Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2022 10 Mrz

„Goodbye, Mr. Blue“

von: Manafonistas Filed under: Blog | TB | 2 Comments

Fühlen wir uns hier nicht gleich in die Welt von Fred Neils „Everybody‘s Talking“ versetzt, in die Balladen von Harry Nilsson, in die Country-Anmut von Glen Campbell? Es wird spannend sein, zu erfahren, ob Father John Misty auf seinem neuen, Mitte April erscheinendem Album, die brilliante Tiefe, etwa seines Meisterwerkes „Pure Comedy“, zugunsten von perfektem Pastiche und Nostalgie im Breitwandformat hinter sich lässt. Ob der „Father“ also vielschichtige lyrics und subversiv schleichende Klangspuren von Gavin Bryars hintanstellt, und schlichtweg die „Seele baumeln“ lässt, in vertrauter, nie verstörender Melancholie. Ich fühle mich jetzt schon, beim Hören von „Goodbye, Mr. Blue“ versucht, meine alte Fred Neil-Platte aus dem Plattenschrank zu holen, die ich 2015 in NYC fand, in einem Plattenladen, in dem eine dicke Frau an der Kasse sass, und einen Burger vertilgte. (m.e.)

 

Fred Neils selbstbetiteltes zweites Album war ein entpamntes und fließendes Juwel, das auch Jahrzehnte später noch nicht aus der Zeit gefallen ist. Die wunderschön traurigen, introspektiven Songs über die müde, moderne, urbane Enttäuschung, die Neil 1967 zu diesen Sessions mitbrachte, gehören zu den besten, die er je geschrieben hat, und die perfekt ausbalancierte elektrische Instrumentierung passt perfekt zu ihnen. Neils ruhiger, müder Bassgesang zieht die Dinge hier in einem ausgesprochen gemächlichen Tempo voran, und die Songs selbst scheinen organisch ins Leben zu driften, während er sie singt, bis es sich anfühlt, als würde man beim Hören dieses Albums schweben. „The Dolphins“, „Evrybody’s Talking“ – und all die anderen wunderbaren Songs. Neil hatte jedoch absolut kein Interesse am geschäftlichen Aspekt des Musikmachens, und wo die meisten Musiker das Rampenlicht suchen, mied er es, was bedeutete, dass das Album kommerziell nicht erfolgreich war, obwohl es unzählige andere Künstler beeinflusste. Ein eindringliches und beruhigendes Meisterwerk.“ (s.l., remixed by m.e.) 

This entry was posted on Donnerstag, 10. März 2022 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

2 Comments

  1. Olaf Westfeld:

    Genau: Harry Nilsson – Nilsson, Schmilsson und A Little Touch Of Schmilsson In The Night – daran musste ich bei Funny Girl denken. Ich bin mir nicht sicher, ob es mir einen Tick zu viel Pastiche ist… aber ich hole vielleicht mal meine Nilsson Platten aus dem Regal, alle für kleines Geld 2001/2002 auf dem Flohmarkt am Boxhagener Platz gekauft. Put the Lime in The Coconut.

  2. Michael Engelbrecht:

    Ich mag diesen Abschied für Mr. Blue sehr, Olaf, aber ich bin ein wenig skeptisch, ob das Album mich so packt wie „Pure Comedy“.

    Keine Frage, dieses Lied ist perfekt in Szene gesetzt. Aber wenn er von den lyrics und Arrangements zu sehr eine alte Ära beschwört, wäre mir das zu wenig.

    Zu dicht drab – als Marianne Faithfull mal einen Songzyklus von Kurt Weill Liedern vortrug, fehlte mir die Brechung des Originals – das war wie ein Heimspiel für die Faithfull, und bei aller Qualität, risikolos. Ich bekomme das Album in Kürze, und liefere hier einen Nachtrag.

    Aber, ganz ehrlich, das „Fred Neil“-Album ist grosse Klasse, und Steve Leggetts Besprechung hätte von mir sein können😅 – unbedingt (wieder)entdecken, Freunde des Südens!


Manafonistas | Impressum | Kontakt | Datenschutz