität in Salamanca 12.10. 1936)
Unamuno wurde für 4 Monate nach Fuerteventura verbannt, weil er immer wieder gegen Unfreiheit und Unrecht aufbegehrte. Um 1920 war die Insel Fuerteventura alles andere als ein Ferienparadies. Es herrschte Armut und Elend. Schnell erkannten die Einheimischen, wofür Unamuno kämpfte: für freies, selbstbewusstes und gerechtes Leben. Er wurde ihr Held. Überall auf der Insel gibt es Denkmäler, die an ihn erinnern. Unamuno hatte hier wenig Möglichkeiten, auf Medienbasis zu kommunizieren. Trotzdem gelang es ihm, seine mutigen Gedanken zu transportieren. „Ich komme nicht mit meiner Freiheit zurück, die ist unbedeutend, sondern mit Eurer.“
In seinem Buch Frieden im Krieg (1897) findet sich die eindringliche Überlegung: „Nicht draußen, sondern mitten im Kriege tief drinnen in ihm, in seinem eigenen Schoße sollen wir den Frieden suchen: den Frieden im Krieg.“
In dem kürzlich erschienenen Prosadebüt von David Emling geht es um Existenzielles: das Leben, das man sich innig wünscht, oder „diese kleine Stimme in uns, die uns auffordert, unserer Bestimmung nachzugehen“. Und um das, was dazwischengekommen ist, etwa ein Beruf, der dem Lebenstraum nicht entspricht, zum Beispiel in einer Beratungsagentur. Und es geht um das, was einen jeden Tag davon abhält, das Eigentliche zu tun. „Daniels Hang“, veröffentlicht im Freiburger Verlag NeuWerk, ist eine Novelle und diese Gattung verlangt einige Strukturelemente. Zunächst ein besonderes Ereignis, das sich auf den Protagonisten auswirkt. In diesem Fall ist es: „alles, denn es ist nichts okay“, wie Daniel eines Nachts nach einem fantastischen Abendessen und wildem Sex verzweifelt seiner Freundin Jana erklärt: „die Arbeit, der Kurs, all die kleinen Enttäuschungen“. Mit dem Kurs ist Daniels Philosophiekurs gemeint. Foucault, kritische Theorie, Existenzialismus, Heidegger. Essays über philosophische Themen zu schreiben und damit zu zeigen, über diese Welt nachdenken zu können, das ist Daniels Ziel. Texte zu schreiben, die aber nur leben, wenn andere sie lesen – davon ist Daniel überzeugt. Das Dingsymbol für sein Schreiben ist sein charmant aus der Zeit gefallenes rotes Notizbuch. Daniel ist Sympathieträger: Auf der Zugfahrt zu Freunden sitzt er neben einer als unangenehm beschriebenen älteren Frau, die so korpulent ist, dass er neben ihr nicht einmal sein mitgebrachtes Buch aufschlagen kann; und doch: Als er aussteigt, „wünscht er der Frau in seinen Gedanken alles Gute“ – ein ziemlich ungewöhnliches Verhalten für einen jungen Mann. Der Held einer Novelle lässt sich treiben, er reagiert eher als dass er agiert, und so kann man das Buch auch unter den Aspekt lesen, auf welche Weise sich entscheidende Weichenstellungen in Daniels Leben ergeben, immerhin ein Zeitraum von sechs bis sieben Jahren in einem Alter von vielleicht den späten Zwanzigern bis in die Dreißiger hinein. Daniel ist ein empfindsamer, reflektierender Mann, er wird als Figur sehr anschaulich, weil er in verschiedenen Umfeldern agiert: seinem Zuhause mit Jana, seinem Arbeitsplatz, dem Philosophiekurs, dem neuen Nachbarn, mit Freunden von früher, mit seinen Eltern. Sehr stark ist die Szene, in der Daniel auf dem Nachhauseweg, mit Einkaufstaschen für ein genussvolles Abendessen bepackt, einem Mädchen, das auf dem Balkon eines billigen Wohnkomplexes steht, begegnet. Kaum spürbar finden Verschiebungen statt; manchmal genügt dafür ein Vergleich. So wirkt Toby, Daniels Chef, auf einer Geburtstagsfeier auf Daniel plötzlich „wie ein Künstler auf der Bühne“. Vor viereinhalb Jahren habe ich hier mit David Emling ein Parallel Reading über Richard Fords „Der Sportreporter“ gemacht, und David sagte, wenn schon das Leben unvorhersehbar sei, solle wenigstens die Erzählstruktur verlässlich sein, und so hat er es in „Daniels Hang“ gehandhabt. Es ist ein Buch, das für „die kleine Stimme in uns“ sensibilisiert – und für die Überraschungen, die sie bereithält.
2022 27 Mai
The Last Days Of Roger Federer
Manafonistas | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Comments off
Tennis, Jazz, Dylan, Filme, Drogen, Nietzsche, Beethoven. Warum also lache ich? Weil Geoff Dyer wieder einmal Kommentare und Beobachtungen mit Intellekt und Witz verbindet. Dyer, der zwischen Kritik und Memoiren hin und her springt, ist einer der wenigen Autoren, deren Absätze ich sofort wieder lesen kann, um mehr daraus zu ziehen. Die Wendungen und Vergnügungen sind zahlreich, und wenn man das Buch schließlich zur Seite legt, denkt man: „Oh ja, so schlau war ich schon immer, nicht wahr?“
(Steve Martin)
„Mehr als der Titel vermuten lässt, ist The Last Days of Roger Federer eine fesselnde Serie von Meditationen über geistige und körperliche Sonnenuntergänge im Leben von Malern, Musikern, Philosophen, Dichtern, Boxern und natürlich Tennisspielern. Der Stilist Dyer ist hier auf der Höhe seines Könnens und serviert Rätsel, Paradoxien, logische Verknüpfungen und andere zerebrale Genüsse. Sogar seine Syntax ist witzig. Dieses großzügige Angebot von Dyers aufschlussreichen, oft urkomischen Betrachtungen über Kunst, Leben und Sport ist ein Fest für seine Leser.“
(Billy Collins)
Ich habe Geoff Dyer einmal in London besucht. Er hatte mit seiner Partnerin so ein Zen-Ding laufen, und es ging nur barfuss in sein Wohnzimmer. Wir sprachen über sein berühmtestes essayistisches Werk „But Beautiful“, das viel mit Jazz zu tun hat. Mein Favorit ist sein Buch über Tarkowskis Meisterwerk „Stalker“, dem er Szene für Szene nachstellt, und dem ohnehin nicht gerade temporeichen Film noch eine andere Form von Langsamkeit an die Seite stellt. Ich bin ein Fan seiner „non-fiction“-Bücher, auch wenn er einst einen meiner liebsten polnischen Kinofilme, “Ein kurzer Film über die Liebe“, seltsam humorlos verrissen hat. Interessant. Am Ende unseres Treffens waren wir uns einig, dass in den späteren Jahren des Keith Jarrett Trios, seit den gross dokumentierten Abende im Village Vanguard, die trance-induzierenden Groovestücke ohnegleichen waren. Ich freue mich auf sein neues Buch, von dem ich die ersten zehn Texte mit einem inneren Lächeln gelesen habe. Das zweite Kapitel – und das Buch ist voller endlos kurzer Texte – erzählt etwas über Bob Dylans Song „Tangled Up In Blue“. Gewitzt, klug, keineswegs neunmalklug – wie lautet das englische Wort dafür? „Sophisticated“. Nach Oliver Burkemans „4000 Wochen – Das Leben ist zu kurz für Zeitmanagement“ das nächste vielersprechende Buch über, nun ja, Endzeiten, Endspiele – mit, zumeist aber ohne, Roger Federer.“
(Michael E.)
„Geoff, das ist dein achtes Buch, seit Du das letzte Mal einen Roman geschrieben hast. Hast du aufgehört, Romane zu schreiben?
Ja, so ziemlich. Ich habe all diese Bücher mit einer beträchtlichen Bandbreite an Themen geschrieben, aber meine Romane lassen sich in ein paar Sätzen zusammenfassen: Ein Mann geht auf eine Party, trifft ein Mädchen mit einer Gruppe von Freunden und verliebt sich. Das ist alles, was ich hatte. Als Nächstes möchte ich eine englische Version von Annie Ernaux‘ „The Years“ schreiben, um einige Aspekte meiner ganz gewöhnlichen Kindheit in den 1960er Jahren in der englischen Arbeiterklasse und der halb-ländlichen Welt festzuhalten, die mich geprägt hat, und die verschwunden zu sein scheint.
2022 26 Mai
Simon Fisher Turner und „Abbey Road“
Manafonistas | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | 1 Comment
1 – Simon Fisher Turner hat eine Reihe unvergesslicher Alben gemacht. Das Problem ist, nicht so viele Menschen haben sie kennengelernt, und dann ist das mit der „Unvergesslichkeit“ ein Problem. Einige Zusammenarbeiten mit dem radikalen Filmemacher Derek Jarman sind dabei, und ich spielte oft seine Musik in der Nacht, zu der es Stories zu erzählen gab. Zum Beispiel „Blue“, den Soundtrack zum gleichnamigen Film von Derek Jarman … Zuletzt ging es um sein Projekt mit Edmund De Waal, und die CD „A Quiet Corner In Time“.
Hier gleich seine Geschichte mit „Abbey Road“, und die erzählt er selbst (man findet sie im Original auf The Quietus, in der Reihe, „Bakers Dozen“) – link in comment 1 – und äusserst interessant, was er da so erzählt über (und an den Werke sieht man, wie gut er in meine Nachtshow passte) Arvo Pärts „Tabula Rasa“, Holger Czukay‘ „Rome Remains Rome“, Talking Heads‘ „More Songs About Buildings And Food“, David Bowies „Dark Star“, sowie Platten von Scott Walker und Al Green. Übrigens: SFT war mal Teenie-Star im Britischen Fernsehen, und es reichte auch mal für eine kleine Rolle in einem Film mit Robert Mitchum. (m.e.)
2 „Die Beatles haben mich auf so vielen Ebenen angesprochen. Rubber Soul war das erste Album, das ich von ihnen kaufte, es war in Stereo, aber wir hatten nur eine Dansette, also schimpfte meine Mutter mit mir. Sie kamen nach Plymouth, um die Magical Mystery Tour zu filmen, und es war unglaublich: Die Beatles kamen nach Cornwall!
Ich kaufte Abbey Road, als es herauskam. Ich war noch in der Schule und fragte die Musiklehrerin an der Ballettschule, ob ich sie mitbringen dürfe – ich wollte Tänzer werden, die Schauspielerei kam mit dem Ballett dazu, da die Schule einen Agenten hatte, und ich fing an, fürs Radio zu arbeiten, und dann fürs Fernsehen. Da waren richtig schlechte Rollen dabei, aber es machte Spass: man kann sich verkleiden und wird bezahlt!
Und dann kannst du dir ein Motorrad kaufen, obwohl deine Mutter sagt, dass du das nicht darfst, aber ich konnte das schwere Gefährt nie richtig hochhalten. Ich habe Glück, dass ich noch lebe, ich hatte ein paar dumme Streiche gespielt – einmal wurde ich zwischen zwei Lastwagen eingeklemmt, die in entgegengesetzte Richtungen fuhren, das war furchtbar.
Meine Kinder setzen sich nie hin und hören Musik, aber damals habe ich die ganze Klasse dazu gebracht, sich Abbey Road anzuhören, und danach haben wir darüber gesprochen. Es ist immer noch fantastisch avantgardistisch, es ist verblüffend. Ich bin froh, dass ich eines Abends vor Jahren George Martin getroffen habe, ich war auf einer Party und er war da, sah unglaublich alt aus, und ich musste einfach hingehen und mich bedanken, weil er so ein erstaunlicher Arrangeur war. Die Kombination aus seiner Arbeit und diesen Jungs war einfach magisch.
Es gibt so viele Dinge, die ich in meinem Leben mit Abbey Road verbinde. Es ist eine sehr private Platte für mich, ich habe sie immer mit Kopfhörern gehört und war in meiner eigenen Welt, und sie konnte mich entführen. Wenn ich so darüber nachdenke, bin ich mir nicht sicher, ob ich als Kind in London wirklich glücklich war, wenn ich allein war.“
2022 25 Mai
Reisen in die Eifel und an den Chiemsee
Michael Engelbrecht | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | 1 Comment
Es wird langsam Zeit für „meine“ Psychotherapeutinnen. Es lockt, neben der herzlichen Verbindung, die ich zu beiden empfinde, auch die Natur ringsum: die Eifel ist für mich ja fast Naherholungsgebiet. Nach meinem Wiedersehen mit G., die in Daun eine Praxis hat, habe ich erstmal meine hypnotherapeutischen Werkzeugkasten ausgepackt, und gemerkt, dass ich nichts verlernt habe. Einst, früh in den Achtzigern, schwamm ich in jener Gegend in tiefen Maaren, und las ein naturkundliches Werk, um mich mit den Räumen anzufreunden, in dem 1993 zuletzt die Erde heftigst bebte, und mich nachts auf die Erde stürzen liess, schwarzer Himmel, grollende Tiefe.
Und am Chiemsee war ich noch nie, und drei, vier frühsommerliche Tage dort, in einem Gasthaus oder den Gemäuern einer waschechten Psychoanalytikerin – das wäre doch was. Kognitive Verhaltenstherapie vs. Psychoanalyse, da sind alte Fronten längst aufgelöst. Und der Chiemsee verspricht pure Idylle, meditative Tage, und die eine wie andere Überraschung, vielleicht auch ein wenig „nature writing“. Darauf bekam ich jedenfalls Lust, als ich gestern die erste Folge von The Essex Serpent auf apple+ sah. Die Verfilmung eines historischen Romans, der als „Ideenroman“ beschrieben wird, erscheint auf den ersten Blick nicht so verlockend für eine visuelle Umsetzung. Aber wie der Kameramann die Landschaften von Essex zum Mitspieler der Geschichte macht – grandios.
Und ich ahnte ja nichts Sensationelles, als es mir – „Abracadabra“ – dämmerte: „Holla, die Lady kommt mir aber bekannt vor …“ – man kennt das doch, man streift durch fremdeste Gefilde und trifft unverhofft auf ein vertrautes Gesicht – und dann erschien, erst kaum kenntlich in alter englischer Garderobe, die wunderbare Claire Danes als gar nicht lang trauernde Witwe, ja, die Claire Danes aus Homeland, und ich war völlig überrascht, sie in den weiten Küstenzonen von Essex anzutreffen. In der Serie ist ihre Freude an der Naturkunde ein treibendes Element, in einer Zeit, in der Wissenschaft, Religion, Aberglaube, Sozialismus, aufeinanderprallen. So wie mir es mit der Protagonistin von Homeland erging, so staunte auch Jochen einst nicht schlecht, als, mitten in der vierten Staffel von Lost, Harry Bosch aus dem Gebüsch auftauchte.
2022 24 Mai
summer’s makramé
Jochen Siemer | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags: healing places | 5 Comments
2022 24 Mai
Sidseliana (9) – The stuff of real and imaginary records
Manafonistas | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | 1 Comment