Sehr geehrter Herr Dr. Lenz,
ich möchte einige Dinge richtigstellen, als Antwort auf ihren Brief vom 6.12.:
Es ist falsch, wenn sie implizit behaupten, ich würde unter keinen Migräneattacken leiden. Es ist, durch den Erfolg der Triptane, und eine gründliche Exploration, nachgewiesen, dass ich tatsächlich unter einer Form von Migräne leide. Mein Fall wird zudem wohl dokumentiert im Rahmen einer europaweiten Datenerhebung / Forschungsstudie.
Es ist falsch, wenn sie behaupten – so jedenfalls stellt es sich mir dar -, dass in meinem Fall Triptane kontraindiziert seien. Sie bestehen auf einer in der Schmerzambulanz erstellten Diagnose, die nicht korrekt ist.
Es ist falsch, dass sie unterstellen, „dass auch diese Substanzen bei entsprechend disponierten Patienten ein nicht unerhebliches Missbrauchsrisiko bergen.“ Ein Triptan verursacht keinerlei High, ausser, die Freude, den Schmerz in ziemlich kurzer Zeit loszuwerden. Und da ich von einem Schmerztherapeuten (und meiner neuen Hausärztin) bestens informiert wurde, besteht auch keine Gefahr für einen anderen, durch Triptane verursachten, Dauerkopfschmerz. Ich halte mich streng an die Vorgaben der Triptan-Benutzung, und bei in der in den letzten Monaten auftretenden Frequenz von Migräne-Attacke (ca. alle 14 Tage im Schnitt) bin ich deutlich im „sicherem Bereich“.
Es ist falsch, mein Verhalten als „auffällig“ zu bezeichnen, weil ich von Anfang an darauf gedrängt habe, mir invasiv Dipidolor zu geben bei einer Attacke. Denn, aufgepasst, zweimal im Laufe dieser Schmerzgeschichte hatte die invasive Verabreichung von 7.5 mg Dipidolor (in zwei Krankenhäusern) den Schmerz beseitigt (und mir wurde nur diese zwei Male Dipidolor invasiv verabreicht ((subkutan stellte sich kein Effekt ein)) – klar, dass ich darin einen Schlüssel zur zumindest symptomatischen Therapie sah.
Die Diagnose, zu der man bei meinem Kopfschmerz gelangte (in der Schmerzambulanz) ist, ist de facto falsch. Ein Schmerztherapeut, der offensichtlich eine grössere Fachkompetenz besitzt, verschrieb mir ein Triptan, wofür ich im nachhinein unendlich dankbar bin, denn eine gut vierjähriges Martyrium hat damit ein Ende gefunden.
Erstaunlich, dass sie, Dr. Lenz, diesen Heilerfolg in ihrem Schreiben völlig ausblenden (das ist keine Placebo-Geschichte) – aus meinem Text ist doch unzweifelhaft zu erkennen, dass die Triptane bei mit das angezeigte Mittel sind – und ich unter einer Form von Migräne leide. Stichwort: trigemino-autonome Kopfschmerzen.
Zur von ihnen angesprochenen „fehlenden Compliance“: ich habe nach Rücksprache mit einem anderen Arzt und Studium des Beipackzettels die Medikation auf 4 mg Temgesic erhöht, um dadurch den Schmerz zu beseitigen. Nicht, um ein stärkeres High zu erleben. Die Wirkung war nicht wie erhofft. Ein wenig schienen Opioide den Schmerz gelegentlich zu verkürzen (zusammen mit Paracetamol) – aber auf Dauer ändert sich nichts Wesentliches: die Migräneattacken traten mit der Zeit häufiger auf. Ich sah keine Sinn in der Fortsetzung der Behandlung in ihrer Schmerzambulanz. Ich setzte auf Chiropraktik, Physio, Liebscher und Bracht, Akupunktur – meine Situatiom wurde immer dramatischer, eben weil sich die Frequenz der Attacken verkürzte.
Auch folegndes muss ich richtigstellen. Ich habe den drei Schmerztherapeut*innnen in der Schmerzambulanz im Laufe der diversen Sitzungen mitgeteilt, dass der Schmerz zuweilen auch im Hinterkopf links beginnt und zum Nacken runterwandert.
Mit ihrer Darstellung, Dr. Lenz, scheinen sie, so kommt es mir vor, meine Glaubwürdigkeit herabzusetzen, und eindeutige Fehler in der Differentialdiagnostik zu kaschieren. Ich habe immer gesagt, dass dieser Schmerz, nach einer oft mehrstündigen Anflutphase, sich vier Stunden lang mahe am Unerträglichen bewegt, und dann in kürzester Zeit „abstürzt“, „sich in Luft auflöst“. Das ist schon ein Indiz für eine Migräne. Atypisch oder nicht.
Zum Positiven verändert hat sich meine Situation erst, als meine neue Hausärztin mit einem Spezialisten für Kopfschmerzen Kontakt aufnahm. Das ist keine zwei, drei Monate her.
LOROTRIPTAN: darauf hätten die Schmerztherapeuten wirklich mal kommen müssen. Denn als jemand mit multipler Schmerzmittelallergie (ich vertrage nur Paracetamol und Opioide – Triptane hatte ich bislang nie gekommen, sie sind aber in keiner Weise vergleichbar mit den für mich lebensbedrohlichen Mitteln wie Ibuprofen, Aspirin, Duclocphenac, Novalgin etc.) blieb eigentlich nur noch ein Versuch mit Triptanen übrig – UND DIESER ANSATZ WAR BEI MIR EINE ECHTE UND KEINESWEGS ABSEITIGE OPTION (es gibt atypische Migränesymptome).
Ich bin erstaunt und irritiert, dass sie in ihrem Schreiben auf einer Diagnose beharren, die sich durch meine ausführliche Darstellung, und nach meiner bestmöglichen Einschätzung, als FALSCH erwiesen hat.
Ich finde es im übrigens deplatziert, mich als nicht somderlich vertrauenswürdigen Patienten darzustellen.
In anderen Worten: wären mir Triptane verschrieben worden, hätten sich die gut vier Jahre meiner Schmerz-Odyssee um knapp die Hälfte verkürzt! Dass sie zudem noch die gefährlichen Nebenwirkungen dieser Medikamente betonen, ist ebenfalls nicht angemessen.
Und, noch deutlicher: ich möchte ein Gespräch mit einem der zuständigem Ärzte*innen, gerne auch in ihrer Anwesenheit. Denn: STATT AUF EINER M. E. FALSCHEN DIAGNOSE ZU BEHARREN , KÖNNTE ANDEREN PATIENTEN*INNEN BESSER GEHOLFEN WERDEN IN IHRER SCHMERZAMBULANZ, WENN DIE DORT TÄTIGEN ÄRZTE*INNEN IN ZUKUNFT ATYPISCHE FORMEN VON MIGRÄNE MIT IN IHRE DIAGNOSTIK MITEINBEZIEHEN.
Sie blenden in ihrem Antwortschreiben vom 6. Dezember einfach einige wesentliche Dinge und Sachverhalte aus, und das allein ist der Grund, warum ich mir in diesem Schreiben nun eine gehörige Portion Redundanz leiste. Mir ist natürlich klar, dass sie deutlich Partei ergreifen. Dass sie dies allerdings auf der Basis einer nicht länger aufrecht zu haltenden Diagnose machen, ist schon bedenklich. Und wie sie versuchen, mich als Person in ein zwielichtiges Licht zu rücken, ist schon „schräg“. Und im Grunde eine Unverschämtheit.
Aus allen diesen Gründen wirft meine Behandlung in ihrem Haus durchaus gerechtfertigte Fragen auf, und verlangt doch nach einer fairen Klärung.
Mit besten Grüssen,
Michael Engelbrecht