Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2021 31 Jul

The Loneliness of the long-Distance Cartonist

von: Martina Weber Filed under: Blog | TB | 1 Comment

Der neue Band mit Graphic Novels von Adrian Tomine, „The Loneliness of the long-Distance Cartonist“, kommt im schwarzen Umschlag und mit Gummiband äußerlich wie ein Moleskine-Notizbuch daher. Auf der Vorderseite eine Skizze mit einem Selbstportrait des Künstlers am Zeichentisch, im Seitenprofil, er hält inne, schwitzt. Von welcher Art Einsamkeit handelt dieses Buch? Die Zeichnung suggeriert, es ginge um den kreativen Prozess an sich, vielleicht Themenfindung und Technik? Das ist aber nicht so. Adrian Tomine beschreibt in knapp zwei Dutzend Kapiteln Episoden aus seinem Leben, die er ohne seinen Beruf als Künstler nicht erlebt hätte – chronologisch geordnet von 1995 bis 2018 und mit Ortsnamen. Vorangestellt ist eine vielsagende Geschichte aus Fresno aus dem Jahr 1982. Der achtjährige Adrian kommt in eine neue Schule und soll sich vorstellen. Nach Hobbys gefragt steigert er sich in seine Comicleidenschaft hinein, wird ausgelacht, gemobbt und isoliert. Hier zeigen sich Eigenschaften Tomines, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichten des Buches ziehen: Er ist ein Nerd, verbissen und rechthaberisch, leicht cholerisch, aber auch sensibel, intelligent und reflexiv und er ist lernfähig. Die Geschichten des Erwachsenen handeln von Comic-Messen, Lesungen, Interviews, einem privaten Treffen mit etablierten Comicautoren, der Hoffnung auf Preise, einem Comic-Kurs für Kinder, einem Stalker oder einem Fan in einer Pizzeria, der Adrian Tomines Familie Nutellapizza spendiert, sie dann aber bezahlt haben will. Ganz gleich, ob die Geschichten tatsächlich so erlebt wurden oder nicht: Sie wirken glaubhaft und authentisch. Einmal sitzt Adrian Tomine mit seiner Frau in einem japanischen Restaurant und direkt neben den beiden sitzen ein Mann und eine Frau, die sich über Tomines Buch Summer Blonde unterhalten. Der Mann kritisiert nicht nur die Struktur der Geschichten (leider auf eine ziemlich intelligente Art, wie Tomine einräumen muss) sondern beleidigt auch die Frau, die ihm das Buch geliehen hat. In der ersten Geschichte, San Diego 1995, erhalten wir Einblicke in den Comicbetrieb. Auf einem Fest wirft jemand Adrian Tomine vor, er sei in seinen frühen Arbeiten gut gewesen, hätte dann aber den realistischen Stil von Daniel Clowes nachgemacht. Ein weiterer roter Faden betrifft eine Frage, die ich mir stelle, seit ich Adrian Tomines Werk entdeckt habe. Wie spricht man seinen Nachnamen korrekt aus? Für Tomine, der aus dem asiatischen Raum stammt, ist das ein ernsthaftes Problem. Auf einer Nennung der Nominierten plus Preisverleihung in San Diego (1996) weigert sich der Moderator Frank Miller, Tomines Nachnamen als Nominierten auch nur zu äußern. „Pink Frosting by … Adrian … I´m not even gonna try to pronounce that one.” – Lachen im Publikum. Der Moderator einer Lesung in Toronto (2004) hat es genau aufgeschrieben: Toe – Mih- Nay! Die soziale Einsamkeit verschwindet, als Tomine seine spätere Frau kennenlernt und eine Familie gründet. Als Single hätte er sich geweigert, die aufgedrängte Nutellapizza zu bezahlen, zumal jeder Tomine-Fan von Tomines Nahrungsmittelallergien weiß. Als Familienvater zögert er, blickt auf seine Frau und die beiden Mädchen, gibt dem Restaurantangestellten die Hand und bedankt sich.

This entry was posted on Samstag, 31. Juli 2021 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

1 Comment

  1. Olaf Westfeld:

    Als Freund von Moleskine-Notizbüchern werde ich mir diese graphic novel nutzen, um mal in das Toumine Universum einzusteigen – wenn mir das Buch mal über den Weg läuft.


Manafonistas | Impressum | Kontakt | Datenschutz