Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2022 10 Mrz

Nessun Dorma

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Tags: , , , , | 6 Comments

 

 

Seit ich einen Kaffeevollautomaten und einen elektrischen Milchschäumer besitze, ist Kaffee die primäre Droge in meinem Leben. Und bei der „Bochumer Kaffeezentrale“ komme ich stets auf meine Kosten. Toller Service, und oftmals ein Blick über den reinen Kaffeehorizont hinaus. Hier meine jüngste Entdeckung: ‚Nessun Dorma‘, auf deutsch ’niemand schläft‘. Ein „Koffein-Hammer“ ist das allemal nicht, denn bei einer Mischung mit 95 % Arabica ist der Koffeinanteil eher gering. Woher also der Name? „Nessun Dorma“ ist einer der Ohrwürmer aus der Opernschmiede von Puccini, und Liebhaber dieses Genres geraten anscheinend in einen Zustand der Verzückung, wenn sie dieser Arie in den Fassungen von Pavarotti oder Paul Potts lauschen. Der Caffè Nessun Dorma berührt mich jedenfalls deutlich mehr als solche „Zirkusnummern der Ergriffenheit“, die auf mich fast immer so wirken, als hätte die jeweilige Sangesstimme einen Regenschirm verschluckt.

 

„Die handwerkliche Röstung in kleinen Chargen über Buchenholzfeuer lässt Nessun Dorma zu einer ausgewogenen Komposition werden, elegant nuanciert, sanft und mit aussergewöhnlich raffinierten Details im langen Abgang. Freuen Sie sich auf ein Symphonie von frischen Zitrusfrüchten, Jasmin, feiner Vanille und geschmolzener Schokolade – auch für Kaffee Kenner ein echtes Erlebnis!“ 

 

Den Jasmin habe ich tatsächlich herausgeschmeckt, wie immer diese Duftnote auch in die Bohnen gerät. Vielleicht wird mir eine grosse Tasse dieses Kaffees auch den Zugang zu Puccinis Arie öffnen: ich stelle mir frühlingshafte Temperaturen vor, eine alte Hollywoodschaukel, erfüllten Müssiggang, Michael Pollans tolles kleines Buch „Kaffee. Mohn, Kaktus“ in Reichweite, und Pavarotti aus der Box. Eine in jeder Hinsicht anti-calvinistische Bohne. 

This entry was posted on Donnerstag, 10. März 2022 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

6 Comments

  1. Rosato:

    wie man sieht
    kann man nicht nur Pferdeäpfel mit Kuhfladen
    vergleichen
    sondern auch Caffè mit Regenschirmen

  2. Susanne L.:

    Die Bohnen sind bestellt, Micha :) Du hast noch eine Hollywoodschaukel??! Das muss aber ein altes Stück sein und ordentlich quietschen. Die Webseite der Bochumer ist wirklich toll gemacht.

  3. Michael Engelbrecht:

    Das mit der Hollywoodschaukel war nur ein Erinnerungsbild. Tatsächlich trank ich heute drei Tassen dieser spannenden Bohne, in einem Mantel eingemummelt unter strahlender Sonne.

    Etwas irreführend ist, dass ich Kaffee augenzwinkernd als meine Droge Nummer 1 bezeichne. Ich trinke den Kaffee tatsächlich nicht wegen des Wachmacheffekts, sondern aufgeund seiner geschmacklichen Vielfalt. Eine weite Welt wie beim Rotwein!

    Die meisten meiner derzeitigen Lieblingsbohnen bekommen bei kaffeezentrale.de gerade mal eine von fünf Bohnen für ihren Koffeingehalt. Und selbst bei einem Blindtest schmeckte eine „Probandin“ Vanille und Jasmin heraus, und etwas Schokoladiges (und sie nahm den cafe au lait ohne Zucker zu sich).

    Im Reich der Sinne!

    Wirklich interesssant sind die Ausführungen von Michael Pollan in seinem Büchlein Kafee. Mohn. Kaktus. Und ich dachte erst, Mohn und Kaktus wären wohl die zwei spannenderen Essays.

    Nööö.

    Wenn allerdings jemand eine der Kakteen daheim hegt und pflegt, von denen Michael Pollan schreibt, lasse er es mich wissen😂

    Ich bringe dann ein paar Bohnen mit!

    Dass ich Kaffee je als Betthupferl nehmen würde, hätte ich nicht gedacht. Von wegen „nessun dorma“:)

  4. Chrissie:

    Was für ein Tsunami des Epikuräertums …

  5. Michael Engelbrecht:

    Isn‘t it wonderful ((and full of wonder?))

    Isn‘t she lovely?

    https://www.youtube.com/watch?v=IVvkjuEAwgU

    Da pfeift mir gleich dieser Song von Stevie Wonder durch die Ohren… und es war ein Sommer in Würzburg, da hörten einige von uns, Chrissie, gleichsam trunken, Stevie Wonders Doppel-LP „Songs in the Key of Life“🎹, wieder und wieder.

    Einige Grundpfeiler des Post-Epikureismus sind enorm hilfreich gegen calvinstische Austrocknung des Spirits, und Depressionen, keine Zweifel hierzu.

    Vier Bohnen für ein Halleluja😅

  6. Michael Engelbrecht:

    Epikuräisches Nachtfeuer:

    1 doppelter Cappuccino Nessun Dorma
    1 corner with candle light
    1 imagination: YOU ARE THERE!
    1 Miles Davis: Agharta

    „Our concerts began like a balloon that was incredibly compressed. After that it was a matter of gradually letting the air out. The energy it took us to play at that level was enormous. There were times that we had to lie down after we had finished playing. Before the concert we’d build this energy up. We looked at each other, and said, „Let’s go through the wall.“ That was our slogan. It meant taking it as far as we could physically. To stay at that level of concentration and energy for two to three hours was going through the wall.“

    (James Mtume on his time with Miles & the Agharta sessions. In dear memory of Mtume.)


Manafonistas | Impressum | Kontakt | Datenschutz