Du ahnst es, wenn du genau hinsiehst: die beiden Innenseiten (in Ausschnitten) einer Schallplatte. Aufklappbare LP, meist ein ästhetisches Plus. Diesmal dürfen keine Manafonisten mitraten. Um welches Album handelt es sich hier: Erscheinungszeitraum 2021 / 2022 – so weit grenze ich es ein. Es darf nur ein Tip abgegeben werden. Per comment, hier, keine Emails. Der Ratefuchs / die Ratefüchsin erhält das innerhalb der folgenden 12 Monate erscheinende neue Album von Brian Eno. Über das es noch nichts im Internet zu lesen gibt. Aber ich bin eine zuverlässige Quelle. Zudem, spätestens 7 Tage nach des Rätsels Lösung, zwei faszinierende Alben aus dem Hause ECM, die ich zufällig zweimal besitze: Michel Benitas „River Silver“. Ein Geheimtip. Und Keith Jarretts „Facing You“. Ein Klassiker. Nachdem ich einige Male überrascht wurde von den detektivischen Finessen einzelner Leser, habe ich dazu gelernt, und bin in meinen Rätseln auch etwas raffinierter geworden. Und dennoch kann das genaue Lesen dieses Textes (und Anschauen des Coversegments) die Lösung inspirieren. Wer nicht auf Brian Enos Album warten will, kann sich alternativ auch diese zu erratende Musik als CD wünschen. Ich gebe noch einen Hinweis: du kennst das Cover von Fleedwood Macs „Tusk“, nicht wahr?!
Immer auf der Suche nach dem Wunderbaren in der Musik, nehme ich gerne die eine oder andere Spur auf. Bevorzugter Trimm-Pfad sind nach wie vor gute Songs. Erstmal in der liederlichen Loipe drin, gerät das Geschehen schnell in Fahrt. Jüngst war es das neue Sting Album The Bridges, das bei mir erst mit dem zweiten Hören zündete, dann aber Feuer fing – einmal mehr bereichert durch das versierte, taktvolle Gitarrenspiel des Dominic Miller, das zwischen rockigen Tönen und klassisch zartem Arpeggio changiert. Es gibt ein Interview mit dem YouTuber, Musiker und Gitarrenlehrer Rick Beato, bei dem die Genannten zugegen waren. Dort kam Einiges zutage. Ich schrieb hier im Blog vor einiger Zeit über „Brückenbaukunst“, gemeint sind jene Elemente im Song, die zwei Ebenen verbinden. Sting erwähnte, dass es genau diese Brücken wären, die einen Song reizvoll machten. Ich stimme zu, bestes Beispiel: Steely Dan, ein vom schwarzgelb-gestreiften Bienen-Briten sträflich unerwähntes Duo. Egal, Lennon-McCartney wertschätzt der Sänger. Das Interview mit Beato ist auch deshalb gut, weil der Fragesteller selbst ein Analytiker von Songs ist, deshalb deren Innenwelt gut kennt. So würde er verstehen, warum ich seit Wochen einen Narren gefressen habe an „Harmony Road“. Jenes Stück beginnt im Fünf-Viertel Takt in D-Moll. Wunderbares Arpeggio-Spiel von Miller. Dann die Bridge (ich habe lange getüftelt) im Sieben-Viertel Takt mit Sopran Saxofon. Schlussendlich einen Halbton höher, dabei zurück zum Fünfviertel. Man versuche mal, das nachzuspielen: vom Sieben-Viertel ansatzlos und standfest zurück zum Fünf-Viertel. Sting, Miller und Kollegen meistern das.
Letter from Dieter Ilg (part one) Dieter Ilg: „Dedication“, Forest Kill text eins
OTON (1) Joona Toivanen Joona Toivanen Trio: „Both Only“, Direction
text zwei B1 – Kit Downes – Petter Eldh – James Maddren: „Vermillion“ (Ingo J. Biermann)**** text drei B2 – Hendrika Entzians Reihe „Was hörst du“ (Kit Downes) text vier Bill Carrothers – Vincent Courtois: „Firebirds“*, Circle Game
text fünf Avishai Cohen – Yonathan Avishai – Barak Mori – Ziv Ravitz: „Naked Truth“, Part II OTON (2) Ziv Ravitz
text sechs Wadada Leo Smith – Henry Kaiser – Alex Varty: „Pacifica Koral Reef“***, excerpt
text sieben B3 – Fazer: Plex (Niklas Wandt)** text acht Letter from Dieter Ilg (part two) Dieter Ilg:„Dedication“, Hamami (dedicated to Charlie Mariano)*****
the whole show:
Steve Tibbetts shares a memory on Henry Kaiser :
*This sublime session from pianist Bill Carrothers and cellist Vincent Courtois is the soundtrack for a quiet Sunday morning, when the electricity of the weekend is beginning to fade and the serenity of the morning sun splashes into the room. Melodies are offered up like colored balloons, which the duo then releases and sends drifting upward and away to the horizon.
(Dave Sumner, bandcamp)
**Formed by five musicians who originally met as jazz students in Munich, Fazer made a striking first impression with 2018’s Mara, a debut that somehow matched its Can-worthy polyrhythmic complexity and trumpeter Mattias Lindermayr’s forceful figures with a fluidity that evoked Ethiopian and Afro-Cuban jazz in equal measure. Their first for City Slang, Plex may be more restrained but still feels fresh thanks to Fazer’s savvy synthesis of normally disparate strains of jazz and to the players’ reverence for the spaces between the notes, a rather surprising quality for a group with two drummers and with plenty of firepower at their disposal.
(Jason Anderson, Uncut, March 2022)
***„Schnorcheln in der Salish Sea im Pazifischen Nordwesten ist ein täglicher Teil meiner eigenen Sommerroutine. Wie die Teilnahme an einer kollektiven Improvisation vermittelt es mir das Gefühl, Teil eines größeren Ganzen zu sein, und das Bewusstsein, dass uns unter jeder Oberfläche seltsame Schönheiten erwarten – zusammen mit der Präsenz von Risiken und dem Beweis für die Zerbrechlichkeit des Lebens.“
(Alex Varty)
****Since signing with ECM Records a few years ago veteran British keyboardist Kit Downes has been showing off different sides of his musical profile, whether haunted solo pipe organ explorations or a moody electric chamber ensemble. His third album for the label offers yet another setting, but this one isn’t actually new. In the past his group with drummer James Maddren and bassist Petter Eldh released music as Enemy, but here the group is rebranded — perhaps to widen Downes’ portfolio — while pivoting from its old fusion-oriented sound for something more hushed. Still, it remains the work of a collective, as the bassist wrote as many of the tunes as the nominal leader, including the ravishing highlight, ‚Class Fails‘. It’s a delicate recording where the tactile cymbal play of Maddren is heightened and the percussive snap of Eldh is muted, so in some ways the name change makes sense. There’s an emphasis on balladry, with each part of the triumvirate pulling out subtle melodic threads from the written themes like a magician, only for them to seemingly vanish as quickly as they appeared
(Peter Margasak, The Quietus)
*****just think about some of the great albums Charlie Mariano was an essential part of – some other bass players’ works come to mind, f.e. Charles Mingus, The Black Saint and The Sinner Lady, or Eberhard Weber‘s Colours, Yellow Fields)