Am 31. März dieses Jahres schrieb Michael Rüsenberg, den ich nie persönlich kennengelernt habe, ausser mal flüchtig, bei einer Begegnung mit Joey Baron im Stadtgarten in Köln (in Jugendjahren hörte ich öfter und ganz gerne seine Sendung „In Between“ im WDR), als Kommentar zu Richard Williams‘ wohlwollender, doch durchaus ambivalenter Besprechung des Albums „Promises“ von „Floating Points“:
Richard, I very much share your argument „against“ this production. It does not work (jazz)aesthetically because – as you point out – here we have a brillant soloist, distracted from the background that guaranteed this art, and that is interaction. My additional argument against it is that the keyboards-parts are utterly boring and old-fashioned. After reading press bits from serious media on this and listening to what they did speak about, I can hardly recall a false alarm greater than this. My remaining question is: why did Pharoah Sanders take part in this?
Nun, ich kann, intermedial sozusagen, seine Frage beantworten: Pharoah hatte eines der beiden Alben gehört, die „Floating Points“ zuvor veröffentlicht hatte, und fand das so spannend, dass er Kontakt zu dem Briten aufnahm. Was für eine glückliche Fügung: denn heraus kam, nach meiner bescheidenen Meinung, eines der, lapidar gesagt, hinreissendsten Alben dieses Jahres, alles andere als ein „false alarm“ von Seiten der Presse.
Die „keyboard parts“ empfinde ich auch in keiner Weise als „boring and old-fashioned“. Ich legte mir die zwei vorhergehenden Alben des Komponisten zu, die ich sehr interessant fand, die mich aber nicht annähernd so faszinierten wie „Promises“. Und keinerlei Hemmungen hätte ich, glattweg zu behaupten: „Floating Points has painted his masterpiece“, was ich hiermit getan habe.
Sehr klug übrigens Entscheidung des Komponisten und Neurowissenschaftlers), keinerlei Interviews zu dem Album zu geben. Wenn die Macher der Buchreihe „33 1/3“ auf mich zukämen, ich würde sofort den Auftrag annehmen und ein Buch über das Album schreiben (das Honorar müsste allerdings stimmen, und Pharoah Sanders, Sam „Floating Points“ Shepherd, sowie ein eloquentes Mitgliedes des Londoner Streichorchesters zu Interviews bereitstehen).
Als ich zum ersten Mal vom Erscheinen dieses Albums hörte, war ich skeptisch – es schien mir die berühmte, clevere Strategie dahinter zu stecken, mal wieder, mit grossen Namen, Brücken zu bauen zwischen den Bausteinen von Klassischer Musik, Electronica, und Jazz. Meine gesammelten Bedenken lösten sich beim Hören in jeder nur denkbbaren Hinsicht in Luft auf. Was für ein fantastisches Werk (das man gar nicht auf kleine Einheiten runterbrechen kann, und nur, in Gänze gehört, seine volle Wirkung entfalten kann)!
Mit den Worten von Kitty Empire: „There is room here too for a highly sophisticated iteration of cosmic psychedelia, for drones and tiny rustles, for electronic birdsong and the audible thud of fingers on keys as the mood swings from succour to awe and back again many times. Recorded over the course of five years, this extraordinary collaboration deserves excellent speakers and a soft couch to catch the swooning listener.“