Michael Rothers Musik ist nie so richtig an mich rangegangen. Noch während meiner Schulzeit spielte meine damalige Freundin mir Flammende Herzen vor, ganz nett, aber irgendwie zu glatt. Das ging mir bei den folgenden Alben auch so (allein schon die Titel …) und wurde sogar eher distanzierter, bis ich Harmonia entdeckte, was Michael Rother gleich rehabilitierte. Aber selbst bei seinem letzten Soloalbum Dreaming fiel mir selbst das Einfühlen schwer. So hörte ich mehr wegen des Covers in sein neues Album zusammen mit der italienischen Elektronikmusikerin und Partnerin Vittoria Maccabruni hinein. Diesmal brauchte es nur ein paar Sekunden, um mich völlig zu packen: bereits das Intro von dem Eröffnungsstück Edgy Smiles führt direkt ins Zentrum der Magie dieser Musik. Der Beitrag Vittoria Maccabruni’s gibt den Stücken eine untergründige Rauheit, subtile Kanten und mitunter fast geisterhafte Räume, in die sich der Gitarrensound Rothers fließend einfügt und über diesem Kontext ganz neue Konturen annimmt. Kommt Exp 1 noch in eigenwilligem Flow herbei, verlieren sich in den weiteren Stücken jegliche konventionelle Songstrukturen, es treten seltsam treibende Rhythmen in Erscheinung, die noch während des gleichen Songs im Kopf ihr Eigenleben entfalten, kriechen Ghostnotes aus dem Hintergrund und bringen eine Magie des Kathartischen hervor, der in Stücken wie Forget This und Codrive Me beklemmend rituelle Gegenräume entwerfen, intensiv und surrreal. Im finalen Happy (Slow Burner) setzen Rother und Maccabruni als veritable Krautwizards einen sehr vielschichtigen und skurrilen infiniten Punkt, der schnarrend entschwebt. As Long as the Light …