Es dauerte ja damals etwas, bis wir begriffen, dass die Beatles uns nicht dazu anhielten, etwas seinzulassen, sondern loszulassen. Aber, gut, wir hatten verstanden. Im wahren Leben dauert es etwas mit dem Loslassen, bei den Herzensangelegenheiten. Im Dezember lasse ich los – offiziell und ohne Rücktritt vom Rücktritt: die Klanghorizonte im August, Oktober und Dezember werden meine letzten Nachtsendungen im Deutschlandfunk sein, und die Sendung heute Nacht enthielt schon alles, was einen Abschied besiegelt, es könnte schon die letzte sein. Mit Jon Hassell in South Kensington sitzen, in einem tropischen Sommer 1990 und vom Pearl Hotel erzählen, in 40, West Cromwell Road (es war einmal) – gibt es ein besseres „see you down the road“? Meine erste Ausgabe der Klanghorizonte war im Frühjahr jenes Jahres. Wenn alles wie geplant läuft, verabschiede ich mich im Oktober mit einer ganz „normalen“ Sendung incl. einer „Rhapsody in Dub“ in der Mitte (Garvey‘s Ghost wird dabeisein), und im Dezember mit dem, was mein Freund Brian Whistler „free form radio“ nennt. Dann wird jeder Track eine Spur, ein Thrill, und eine Zeitreise sein. Bevor ich jetzt in Stimmung komme, von Herman‘s Hermits „My Sentimental Friend“ aufzulegen (ich erinnere mich an einen heissen Augustnachmittag, in dem der Song aus dem Transistorradio erschall, im Wildbannweg in Dortmund-Kirchhörde, und ich den bis dahin unerwartetsten, heftigsten Kuss meiner Teenagerjahre bekam), verrate ich ihnen, was gerade auf sechs Schallplattenseiten läuft, während ich diese Zeilen mit kleinen Atempausen uptempo runterspule, ein Album, für das die Worte „turn the volume up!“ erfunden wurden, Robert Hoods „Minimal Nation“ (die Ausgabe mit weissem Vinyl). Mehr Bauhaus als Jugendstil!
Loslassen Nr. 2
Dieser Groove stammt vom Juno 2. Es war eine Art „Grauzonen-Sound“, wie ich ihn nenne. So einen Sound hatte ich noch nie gehört. Ich erinnere mich, dass ich mich mit King Britt zusammengetan habe und ihn ohne Führerschein durch die Gegend gefahren habe, um ihm Detroit zu zeigen, und wir wurden von der Polizei angehalten. Und die Polizei hielt mich einfach an. Es war einfach hart, Mann. Am Ende hat mich die Polizei einfach gehen lassen, ohne Führerschein, ohne Versicherungsnachweis. King Britt war bei mir in der Wohnung und hörte sich ein paar Tracks an, und ich weiß noch, wie er sagte: „Wow, was du da mit diesem Juno 2 und all dem machst – das ist einfach anders. Du hast etwas Gutes damit. Das ist dein Sound.“ Und so wurde daraus, das ist mein Rhythmus, „The Rhythm of Vision“, denn „The Vision“ wurde ich genannt, als ich bei Underground Resistance war. Es passte einfach zu dem Sample und dem Groove, es machte einfach alles Sinn.
(Robert Hood)
Loslassen Nr. 3
Take your time, let‘s say, three weeks, one for each season of „The Leftovers“, learn „The Boxer“, each verse, no other preparation required, sit back and float downstream, be ready to join the karaoke version of that Paul Simon song, and let every episode rush over you. As the show broadens geographically it does the same tonally, newly injected with a kind of mordant humor as its characters begin to give in to rather than resist its grand, apocalyptic currents.