Die Kindheit ist voller Gespenster, wer erinnert sich nicht?! Gute Geister waren auch dabei. Ich hatte ein paar Heldinnen und Helden, die mich durch die frühen Jahre begleiteten: da war Robert Fuller von „Am Fuss der blauen Berge“, da war „Okko“, der verlässliche Freund aus hunderten von Träumen, in denen ich die aufregendsten Abenteuer zu bestehen hatte. Wenn die Gefahr am grössten wahr, brauchte ich ihn nur zu rufen, und er eilte herbei. Es waren gefährliche Situationen, in denen ich mich wiederfand, in der weiten Prairie, in exotischen Landschaften. Überall konnte, wie bei Karl May, das Finstere lauern. Meine Geschichten mit Okko, und der Umstand meiner ersten Initiation in 1001 erotische Nacht, in Serienträumen, in denen eine ranke Schönheit von braunem Teint – ich nannte sie die „Farbenfrau“ – mich von hinten sanft umschlang mit ihren Armen, während ich wieder und wieder und wieder am Rande eines Swimmingpools sass. Eine moderne warme Höhle. Ein seltsames Glücksgefühl durchströmte mich in ihrer Gegenwart (ich war keine sieben Jahre alt), und da prägte sich mir sicherlich mein „Urtyp“ ein, eine androgyne Erscheinung, eine Macht, der ich nicht widerstehen konnte noch wollte. Aber reiner Schrecken war natürlich auch eine Option, immer, überall, zum Beispiel hier: England im späten 19. Jahrhundert. Die Gouvernante Miss Giddens wird in einem entlegenen Landhaus mit der Erziehung der wohlerzogenen Waisenkinder Flora und Miles beauftragt. Voller Eifer widmet sich Miss Giddens der Arbeit. Aber dann. Dieser Gruselschocker entging mir in meinen Babyboomerjahren: „The Turning of The Screw“ (1961) wurde zu „Das Schloss des Schreckens“. Er kam in die Kinos, als ich nachts noch ausritt mit Okko und die Farbenfrau mir Lektionen völliger Hingabe erteilte. Sweet surrender! Und morgen also Deborah Kerr in meinem „electric cinema“. Reisen in die Kindheit ohne Flipper und Fury, und ohne die Monkees! Das Unheimliche kennt keine Dunkelziffer.