Roberto Masotti (1947-2022) war von allen Fotografen wohl derjenige, der das visuelle Bild von ECM Records und dessen MusikerInnen und Komponisten im letzten Jahrhundert mehr mitgeprägt hat als jeder andere. Zu zahlreichen Aufnahmen wurde er aus Mailand nach Oslo und Ludwigsburg (und anderswo) eingeladen, hat dort die Aufnahmen vieler mittlerweile als „Klassiker“ in die Musikgeschichte eingegangenen Alben dokumentiert und auch bei etlichen anderen Gelegenheiten Hunderte von Porträts geschossen. Auch seine Porträts von vielen anderen MusikerInnen und KomponistInnen dürfen als bedeutende Beiträge zur Musik- und Fotogeschichte verbucht werden, wie seine Bücher u.a. über Keith Jarrett oder John Cage belegen.
Einige seiner Portraits fanden auch den Weg auf die Vorderseiten von ECM-LPs (die bekanntlich nur sehr selten überhaupt Musikerportraits präsentierten), etwa für mehrere Alben Jack DeJohnettes, und viele seiner Naturfotografien finden sich in verschiedenen CD-Booklets (und einigen -Covers).
Ich hatte das große Vergnügen, mit meiner Familie ihn und seine lebenslange private und berufliche Partnerin, die Fotografin Silvia Lelli, während des ersten Corona-Sommers in Norditalien, in Castello Tesino zu besuchen, um ein ausführliches Interview mit ihm über seine Arbeit (im Wesentlichen die für ECM) zu führen und im Anschluss diesen kurzen Dokumentarfilm zu schneiden …
Schon im letzten Jahr schrieb er mir, dass er lange Zeit im Krankenhaus verbrachte, weil er gegen Leukäme kämpfte. Heute Vormittag erfuhr ich von Caterina di Perri (die in den letzten 20 Jahren in seine Fußstapfen getreten ist und einen großen Teil der ECM-Aufnahmen in Lugano und Südfrankreich dokumentiert), dass Roberto im Alter von 75 Jahren verstorben ist. Sein Schaffen wird auch in Zukunft Begleiter von Musikhörenden bleiben, so lange es ECM-Alben geben wird.