Manafonistas

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Archives: August 2021

Zehn Jahre ist es nun her. Im Alpha-Room wartet nach Sylvians erstmals live dargebotener Version seiner alten Komposition „Plight & Premonition“ ein seltsames Set-Up auf die Zuhörer: ein altes, leicht derangiert wirkendes Kofferradio von Telefunken, eine Tischzither, die vor Ewigkeiten von Gospelmusikern gespielt wurde, kleine wie Kinderspielzeug aussehende Klangerzeuger, mit denen die Saiten der Zither in Schwingung versetzt werden. Mittels Frequenzanalyse werden die nicht vorherhörbaren Radiosignale und die obertonreichen Tischzithermanipulationen verrechnet, und zaubern ein Soundgewebe in den Saal, welches von Stephan Mathieu in der Live-Situation subtil verwandelt wird.

 
 

 
 

Der Mann aus Saarbrücken arbeitet mit lebendigen Drones, er fühlte sich auf seinem Weg gewiss ermutigt von La Monte Young, Phil Niblock oder Thomas Köner. Interessant auch, dass Klangströme aus Sylvians “Plight and Premonition” vollkommen verwandelt auftauchten, Spuren des Originals liessen sich allenfalls ahnen und „hellhören“. Es war der ideale Ausklang dieses Konzerttages, eine Musik, die sich, wie Sylvians Zeitreise, in manche Träume eingeschmuggelt haben wird. Unter dem Strich gab es also drei “streams”, die einander modulieren: eine Zither, ein Radio, und Davids Band. Stephan Mathieu bearbeitete gar die gesamte 2. Hälfte der Sylvian-Aufführung, also den kompletten Stereo-Mix, der aus der PA kam. Man befindet sich eher in einer “Parallelwelt”.

 

Peter J. Schwalm war beeindruckt von der Performance des Herrn Mathieu. Ein weiteres Highlight von Punkt 2011. Er fotografierte den kleinen Aufbau der Gerätschaften, man fühlte sich wahrlich wie in ein Museum versetzt. Stephan Mathieu kombiniert das Uralte und das Highfidele ohne nostalgischen Zierat. Er besitzt einer Sammlung rarer Schellackplatten aus den 10er und 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Und er nennt auch alte Grammophone sein eigen, räumt im Gespräch gern mit den Vorurteilen auf, diese ehrwürdigen Teile hätten in ihrer Zeit eher gruselig geklungen. Das Gegenteil sei der Fall. Und er beschreibt, wie es sich anhörte, damals, als sich die Stahlnadel auf eine Robert Johnson-Bluesplatte senkte. Auch Mathieu pflegt die Praxis der Zeitreisen.

2021 31 Aug

Einunddreissig Acht Einundzwanzig

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Searching for comfort.

Reading and absorbing.

Diving deep. Moving forward.

Escape.

Tuesday vibes.

2021 30 Aug

Doctor On The Go

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Irgendwann Ende 1995/Anfang 1996 war ich stolz wie Bolle, die zweite Ausgabe der Zeitschrift „Grand Royal“ ergattert zu haben. Auf dem Cover: Lee Perry aka Kojak, Doctor On The Go, Pipecock Jackxon, Inspector Gadget, Super Ape, The Upsetter, Scratch, etc. Die Marcel Beyer Artikel und Rezensionen in der Spex hatten mir schon einige Türen in Richtung Dub geöffnet (On U Sound, u.a.), die gut 20 Seiten lange Titelgeschichte ließ mich noch tiefer in dieses Universum eintauchen. Kurz darauf folgte der Kauf von „War ina Babylon“ auf CD. Chase the Devil begeisterte mich sofort, ich kannte das Stück durch ein Sample von The Prodigy, den Rest fand ich zunächst seltsam. Die Musik klang mir zu schön. Keine komischen Geräusche, viel Harmonie, das war damals nicht so mein Fall. Doch irgendwie lief die CD immer weiter, ich konnte mich mehr und mehr damit anfreunden. Im Sommer 1996 hatte ich dann die Gelegenheit Lee Scratch Perry live zu erleben, ich glaube im Pfefferberg in Berlin, abgemischt wurde das Konzert von Mad Professor. In meiner Erinnerung trug Perry einen mit Spiegelscherben beklebten Helm, der ständig das Bühnenlicht reflektierte, und spielte ungefähr drei Stunden. In dieser Zeit wurde meine Fontanelle einmal aufgefräst und die Anbindung an das Universum neu konfiguriert… im Ernst: eines meiner intensivsten Konzert-Erlebnisse, eine einzige Trance-Induktion. Wenig später stolperte ich dann in Kreuzberg über „Deeroy‘s Dubstore“ und kaufte mir auf Deeroys Empfehlung ein Album, das unter dem Namen „Chapter 1“ firmiert, Interpreten: Scratch and Company, The Upsetters. Hier passte nun alles: komische Geräusche und Echos, lange Basslines, dazwischen die harmonischen Gesänge, an die sich mein Ohr mittlerweile gewöhnt hatte. Und dann ist da noch Who You Gonna Run To drauf. Wenige Wochen später entdeckte ich in Potsdam bei Saturn die Arkology Box, drei CDs, die damals in mein Studentenbudget gerade so reinpassten. Ein Lieblingslied davon ist immer noch das mystische Bird in Hand. 

Mein zweites Konzert mit dem Upsetter war leider nicht ganz so magisch: in der Berliner TU Mensa kam er irgendwann kurz vor Weihnachten ca. 2 Stunden zu spät und hörte dafür auch sehr früh auf. Nichtsdestotrotz hab ich immer wieder sehr, sehr gerne verschiedene Platten von ihm aufgelegt und nachgekauft. Erst Anfang des Monats kam das biblisch-surreale „Heart Of The Congos“ dazu. RIP.

 

Du kennst diesen Moment, wenn du zufallsfreudig durchs Plattenregal schaust, plötzlich dein Blick an einem Album hängenbleibt, und du aus unerfindlichen Gründen  grosse Lust verspürst, ohne jeden Aufschub diese und keine andere Schallplatte anzuhören. Mir ging es gestern Abend so. Es gibt Platten, die werden nicht sonderlich ernst genommen, weil sich da alte Meister*innen angeblich eine Auszeit nähmen im Land seliger Erinnerungen. Wie bei Bob Dylans „Triplicate“. „Pitchfork“ vergibt nur 6.5 – ein Stöbern halt im alten amerikanischen Songbook. Zusätzlich wird gern bemängelt, dass trotz manchen Tempowechsels und Bläsersatzes diese unzähligen, also bitteschön, dreissig Lieder allzu abgehangen dahinströmen in ihrem Ruhekissen aus (unter anderem) pedal steel und gestrichenen wie gezupften Bass. Ich höre das ganz anders, über sechs Schallplattenseiten. Kaum ist der erste Ton erklungen, bin ich gefangen von der Ruhe, die dieser Sänger hier weg hat, ohne auch nur einen Funken Intensität einzubüssen. Ich befinde mich im Reich der Vielstimmigkeit – auch wenn Bob Bob ist und Bob bleibt, enthüllt jeder Song eine neue alte Story aus 1001 Nacht, bildlich gesprochen. Zuviel noir ist in diesen Liedern, um zu verklären. „Bob, do you pick vocal approaches like an actor playing a role?“ „No, it’s more like hypnosis, you instill it in your mind and you keep repeating it over and over until you got it.“ Ein Song daraus ist gebucht für die letzten zwanzig Minuten der kommenden Klanghorizonte im Oktober, ich werde ihn auswürfeln. In other words, my conclusion: he just doesn‘t cover these songs, he haunts them.

 

2021 29 Aug

Upsetter

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Lee Scratch Perry produziert jetzt leider unter einer anderen kosmischen Adresse:

theguardian.com / lee-scratch-perry-visionary-master-of-reggae-dies-aged-85

 

2021 28 Aug

„An alchemical rumination“

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„There are so many devastating moments on Van Morrison‘s „Veedon Fleece“ that to list only a few would be total injustice to the rest. But fuck it, what the fuck is just in this world? Well at least we can experience hope in one man’s search for light. Right? So let’s talk about the way Van ends “Linden Arden Stole The Highlights” with the line, „now he’s living with a gun“ and then starts up the very next song by throwing his voice way up on top of his vocal chords and letting it settle down to a calmer note while singing, „oh well it’s lonely, when you’re living with a gun.“ Ah, I’m not a good enough writer to explain how magical it is. You’ll just have to trust me. Or we could talk about how it’s a whiskey drinking record, an alchemical rumination, a journal of his post-divorce drive through the Irish countryside, or his most thoroughly William Blake influenced work ever (just look at his hair on the cover, for Christ’s sake!).“

(Ben Chasny, Six Organs of Admittance)

 

2021 28 Aug

„Birch“

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Official Lyric Video

(vocals by Justin Vernon and Taylor Swift)

 

2021 28 Aug

Bloom 5

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HERR OBER, BITTE ZAHLEN !!!

ja, gerne
in der letzten Woche ist in München niemand an COVID verstorben.
in der letzten Woche gab es auf den Städtischen Friedhöfen 98 Beerdigungen.

 

2021 28 Aug

John Cage erzählt eine Geschichte

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„Vor vier Jahren sprach ich einmal mit Hidekazu Yoshida. Wir sassen im Zug von Donaueschingen nach Köln. Ich erwähnte Herrigels Buch ZEN ODER DIE KUNST DES BOGENSCHIESSENS. (Der melodramatische Höhepunkt dieses Buches handelt von einem Bogenschützen, der, obschon in völliger Dunkelheit, ins Schwarze traf.) Yoshida erzählte mir, der Autor habe etwas Wichtiges zu erwähnen vergessen: dass nämlich gegenwärtig in Japan ein hochgeschätzter Bogenschütze lebt, dem es noch niemals gelang, ins Schwarze zu treffen, auch nicht am hellichten Tag.“

(aus: John Cage, EMPTY MIND – Bibliothek Suhrkamp, S.58)


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