Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

Sie sind ausgebrannt, ich sehe es immer wieder. Diese dreiteilige Dokumentation ist ein Marathon, aber irgendwann bin ich nicht mehr Aussenstehender, geselle mich unauffällig dazu – schön ist das Ambiente selten, die Halle in Twickenham sowieso nicht, die Farben wirken fahl, der Glanz blättert ab.

Immer wieder mal sprechen sie in diesen acht Stunden von Schlafstörungen: durchwachte Nächte, innere Unruhe, ein seltsamer Zustand, wenn alle spüren, hier geht etwas Grosses zuende. Wie soll so ein neues Album zustandekommen?

Es ist eine Art Delirium, das nach einem langen Tag (ganz zu schweigen von einem langen Monat oder einer langen Karriere) einsetzt, wenn die Jungs ihre Instrumente in die Hand nehmen und anfangen, musikalische Aufläufe aus alten Hits und Parodie-Texten, Blues-Standards und esoterischen Kurzgeschichten zusammenzukochen.

Ab und zu gibt es Abstecher. Visuelle Ausflüge in andere Umgebungen, Räume der Erinnerung – schön gesetzte Kontraste in diesem „Kammerspiel“! Anrührend, wenn es vor der legendären Abschiedsvorstellung auf dem „berühmtesten Dach der Popgeschichte“ Einblicke gibt in die Londoner Straßen des Tages: da sind ein paar Beatles-Fans, die in der Nähe des Apple-Gebäudes kampieren, und es gibt viele andere, die unbeeindruckt an der Eingangstreppe vorbeilaufen.

Im Rückblick auf meinen eigenen Acht-Stunden-Marathon (mit ein paar 1. Advent – Space Cookies als Begleiter meiner kleinen Soloparty bis zum Morgengrauen) kann ich nur sagen: anfangs fand ich das alles etwas zäh und monoton, weil es ja keine Spannungskurven gibt, keine ausgefeilte Dramaturgie, ausser der am Kalender runtertickenden Deadline. Aber dann setzt sich eine seltsame Mischung aus Anteilnahme und Melancholie und Faszination durch, wenn die Freunde (die hier nicht mehr durchgängig gute Freunde sind) ein letztes Mal versuchen, die alte Magie wachzurufen. Zumindest ihr Scheitern ist grandios, und der Film die schönste traurige Zumutung, die man als Lover ihrer Musik erleben kannn. Szenen einer Ehe, sozusagen – lauter letzte Vorhänge! 

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