Im November 1991, kurz vor dem Ende der Dreharbeiten zu „IP 5 – die Insel der Dickhäuter“, erlag Beineix‘ Hauptdarsteller Yves Montand einem Herzinfarkt. Der Film sollte von zwei Jugendlichen erzählen, die mit einem alten Abenteurer durch Frankreich ziehen, und weil die Figur von Montand ebenfalls an einem Herzinfarkt sterben sollte, wirkte Montands Tod wie ein böser Witz des Schicksals. Ein Double sprang für ihn ein, aber die Geschichte war nicht mehr dieselbe, der Film blieb Fragment. Der Kinoerzähler Beineix hat sich von diesem Schlag nicht mehr erholt. Jetzt ist Jean-Jacques Beineix selbst mit fünfundsiebzig Jahren in Paris gestorben. Sein filmisches Gesamtwerk ist schmal. Aber der Zauber, den er mit „Diva“ und „Betty Blue“ auf die Leinwand gebracht hat, wird bleiben.
(FAZ, heute)
In den frühen Achtzigern schrieb Jean Jacques Beineix mit Diva Kinogeschichte. Ich habe den Film so oft, so gerne gesehen. Wie er in einem Interview erzählte , war dies gar kein autobiographisch gefärbter Film, umso mehr machte es ihm Freude, beim Dreh einen Teil von sich lebendig werden zu lassen. Ich vermute mal, als der Gangster sagte: „Je ne t´aime, Beethoven“, war das mal eine deutliche Ansage. Klassische Musik wird sowieso überbewertet. Zuviele Heilige. Als die junge Rollschuhfahrerin in einem Plattenladen an den Regalen entlang stöbert, kann man die Entdeckung machen, dass dort Schallplatten aus diversen Jahren „ausgestellt“ sind, und ich nehme an, Beineix hat etliche eigene Platten von zuhause mitgebracht und damit die Kulisse ausstaffiert. Dabei, natürlich, „Another Green World“ und „Songs Of Love And Hate“. Und „Broken English“ Und welche Platte zieht sie am Ende aus dem Regal, und lässt es heimlich in ihrer Mappe verschwinden? Nun, Crystal Silence von Chick Corea und Gary Burton, einen „Klassiker“ von ECM.
Ich kam überhaupt erst wieder auf den Film, nachdem mir Paul Webb (Rustin Man) ein Album von Josephine Foster empfohlen hat, und ich ihm schrieb, in diesem Kontext „archaischer“ Folklore würde mir das bisweilen „Opernartige“ ihrer Stimme total gut gefallen, was mir genauso ging (ich würde nie freiwillig in eine Oper gehen), als ich einst Diva im Kino sah. Die Macht des Kontexts! (m.e.)
Diva was such an underrated film. It was seen in the movie world like Grace Jones was seen in the music world. „Style over content“, but both I feel were misjudged. The attention to detail in Diva is stunning, even the way the opera singers hair is styled to reflect the different sides of her personality is so well thought out. The soundtrack is also quite beautiful. I especially like that Eric Satie type piano with its 80’s delay echo, all this revolving around the tale of two tapes. One of my favourite films for sure.
(Paul Webb aka Rustin Man, formerly Talk Talk)