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2021 2 Nov

Kino im Oktober

von: Olaf Westfeld Filed under: Blog | TB | Tags: , , , | 12 Comments

Im letzten Monat war ich viermal im Kino, ungefähr doppelt so häufig wie in den 18 Monaten vorher. Und es hat sich gelohnt, alle 4 Filme waren sehr gut bis großartig. Dune habe ich in Originalfassung in einem eher kleinen Kino in Neukölln gesehen. Sicher hätte ich lieber die größtmögliche Leinwand und den bestmöglichen Surround Klang gehabt – aber diese Abenteuergeschichte bevölkert mit archetypischen Kriegern hat mich auch so überwältig, die knapp drei Stunden gingen wie im Flug vorbei, ich hätte mir auch direkt den zweiten Teil angeschaut (9.6/10 Punkten). No Time To Die habe ich eine Woche später auf der größten Leinwand der Landeshauptstadt in deutscher Übersetzung gesehen. Was soll ich sagen – wenn man die Serie mag, wird man bestens bedient, Daniel Craig ist für mich der beste 007 Darsteller, nur: darf ein Bond so enden (8.5/10)? The Father, synchronisiert im kleinen Saal des Programmkinos der Leinemetropole, hat mich völlig umgehauen. Schauspieler, Drehbuch, Dialoge,  Bildsprache, Ausstattung, … alles höchste Qualität. Und nach dem Film sah die Realität etwas anders aus, brauchte ich 20 – 30 Minuten um wieder zu mir zu kommen. Man schaut nicht nur zu, wie ‚Anthony‘ die Realität entgleitet, man erlebt es (10/10). Zuletzt The French Dispatch, zum Glück wieder auf Englisch, große Leinwand des Programmkinos: auch hier stimmte alles – den Rahmen bildet das Magazin The French Dispatch, dessen Redaktionsgebäude in der französischen Stadt Ennui steht. Der Film erzählt einzelne Episoden, Artikel aus dem Magazin, die in sich verschachtelt sind. Ich bin alleine in den Film gegangen und fand ihn deutlich lustiger als der Rest des Kinosaales, so dass ich mein Lachen in ein leises Schmunzeln unterdrückt habe, um nicht als der wunderliche mittelalte Mann aus der letzten Reihe zu erscheinen. Und der skurrile Humor hatte auch keine Hemdsärmeligkeit, von daher passte das schon (9.8/10).

 

Zur Corona Lage: alle wollten den Impfausweis sehen und haben auf die Luca-App bestanden. Das Kino in Neukölln war komplett ausgebucht, Maskenpflicht bis zum Platz, danach durfte man sie abnehmen. Das Blockbuster Kino hat eine 2G Regelung, es wurde also nirgends eine Maske getragen, der Saal war proppenvoll. Und das Programmkino hat sympathischerweise nur die Hälfte der Sitzplätze verkauft, so dass man komfortabel gesessen hat und auf dem Platz die Maske guten Gewissens abnehmen konnte.

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12 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    Ich gebe James Bond 8.3 und Dune 9.0 … da liegen wir nah beieinander, auch das waren meine ersten Kinoererlebniss seit langem. DUNE von Lynch fand ich einst auch kolossal, aber kolossal langweilig.

    Zum Glück habe ich seit Jahren mein home cinema mit grosser Leinwand, Surround & Streamer. Sehr coronarückzugskomüatibel.

    Da möchte ich dann mein bluray Erlebnis der letzten Zeit anfügen:

    1917 (10.0) 😉

  2. Olaf Westfeld:

    1917 – richtig super? Sam Mendes Film, oder? Der kann ja was (Bond, American Beauty). Kriegsfilme sind nicht so mein Thema, der erste Weltkrieg ist dann ja auch noch besonders grausam gewesen. Aber soll man sehen?

  3. Michael Engelbrecht:

    Einfach überragend, besser lässt sich so eine Geschichte nicht in Kino verwandeln: Regie, Kamera, Musik, Schauspieler, alles. Olaf, bist ummer herzlich eingeladen in meiner elektrischen Höhle🥁- und vorher nichts drüber lesen.

  4. Olaf Westfeld:

    Sounds good!

  5. ijb:

    An „Dune“ hab ich mich (noch) nicht rangetraut. Ich mag ja Villeneuves Filme weitgehend sehr gerne (die etwas zu konstruierten sind okay, aber halt auch… etwas zu konstruiert). Aber von „Dune“ hält mich ab, dass mich die Geschichte und das Fantasy-Genre so einfach vollkommen ganz und gar nicht attraktiv erscheinen. Ich kann mir nicht im geringsten vorstellen, was das Publikum an so einer Geschichte für 150 (bzw. 300) Minuten im Kino interessiert, geschweige denn fesseln könnte (ja gut, „das Spektakel“… das ist ja durchaus ein Attraktionspunkt, aber, zumindest für mich, nicht ausreichend für zweieinhalb bis fünf Stunden Geschichtenerzählen). Aber ich muss auch gestehen, dass ich mich schon bei „Herr der Ringe“ (nur Teil 1 gesehen) zweimal ohne Unterlass gelangweilt habe.

    Daher nach den beeindruckend positiven Worten (die Einschränkung, dass es ein für Villenueve ungewohnt altmodisch bzw. konventionell erzählter Film sei, habe ich in der Tat schon mehrfach gehört) hier meine Frage: Kann man von dem Film auch gebannt sein, wenn man mit Fantasyquatsch (siehe auch: Herr der Ringe, Hobbits und dergleichen) keinerlei Gemeinsamkeiten hat? Wie würdest du in diesem Fall mir als Freund gehobener Kinokunst und Charakterzeichnung das Anschauen dieser Geschichte (inhaltlich?) schmackhaft machen?

    Oder bin ich dafür schlicht nicht das richtige Publikum? World Building, Kostüme, differenzierte Farbpalette, visuelles Spektakel… klar, gut, aber die Geschichte, die Handlung, trägt das über 150 Minuten, auch wenn man nicht Fantasy-Fan ist?

    Davon abgesehen: „The Father“ ist bei mir bislang Nummer Eins in der Jahresliste, im Wettstreit mit „Nomadland“ allerdings. Korrekterweise müsste man natürlich einwenden, dass beide Film ja schon aus dem Vorjahr sind, aber 2020 konnte man sie hierzulande ja nicht sehen.

  6. ijb:

    The French Dispatch hat mir auch gut gefallen. Seit vielen Jahren der erste Film von Wes Anderson, von dem ich mir was versprochen habe. Ist zwar über weite Strecken schon sehr hart an der Grenze zum banalen „Null-Inhalt-Film“ (wie frühere Filme des Regisseurs), der mit allerlei Virtuosität in den Bann zieht, aber zwischen den Zeilen kriegt er dann doch die Kurve, als kluge Reflexion (Reflektion?) und doch auch engagiertes Plädoyer fürs sich Zeit nehmende Erzählen in Wort und Bild, für den Journalismus, für die Aufrichtigkeit der Presse.

  7. Michael Engelbrecht:

    Meine Bewertung der gesehenen Villeneuve-Filme:

    2013: Prisoners *****
    2013: Enemy *1/2 (so schlecht)
    2015: Sicario ****
    2016: Arrival ****
    2017: Blade Runner 2049 ****
    2021: Dune ****1/2

    Mochte DER HERR DER RINGE auch nicht, dennoch: i loved this one.

    Fantasy: nun, GAME OF THRONES war ein grossartiger Trip, durch alle Staffeln hinweg. Und DIE UNENDLICHE GESCHICHTE habe ich als Buch geliebt. Verfilmung ging gar nicht.

  8. ijb:

    Ich gebe Sicario und Blade Runner 2049 jeweils fünf Sterne. Incendies, Prisoners und Arrival viereinhalb. Die ersten drei Kinofilme habe ich nicht gesehen. Bei Enemy bin ich eingeschlafen, Wertung entfällt daher, bis ich den Film irgendwann mal einer Neusichtung (neu-cooldeutsch: einem Rewatch) unterziehe. Aus der Erinnerung heraus kann ich den eineinhalb Sternen nichts entgegensetzen, außer, dass ich es angesichts der herausragenden Qualitäten des Regisseurs nicht glauben kann, dass der Film wirklich schlecht sein kann.

  9. Michael Engelbrecht:

    Da sind wir ja nah beieinander.

    Ich habe Enemy nie gerewatched, da ich es damals im Kino bis zum Ende ausgehalten habe, ich dachte, während des Guckens, der kann doch nicht wirklich schlecht sein, bei den Qualitäten des Regisseurs :):) – tja, war er aber (meiner bescheidenen Meinung nach).

    Ich habe noch ein Beispiel für einen ziemlich schlechten Film von einem tollen Regisseur, durch den ich mich im Kino durchquälte: DUNE, von David Lynch. Da war ich so heiss drauf, weil ja auch was von Brian E. angekündigt war, eine kleine Instrumentalnummer. Selbst das Stück von Eno gefiel mir nicht sonderlich (damals im Kino) – meine Wahrnehmung des Films hatte wohl „abgefärbt“ auf den Soundtrack:) … auf der Compilation FILM MUSIC mochte ich es dann, Jahrzehnte später.

  10. ijb:

    Als langjähriger, sehr großer David-Lynch-Fan hab ich „Dune“ aufgrund der bekannten Kritik (und meines Desinteresses an dem Fantasy-Genre) nie angeschaut, weil ich mit ziemlicher Sicherheit wusste, dass ich das nicht bis zum Ende durchhalten würde – bis der Film vor ca. 2 Jahren mal hier im Kino lief. Das war die Gelegenheit, diese Wissenslücke endlich mal zu schließen, im Wissen, dass ich höchstwahrscheinlich nicht aus dem Film rausgehen würde (auch wenn ich tatsächlich schon aus Filmen im Kino rausgegangen bin, wenn ich mich so drüber geärgert habe).

    Und, was soll ich sagen, es war eine sehr harte Geduldsprobe. Ein unfassbarer Stuss, der ganze Film. (Aber ich hab’s tatsächlich durchgehalten!)
    Vielleicht hab ich deshalb jetzt auch so einen Vorbehalt, mich dem Villeneuve-Film auszusetzen. Aber vielleicht kommen in 2-3 Jahren ja beide Teile auf einmal. Dann würde ich die am Stück sehen (einige Leute haben ja bemängelt, dass dieser Film unvollständig sei, eigentlich nur eine zweieinhalbstündige Exposition, und wenn’s dann endlich losgeht, wird abgebrochen). So hab ich’s damals bei „Kill Bill“ gemacht (ähnliches Grund-Desinteresse am Film), und da hätte ich garantiert niemals den zweiten Teil angeschaut, wenn ich die nicht beide hintereinander an einem Nachmittag gewatcht hätte.

  11. Olaf Westfeld:

    Beide Dune Teile an einem Nachmittag zu schauen macht glaube ich total Sinn, wir hatten jedenfalls direkt Lust, weiter zu gucken. Und wenn Du Villeneuve grundsätzlich magst… dann ist Dune bestimmt irgendwie gut. Funktioniert hervorragend als Spektakelkino. Ein bisschen wie ein altmodisches Abenteuer für Jugendliche. Aber, na klar: es ist eine Fantasy Oper; feine Charakterzeichnung steht nicht im Vordergrund. (Sicario schaue ich mir dann demnächst mal an, kenne ich gar nicht).
    Die Wes Anderson Film sind wirklich oft um ein Nichts geschachtelt – also tolle Oberfläche, schlaue Dialog und es bleibt nicht viel übrig; wobei ich mich immer gut unterhalten fühle, bei French Dispatch noch ein bisschen besser, als bei den anderen.

  12. Michael Engelbrecht:

    Sicario ist ein so verdammt guter Film. Aber sehr hart. Selbst in der Erinnerung fällt mir fast unmittelbar ein, wie gut da der Soundtrack funktionierte. Ich gebe ihm doch 4 1/2 Sterne:)

    Übrigens noch ein Kinofilm, der leider wohl nicht mehr bei arte in der Mediathek zu erleben ist, und den ich euch empfehlen möchte, ich sah ihn mittlerweile schon dreimal, fünf Sterne, keine Frage (für mich):

    Portrait einer jungen Frau in Flammen

    Am besten Original mit Untertiteln erleben.


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