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2021 17 Nov

Die Fritteuse des Schmerzes

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Comments off

Irgendwann, spätestens 2017, ging es los, mit seltsamen, linksseitigen Nacken-Kopfschmerzattacken, die alle sechs bis vier Wochen wieder und wieder langsam anfluteten und mich dann jeweils vier Stunden in den Horror schickten, bevor sie sich in heitere Luft auflösten. Die Zeitintervalle zwischen den Höllentrips wurden mit  den Jahren kürzer. Nicht gut. Ich lernte neurologische Tests kennen, das MRT meiner HWS, Kieser-Training, Ostheopathie, Akupunktur, LSD-microdosing, chiropraktische Kunst, Liebscher-Bracht, die gesamte Palette der Opiate bis hin zu Fentanyl. Alles vergeblich (für meine Symptomatik, wohlgemerkt), bis auf invasiv verabreichtes Dipidolor (was aber im Alltag nicht praktikabel ist). Als Schmerzmittealallergiker war meine Auswahl eh begrenzt. Vier, fünf Schmerztherapeuten sagten mir in den Jahren, mit Cluster-Kopfschmerz habe das nichts zu tun, so wie ich es schilderte, ohne dies und das, ohne Aura, Lichtblitze, oder Schmerzexplosionen in Augennähe.

 

Nach all der Zeit schickte mich die neue Hausärztin U. W. (Glücksfall!) zu einem Kollegen, nachdem sie zuvor länger mit ihm über meinen Fall gesprochen hatte. Er empfahl ihr (vor dem Erstgespräch bei eben diesem Allgemeinmediziner und Schmerztherapeuten – V. E.), mir Zolmitriptan zu verschreiben. Und nun scheint es so (wenn keine besonders tückische Volte des Schicksals dahinter steckt), dass ich endlich, endlich, endlich, eine Fritteuse des Schmerzes gefunden habe: im Moment spricht nämlich eine Menge dafür, teilte mir der in einem Netzwerk europäischer Migräne-Spezialisten mitwirkende Doktor mit, dass ich an einer seltenen Form eines trigemino-autonomen Blabla-Kopfschmerzes leide, und ein Triptan der Schlüssel sein könnte.

 

Zwei dieser Schmelztabletten hatten nämlich dem Schmerz jüngst zweimal in Folge den Garaus gemacht, in kurzer Zeit, als er noch ganz unten auf der Skala war. Ich habe mich selbstredend bereit erklärt, Teil einer wissenschaftlichen Studie zu werden über diese atypische Variation einer „Migräne“. Fünf „Attacken-Brechungen“ soll ich nun dokumentieren, und wenn der Schmerz jeweils lange vor dem Höhepunkt frittiert wird, ist alles wieder gut. Wie doof von mir, niemals auf Triptane zu setzen, nicht einen einzigen Versuch zu machen, aber es waren Fachleute, die, als ich davon sprach, reihenweise den Kopf schüttelten und dringend davon abrieten. Merke: es gibt „Experten“, und es gibt Experten. Egal. Die Fallstudie wird dann ggf. anno 2022 nachgeliefert.

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