Die Grille in der Musik
„So einfach die Musik der Grillen klingt, so ausgefeilt ist ihr Instrument: Die mit 135 Nano-Zähnchen besetzte Schrill-Ader auf der Unterseite des rechten Deckflügels wird mit ruckartigen Spreizbewegungen über eine gekrümmte Leiste auf dem linken Flügel gestrichen. Die Vibration überträgt sich auf je zwei trommelfellartige Flügelfelder. Damit diese frei schwingen und den Ton weit abstrahlen, hebt das Grillenmännchen beim Fideln die Flügel an. So ist das unermüdliche „zirp … zirp … zirp …“ in offenem Gelände und bei Windstille fast 100 Meter weit zu hören.“ (NRW Stiftung: Natur Heimat Kultur).
Der Klang von Grillen ist an sich schon wunderschön, noch dazu erinnert er uns an heiße Sommertage, an ruhige Abende auf der Terrasse, an Urlaubstage am Meer. Nun mischt die Grille allerdings auch in der Musik kräftig mit und es erstaunt nicht, wenn wir unter den Grillen-Liebhabern eine Menge alter Bekannte finden. Beginnen wir 1985, damals erschien HYBRID, eine tolle Schallplatte von Michael Brook, der sich von Brian Eno und Daniel Lanois unterstützen lässt. Auf dem Stück Pond Life hören wir sie, die Grillen.
Auch Harold Budd verarbeitet den Klang der Grille in seiner Musik, auf der Platte Pearl von 1984 findet sich das Stück An Echo of Night und hier zirpen sie wieder, die Grillen. Brian Eno und Daniel Lanois, das nur nebenbei, sind auch hier wieder mit von der Partie.
1995 erschien bei TRAUMTON Michael Rodachs Musik für Fische. Auf dem Hintergrund der Musik von Grillen spielt sich das musikalische Geschehen des titelgebenden Musikstückes Musik für Fische ab.
Im Jahre 1957 erschien La Jalousie, ein Roman von Alain Robbe-Grillet. Im Französischen hat die Jalousie eine zweifache Bedeutung, zunächst ist damit der Sonnenschutz gemeint, dann aber auch die Eifersucht. Mit dieser Doppelbedeutung spielt der Autor. In Deutschland erschien das Büchlein unter dem Titel Jalousie oder die Eifersucht. Heiner Goebbels entdeckte den Text und schuf 1993 das geniale Hörstück La Jalousie – Geräusche aus einem Roman. Neben dem Ensemble Modern hören wir – wer hätte es gedacht – Grillen. Grillen sind eben für eine ganz besondere Atmosphäre zuständig.
Abschließend sei noch einen wunderbaren Film von Jim Jarmuscherinnert: DEAD MAN. Die Musik zum Film spielte kein anderer als Neil Young ein. Auf dieser Scheibe, die, das ist mal sicher, zu meinen Lebens-Top 100 gehört, kann man Grillen hören … unglaublich!