Unerwartet hatte ich in den letzten drei Wochen 70 Stunden mehr Arbeit als üblich. Pendeln zwischen Arbeitsplatz und Schreibtisch, der Kopf belagert von unter Zwang abgesonderten Gedanken mir fremder Menschen, die ich nach Anleitung auf Folgerichtigkeit untersuchen musste. Gutachten geschrieben: Schublade aufziehen, Formulierung rausholen, auf Passigkeit überprüfen, zurechtstanzen; Prozess wiederholen.
Nach diesen drei Wochen nun eine Atempause, das Sichtfeld mit einem weichen Tuch sauber gewischt, großes Staunen: alles so schön grün, alles so schön bunt hier. Aus den Augenwinkeln hatte ich schon einzelnes wahrgenommen – hervorsprießende Blätter, die weißen Blüten des Apfelbaums, Vergissmeinnichtblau und Tulpenbunt. An diesem Wochenende habe ich das alles auf einmal erlebt, dazu die Spiegelungen der grünen Bäume in den Fensterscheiben, den flatternden Schatten des Vogels über dem Gras, die rauschende Stille, die quietschenden Bäume, die Vögel, die sich nicht durch meine Gegenwart gestört fühlen und der Blütenregen, der rund um den Apfelbaum hinab rieselt – die Hand des Frühlings hat ihre erste Arbeitsschicht in diesem Jahr erledigt.