Ein Monat noch bis zu den „last horizons“. Wenn Musikjournalisten in einer über lange Zeit gestalteten Sendung ihren letzten Auftritt haben, überlegen sie sich gut, welchen Song, welches Instrumentalstück, sie am Ende auflegen. Mir war sehr schnell klar, was der letzte Song sein sollte, aber dann, später, jetzt, wo ich über der finalen Playlist der fünf Stunden hocke, kommen mir Zweifel, ob es nicht zu arg selbststilisierend sei, dieses bestimmte Lied zu spielen. Mhmm. Andererseits, selbst der favorisierte Song ist eine Projektionsfläche für jeden einzelnen Hörer, eigene Bilder, Gedanken einfliessen zu lassen.
Nun, eine Alternative habe ich: ein simpler, fast schlagerhafter Discosong aus Spanien, der seinerzeit das grosse Finale bildete eines meiner Lieblingsfilme eines spanischen Regisseurs. Die Schauspieler sind top, und die längste Sexszene, an die ich mich im Kino erinnern kann, kommt darin auch vor. An dem Tag des Drehs kamen die beiden lange nicht aus dem Bett raus, erzählte später der alte Meister (was ganz sicher am Regisseur lang, der absolute Intensität wollte) – und was immer sie über die ernüchternde, lustfeindliche Atmosphäre bei erotischen Filmsequenzen in „seriösen“ Filmen gelesen haben – mir kann keiner erzählen, das bei diesen zahlreichen Stunden im Bett und vor der Kamera alles aseptisch und lustfrei von der Bühne gegangen wäre.
Für die beiden Akteure war es ein Fest, glaube ich, joie de vivre pur, so wie der Song aus der Feder von Keith Jarrett, von dem ich Jon Hopkins gestern erzählte („briming with life“ nannte ich das Stück), und das die Stunde einleiten wird, in der auch seine feine „Music for Psychedelic Therapy“ ertönen wird. Wie gesagt, ich liebe den Song, den das Paar (und eine Freundin) in der Schlussszene im Auto mitsingen, lauthals, der aus dem billigen Radio tönt. Man sieht keinen DJ, keinen „nighthawk“, nur das Liebespaar, und ein kleines Auto, das durch die Landschaft brettert. Eigentlich ein perfektes Finale.