Manafonistas

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2021 27 Mai

3 x PSB

von: Jan Reetze Filed under: Blog | TB | Tags:  | Comments off

Es gibt drei Nachrichten, die Pet Shop Boys betreffend:
 
 

 
 
Diese Single. Sie ist etwa so kratzig wie der Pullover aussieht. „Cricket Wife“ ist ein fast zehn Minuten langes Stück mit verschlungener Melodie, das auf einem Gedicht von Neil Tennant basiert. Es kommt ohne — wie heißt es immer so schön — Kirmesdisco daher, statt dessen wird der Song getragen von sinfonischen Klängen. Einziger Haken: Diese Klänge sind synthetisch, sollen aber wie ein Orchester klingen. Hätte man statt dieser elektronischen Sounds ein wirkliches Orchester eingesetzt, hätte dies eine interessante Nummer werden können. So ist sie leider nichts Halbes und nichts Ganzes.

Auf der B-Seite bzw. als zweiter Track findet sich eine neue Abmischung von „West End Girls“, die sogenannte „Lockdown-Version“, was schon darauf hindeutet, dass sie nicht im Studio, sondern in Neils und Chris‘ jeweiligen Wohnungen entstanden ist.

 

 

Schon das Coverfoto ist zum Liebhaben. An den Film My Beautiful Laundrette von Stephen Frears erinnern sich sicherlich noch alle. Im September 2019 entstand in Leicester eine Bühnenversion des Stücks, zu der die Pet Shop Boys zwei Songs und einige Zwischenmusiken lieferten. Die EP war zunächst nur in Verbindung mit dem jährlichen „Annual“-Buch der beiden zu erhalten, nun gibt es sie auch zum Download. Hörenswert.

Und, am Rande bemerkt: Ein interessanter Trend, dem die Pet Shop Boys hier folgen. Wenn es früher einmal üblich war, in dem einen Jahr ein neues Album zu produzieren und im darauffolgenden mit dem Album zu touren, so ist die Popwelt inzwischen derartig schnell geworden, dass ein neues Album nach zwei Jahren heute bereits als „Comeback“ gewertet werden würde. Immer mehr Stars und Sternchen gehen deshalb dazu über, statt eines Albums nur noch EPs zu produzieren — dies dann aber jährlich. In einer Zeit, da sich Popkarrieren oft nur noch nach Monaten bemessen, ist das wohl konsequent, damit der Name nicht vergessen geht.
 
 

 
 
Discovery — Live in Rio 1994 war bislang nur als VHS-Cassette oder als Laserdisc zu haben und natürlich längst vergriffen. Nun gibt es den Konzertmitschnitt wieder, diesmal auf zwei CDs und einer DVD. Das Konzert überrascht wenig, „Tonight Is Forever“ eröffnet die Show, und die enthusiasmierten Cariocas sehen das offenkundig auch so. Die Bühne kommt mit großer Showtreppe daher, die Show ist perfekt geprobt, auch die bereits gewohnten Kostümwechsel kommen zuverlässig. 1994 gab es zwischendurch im Konzert noch eine Art „unplugged“-Runde, in der Neil zur Gitarre greift; in späteren Konzerten findet man dies nicht mehr; in der Dampfhammernummer „Paninaro“ sprechsingt hier auch einmal Chris. Wie oft, haben die Pet Shop Boys auch diesmal eine Backup-Sängerin vom Feinsten engagiert: Katie Kissoon, die man von Mac & Katie Kissoon bis hin zum Orchester James Last kennt. In einer wunderbaren Kombination der Songs „It’s A Sin“ und dem alten Gloria-Gaynor-Hit „I Will Survive“ singt sie die Gaynor-Teile. Außerdem gibt es die Coverversion des Blur-Titels „Boys & Girls“, der es mit dem Original aufnehmen kann.  Verblüffend, wenn man darüber nachdenkt, ist die Tatsache, dass selbst 1994 einige der dargebotenen Hits schon über zehn Jahre alt waren. Die Jungs sind tatsächlich schon lange dabei. Auf Betriebstemperatur kommt die Show erst im letzten Drittel, dann allerdings wirklich.

Weniger ansprechend finde ich die Tänzer — etliche Go-Go-Girls und -Boys erinnern an alte Beat-Club-Zeiten, zeitweilig geht das Ganze in mir etwas zu schwül geratene Schmuseszenen sowohl m/w als auch mm/ww über. Ich weiß nicht, ob das 1994 noch ein Tabubruch war, festzuhalten bleibt jedenfalls, dass jeder zweitklassige Stripschuppen auf St. Pauli solche Szenen überzeugender über die Bühne bringen könnte.

Die Aufnahmen sind naturgemäß Videoaufnahmen, und man hat darauf verzichtet, sie mit heutigen technischen Mitteln zu verbessern. So sieht man seit langer Zeit wieder einmal Bilder im Format 4:3 und dazu kräftiges Farbrauschen bei blauem und rotem Scheinwerferlicht. Auch der Ton auf den beiden CDs ist kaum nachbearbeitet worden, klingt ein wenig matt und unterscheidet sich nicht von dem der DVD; lediglich habe ich das Gefühl, dass auf den CDs das Publikum etwas stärker in den Vordergrund gehoben wurde.

Für Fans.

Womit der Chronistenpflicht Genüge getan sei.

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