Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2022 12 Jan

„Two phobies go to town“

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Tags:  | 2 Comments

Eigentlich war es die Zeit unseres Lebens, 1976 bis 1980, aber nach und vor dem kurzen Glück und lauter langen Abschieden (die bis heute dauern), das Stolpern und Rasen der Herzen, die Unerreichbaren und die Verlorenen, die stillen Tränen, der wilde Jazz! ECM lieferte in den Siebzigern ein Meisterstück nach dem anderen ab. Im „Ombibus“ trank ich mit einem wunderbaren polnischen Aktsaxofonisten Kaffee, und Bert Jansch erzählte von wilden Reisen mit Pentangle durch schottische Küstenstriche (es gibt noch eine andere weite Welt, dachte ich). Wir liebten, litten, vögelten, und ich mochte es, morgens Brötchen zu holen. Wir gingen in jeden Wenders-Film, lasen Italo Calvino und entdeckten Gregory Bateson. Und aus jener Zeit erreichte mich vor Tagen eine Notiz, von einer der wenigen gebliebenen Gefährtinnen:

„Ja, das war die Zeit der Phobien, Michael. Da tatest Du einen legendären Spruch. Wir beiden Hübschen waren vormittags mit Deinem (weissen?) Käfer in der Stadt, dann haben wir uns in meiner Bärenhöhle über unsere gegenseitigen Phobien unterhalten,  und dann gings nochmals in die Stadt. Da töntest Du: „Two phobies going to town – second part!“. Fand ich cool, selbstironisch und wirklich filmtitelreif. Weitere Erinnerung: Party bei Dir in Deinem Olymp in Gerbrunn, ich durfte auch Freundinnen mitbringen, zu vorgerückter Stunde spielten wir Scharaden. Jeder musste sich einen Filmtitel ausdenken und pantomimisch darstellen. Du topptest die Sache mit Fensteraufreissen, wildem Augenrollen, Luftringen, Rumfuchteln und deutetest auf das beleuchtete Würzburg am Horizont. Der Begriff war „Stadtneurotiker“. Der Brüller!“ 

Zugabe: Nett!! Wir gingen dann übrigens zum Kaufhof um irgendetwas Hochwichtiges zu erwerben. Danach nächtigte ich bei Dir und Du warst am nächsten Vormittag völlig von Sinnen, weil der Briefträger mit der neuen Eno – Platte erwartet wurde. Ich nahm leicht entnervt inzwischen ein gepflegtes Bad, Deinerseits grosses Herumtigern und Stadtneurotikern. Dann die Türklingel! Wilder Schrei!!! ES HAT GESCHELLT!!! ICH WERD WAAAAAHNSINNIG!!!!!!!!! Wackerer Postbote kommt mit Platte. Freudentanz! Ich machte einen auf Lufthansa….🛫

This entry was posted on Mittwoch, 12. Januar 2022 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

2 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    Passemd dazu, und unvergesslich:

    Lou Berney und Michael Engelbrecht hören eine Platte von Bruce Springsteen.

    https://www.manafonistas.de/2019/06/01/lous-bruce-memory/

  2. Michael Engelbrecht:

    Ja, das war die Zeit zwischen Juni 78 und August 80.
    Man könnte den Einsruck gewinnen, ich wäre ein Eno-Fan gewesen🤣
    Sommer 78, sagst du. Das muss Music for Airports oder Music for Films gewesen sein. Ich tippe auf letztere. Music for Films liebe ich ohne Ende. Die andere allerdings auch. Mit Julia Braun verbrachte ich die Nacht als Before and After Science vom Postboten gebracht wurde. Siebter Stock. Ein Jahr zuvor. Und das war die Erstpressung mit vier Bildern von Peter Schmidt. Was die heute wert wäre, eine Erstaufflage.

    Steve Tibbetts liebt die zweite ruhigere Seite von BAAS. Als ich Wochen zuvor bei BFBS im Radio (in Dortmund) den Song HERE HE COMES aus diesem Album erstmals hörte, bin ich vor Euphorie fast geschmolzen. Brian war immer mein Lieblingssänger.


Manafonistas | Impressum | Kontakt | Datenschutz