Sunn O))) haben auch eine wunderbare Platte mit Scott Walker gemacht, zum Beispiel. Die natürlich nicht jeder wunderbar findet. Ihre Besessenheit für Lautstärke ist bekannt, ihre Maxime lautet „Maximale Lautstärke bringt maximale Ergebnisse“. So ein Satz ist natürlich grosser Quatsch, wenn man ihn ausserhalb dieses grossartigen Duos platziert, aber bei einem Meisterstück wie „Life Metal“ macht er Sinn.
Einige Manafonisten haben in ihren Jahresrückblicken eine Rubrik kreiert, die „Wiederentdeckt“ lautet. Beim Stöbern im Archiv für meine Radionacht im Dezember habe ich nun diese gar nicht so alte Platte auch irgendwie wiederentdeckt, sie berauscht mich, sie beglückt mich, ich kann sie gar nicht genug preisen. Leider scheint sich kein passender Ort für sie in meinen fünf Nachtwachen zu finden, schade! Steve Albini produziert gerne laute Bands, und hier, auf diesem Opus magnum, enthüllt die Lautstärke feinste Nuancen, Ablagerungen, Feinheiten.
Die vier Stücke von „Life Metal“ eignen sich am besten dazu, einen Raum zu erobern, einen Ort zu füllen, der so massiv ist wie der Klang selbst. Alles vibriert. In einer Zeit, in der wir so viele Medien in einem scheinbar mikroskopischen Maßstab erleben, von Ohrstöpseln bis zu Smartphone-Bildschirmen, nimmt „Life Metal“ einen großen Raum ein, in dem wahnwitzge Klangwellen, die tatsächliche Decken zum Einstürzen bringen, irgendwie zu einer erholsamen Hörerfahrung werden. Wellness der anderen Art!
Je nachdem, was man braucht, ist „Life Metal“ bei maximaler Lautstärke ein Schutzschild oder ein Umhang, eine zeitgemäße Übung, um sich entweder von der Außenwelt zurückzuziehen, oder ihr, ohne mit der Wimper zu zucken, die Stirn zu bieten. Das Album gehört zu meiner Kampf- und „Resilienz“-Ausrüstung. Das mag „over the top“ klingen, ist aber mein heidnischer Ernst. Macht mich seelenruhig und zugleich euphorisch, schüttet Serotonine aus. Und, Überraschung, all das funktioniert auch auf guten Kopfhörern!