Himmelblau. Nicht ungetrübt. Ein Grauton im Blau. Ein sehr leicht marmoriertes Blau. Ein Hauch großflächiger Wolken. So zaghaft angedeutet, dass es für diese Wolkenform, das Wolkengebilde, keine Bezeichnung gibt. Dann weiße Tauben, die auf Ästen sitzen, mit dem Kopf nach unten, entgegen den Gesetzen der Natur. Als stünde der Baum auf dem Kopf. Als wäre das Land da, wo man den Himmel vermutet. Wellen. Poolblau. Das Wasser eines Swimming Pools, an dessen Rand ein junger, gut gebräunter Mann in Badehose auf dem Rücken liegt, auf hellen Platten, einem Grundstück auf einer Anhöhe in einer mediterranen Landschaft. Wiesen, Buschwerk, begrünte Hügel, etwas entfernt, kaum in Hörweite wohl, eine gelegentlich befahrene Straße. Gleich wird eine Frau im Bikini gut gelaunt aus der Villa schlendern, und sie wird sich von dem Mann, der am Pool liegt, an einer juckenden Stelle am Rücken kratzen lassen. Alltag einer Liebesbeziehung. Es sind Szenen wie diese, über die Michael Althen in seinem Kinobuch Warte, bis es dunkel wird in einer so begeisterten Art geschrieben hat, dass ich mir einige dieser Filme angesehen habe: Nachtblende. Die Dinge des Lebens. Reisen in die Zeit Mitte der 60er bis Anfang der 70er Jahre. La Piscine oder The Swimmingpool hat schon deshalb für Aufsehen gesorgt, weil Marianne von Romy Schneider gespielt wird und der Geliebte im Film von ihrem Exmann Alain Delon. Da ist, im Zentrum, der Pool. Da ist das wunderbare Haus, das Freunde ihnen überlassen haben, während sie in Indien sind. Marianne schreibt (aber wohl nicht im Urlaub), sie ist glücklich, erfüllt. Jean-Paul hätte sich mehr von seinem Beruf erhofft. Es wird nur angedeutet, man kann es überhören. Ein älterer Freund der beiden ruft an, kreuzt auf, mit seiner fast erwachsenen Tochter. Sie bleiben. Die Musik ist lässig, sie wird sparsam eingesetzt. Es ist ein Jazz, den man hört, wenn man an einem Nachmittag, an dem es draußen am Pool zu heiß ist, auf dem Bett liegt. Wir befinden uns im Jahr 1968. Das Cover einer Schallplatte ist zu sehen.
Das Genre verändert sich. Es geht jetzt darum, was gesagt wird, und darum, was nicht gesagt wird. Man könnte den Film als Vorlage für eine Hausarbeit im Jurastudium einsetzen. Was sich ein normaler Zuschauer nicht vorstellen kann: Jeder Zweit- oder Drittsemester könnte zur Aufgabe „Untersuchen Sie die Strafbarkeit aller Beteiligten in einem Gutachten“ zehn Seiten schreiben. Die junge Frau, die nur wenig spricht und Bücher liest, wird von Jane Birkin gespielt, der Mutter von Charlotte Gainsbough. Tanzstile der 60er. Auf einer Party vom Vater gedrängt, mit ihm zu tanzen, ist sie sofort im Rhythmus. Schiebt ihren Po hin und her, bewegt zuckend und zappelnd die Arme. Als sei es nicht möglich, sich zu dem Song, der damals wahrscheinlich sehr verbreitet war, nicht zu bewegen. Zwei Jahre zuvor hatte Jane Birkin im swinging London in Antonionis Blow up eine Figur verkörpert, die der Fotograf als chick bezeichnet hat. Die mit ihrer Freundin ohne Scheu beim Fotografen klingelt und fotografiert werden will. Doch der Fotograf ohne Name interessiert sich für die Frau, die er fotografiert hat, während sie ihren Geliebten heimlich in einem Park traf. Auch sie beginnt sofort zu tanzen, als eine Schallplatte sich auf dem Plattenteller im Studio zu drehen beginnt.