Ich vermeide das modische Wort Resilienz, und notiere es hiermit nur einmal. Das sind dezente Schockwellen, die die Nachrichten der letzten Tage auslösen, in einem coronamüden Land. Ein trauriges „Zahlenspiel“ verdeutlicht das: 5, 20, 25, 3, 5, 10, 17, 12, 30, 5, 10, 7. Diese Zahlen nannten mir Bekannte in meiner Umgebung, als ich sie bat, in den letzten Tagen, nach Putins „Alarmbereitschaftserklärung“, ihre Einschätzung der Wahrscheinlichkeit eines Atomkrieges in Prozentzahlen auszudrücken. Statistisch ist dieses Dutzend Einschätzungen nicht relevant, doch glaube ich nicht, dass seit der Kubakrise eine grössere Angst vor einer Katastrophe herrschte, und das war, die Älteren werden sich erinnern, sehr früh in den Sechziger Jahren. Diese Furcht möge nicht lähmen. Es gibt die Möglichkeit von Demonstrationen, Spenden, etc. – Solidarität hat viele Gesichter. Vor allem aber ist diese Gemengelage des Unglücks kein Grund, das Leben nicht auch fortan hellwach und intensiv zu leben, weiterzumachen, unsere Vorlieben und Leidenschaften zu hegen, oder, um es lyrisch zu sagen, „den Brunnen auszuschöpfen“. Lassen wir uns nicht lähmen von subdepressiven Schwingungen und Panikattacken. Kein Grund, sich einem Glück, insofern es einzelnen zugewandt ist, zu verweigern. Ein Schatten, ein Blues, eine Farbe der Melancholie, all das mag sich über die Dinge des Alltags legen, aber es ist kein Zeichen von Ignoranz und Verdrängung, dem élan vital eben nicht die Flügel zu schneiden, und sich trotz allem weiterhin konkret in Klänge und Bilder und Räume zu versenken, und allgemein in die Lebendigkeit, die das Leben so lebenswert macht. So einfach ist das nicht, so elementar ist es eben doch.