Wie schon in der Jugendzeit, war ich viel zu früh im Stadion, aber ich mag es zu sehen, wie sich die Ränge langsam füllen, auch wenn seuchenbedingt nur eine bestimmte Zahl an Zuschauern zugelassen werden. Die gelbe Wand war so löchrig wie ein Schweizer Käse, aber Stimmung und Sound gut, und ich glücklich über meine Pressekarte, die ich kurzfristig von einem regelmässigen Berichterstatter des BVB bekam. Die guten Verbindungen in die alte Heimat. Ein Leben lang bin ich hier, in unregelmässigen Abständen, dabei, entweder im Westfalenstadion (der Fussballromantiker bleibt dem alten Namen treu), oder im benachbarten Stadion Rote Erde, wo ich, im zarten Alter von zehn Jahren ungefähr, mit Blutsbruder Matthias mein erstes Live-Spiel erlebte, ein Zwei zu Zwei gegen den HSV mit Lothar Emmerich und Uwe Seeler. Gestern zeigte sich mein Ballspielverein einmal mehr von den zwei Seiten, die klarmachen, dass wir zwar nicht Meister werden (zu instabil die Abwehr, ohne oder mit Mats), aber stets gut sind für berauschende Feste. Das Dionysische in seinem Element, und dazu gehört zuweilen Fritz Walter-Wetter, und der reine Wahnsinn wie gestern in der Nachspielzeit. Immer gut, wenn ein Ausserirdischer im eigenen Team spielt. Und alle anderen tun, wie wir Normalsterblichen, was sie können. Ein Sonderlob an Jude Bellingham und unseren neuen Goalkeeper. Ich wäre zwar vor Wochen zwar zu gerne im „Theater des Herodes“ gewesen, um „The Brian Eno Quintet“ live zu erleben, aber das hier war auch vitales Kino. Pure Gegenwart und Zeitreise in einem. Am Ende Hitchcock pur.
2021 28 Aug
Es schüttete, und dann begann ein hinreissendes Fussballspiel.
von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Comments off