Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

 

Ich ahnte es, als ich erste Beschreibungen des Albums las, und ich wusste es, als ich die Schallplatte zum ersten Mal hörte. Und mich wunderte auch nicht mehr, dass ich beim Zusammentragen einiger Hintergründe bemerkte, dass Robert Wyatts „Maryan“ und Brian Enos „Julie with …“ auf der Playlist ihrer ersten Sammlung von Coverversionen für Piano und Klarinette  auftauchen. Genauso wie Arthur Russell und Roedelius. Ich habe das Teil leider nie gehört. „Volume 2“ ist jedenfalls ein dermassen bezauberndes Werk dieses walisischen Duos namens „Group Listening“, dass ich schon nach dem ersten Hören zwanzigtausend Zeichen dazu aus den Gedanken schütteln könnte. Es tauchen auf „Volume 2“ auch mehr Klangquellen auf als die beiden einmal mehr so spröde angeführten (p, cl). Und wieder sind es alles Coverversionen – obwohl die Ursprünge wesentlich weiter voneinander entfernt sind als bei „Volume 1“, realisiert das Duo einen entspannten wie zwingenden „erzählerischen“ Bogen, und ich bin schlicht beglückt von dieser Platte, in der auch mal Teile eines Telefongesprächs vorkommen, eine rhythm box, die wie von den Young Marble Giants geborgt klingt, und am Schluss scheinen die Zwei durch abenteuerlich matschiges Marschland zu stiefeln (so endet ihre Version von „Seeland“ von „Neu!“ – wie schreibt ein Hörer auf youtube zum Original: „The rain wakes you up at the end“). Aber das ist vielleicht nur eine Halluzination meinerseits. Durch diese zehn Aneignungen und Entdeckungen, die mehr Wert auf natürliche Wohnzimmeratmosphäre legen als auf gestochen scharfe Klangaufzeichnung (auch, weil sie nun mal in einem Wohnzimmer entstanden), taumeln so viele hinreissende Eingebungen des Augenblicks, dass ich aus dem Staunen kaum rauskomme. Das erste Stück heisst „Sunset Village“ und ist ihre Deutung der Komposition aus Beverly Glenn-Copelands „Keyboard Fantasies“. Ich wünsche eine gute Reise.

 

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2 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    Das Video wurde im Roath Park Conservatory in Cardiff gedreht:

    „Neben all den erstaunlichen Pflanzen im Inneren ist auch der Raum selbst sehr interessant, da das Licht durch das alte Glas des Konservatoriums stark gestreut wird“, sagt Paul. „Das Bild im Video ist der Fischteich, in dem sich die stark reflektierenden Dachplatten in der Wasseroberfläche spiegeln. Es ist ein sehr abstraktes Bild, das sich ständig bewegt und das ich wirklich zufällig gefunden habe – der Winkel der Sonne um die Mittagszeit machte es möglich.“

  2. alex:

    Danke für den Tipp, das ist ganz wundervolle Musik für einen trüben, feucht-windigen Sonntag, an dem man am besten zuhause im Warmen bleibt.


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