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2021 3 Mai

Jazz an einem Frühlingsabend

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | 18 Comments

 

JazzFacts – Neues von der improvisierten Musik – 6. Mai, 21.05 Uhr bis 22.00 Uhr 

Excerpts from interviews with Pharoah Sanders, Thomas Strønen, Shabaka Hutchings, Nik Bärtsch, Vijay Iyer and Mats Gustafsson. New albums from Thomas Strønen, Natural Information Society, Vijay Iyer, Sons of Kemet, Floating Points with Pharoah Sanders & The London Symphony Orchestra, Fire!, Pino Palladino with Blake Mills.  Other albums mentioned: Jimmy Giuffre – Paul Bley – Steve Swallow: 1961 / Keith Jarrett – Jan Garbarek: Luminessence / Miles Davis with Gil Evans: Sketches of Spain / Miles Davis: On The Corner / Ornette Coleman: Skies of America / Christian Wallumrød:  A Year From Easter / Lennie Tristano: Lennie Tristano (1956) / Nik Bärtsch: Entendre / Brian Eno: Music for Airports / Pharoah Sanders: Thembi 

 

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18 Comments

  1. Olaf Westfeld:

    „A soundtrack-like quality courses through Promises’ veins—“Movement 6” through “Movement 9” evoke a romance scene in a mid-century spy thriller or a Bernard Herrmann score. In between these grand peaks lie much quieter valleys. „Promises“ requires patience, and at times the volume drops out almost completely, like the near minute of room noise and hushed breathing that spells out the transition between “Movement 8” and “Movement 9.” Jarring but peaceful, this stillness is one of Promises’ most powerful, memorable sections, especially in the wake of the ominous pipe organ rise that precedes it. Miles Davis once said “It’s not the notes you play, it’s the notes you don’t play,” and here there are no notes, only a heavy air of expectation and tension. “Movement 9” makes its entrance and once again concludes with a moment of contemplation.“
    (https://aquariumdrunkard.com)

  2. Michael Engelbrecht:

    Ah, sehr schön, dass einer auf diese Sequenz der leichten Einrisse und (Ver-)Störungen in Movement 8 eingeht. Etwas Fragiles hat diese Sequenz, die nicht von „Schönklang“ beruhigt wird: sehr mutig im Grunde. Sam Shepherd ist leider derzeit nicht interviewbar, schade, ich hätte ihn gefragt, wie oft er MUSIC FOR AIRPORTS gehört habe, denn die offene Stimmung seines Kernmotivs ist nah an Enos Schwingungen der Flughafenmusik, nur anders „gebaut“, und einen anderen Raum öffnend. Sicher auch geloopt in grösseren Teilen. Tolles Album. Und ich hätte nie gedacht, dass ich Mr. Sanders mal in so einer Umbegung hören würde, obwohl ich weiss, wie gut er auch das Balladeske kann, ich erinnere mich an ein spätes Album von Randy Weston, auf dem er grossartig spielt.

  3. Jochen:

    Uneasy klingt ausgesprochen gut. Hörte bislang 2 Stücke – weitere werden folgen in einem unverfügbaren Zeitrahmen. Bassistin Linda May Han Oh spielte ja auch mit Pat Metheny zusammen, ist aber für sich genommen schon eine Grösse.

    Wenn man solche Musiker:innen spielen hört und sieht, schwingt auch Bewunderung mit ob ihres zauberhaften Könnens. So wie einst Alvin Lee und Ten Years After sind heute, fünfzig Jahre später, eben andere die Helden.

    Und Tyshawn Sorey? One of my ten favorite drummers, echt jetzt!

  4. Michael Engelbrecht:

    In regards to SONS OF KOMET / LOVERS ROCK: Wer Sons of Kemet schätzt, sollte sich diesen Fim nicht entgehen lassen…

    (Aus einem früheren Blogeintrag)

    „Some of the best movies I‘ve seen recently“

    Und alle sind in einer kleinen Schachtel mit zwei DVDs verpackt. Steve McQueen und einige seiner Wahlverwandten haben fünf Filme inszeniert, die dem strukturellem Rassismus Englands der Jahre 1968-1982 nachspüren, mit lauter wahrhaftigen, oft auf wahren Begebenheiten beruhenden, Geschichten.

    Mich haben sie, in ihren Stimmungen, an alte englische Filme erinnert, die ich fast schon vergessen hatte. Filme, die Gangsterstories mit allen verfügbaren Grautönen erzählen (Roy Budd sorgte da gerne für die Soundtracks), oder solche, die das Leben der Arbeiterklasse vor Augen führen, ohne romantisierende Züge. Da waren die Bücher von Alan Silitoe, und Kinofilme, die seinen sozialen Realismus aufgriffen. Etwa „Saturday Night and Sunday Morning“. Oder die „Einsamkeit des Langstreckenläufers“. Erinnerungen an Bücher und Filme vermischen sich.

    Bei den fünf Filmen von „Small Axe“ spielt die Musik eine noch zentralere Rolle, der Funk, der Soul, der Reggae von damals. Die Lieder liefern Gegen-Erzählungen, andere Blickwinkel, soziale Härte, und Sehnsuchtsstoff. „Red, White, And Blue“ hatte mich dermassen gepackt, dass ich mir zwei alte Al Green-Alben kaufte. Und die Reggae-befeuerte Erzählung von „Lovers Rock“ – wunderbar. Zugleich wurde erfahrbar, auf dieser Party, angesiedelt in Ladbroke Grove anno 82, wie Entgrenzung, Exstase, in der Musik wirken können, nicht ohne gewisse Gefahren. Ein Rausch.

  5. Michael Engelbrecht:

    TO LISTEN TO THE JAZZ FACTS, GO HERE ~~~~~~~~

    https://www.deutschlandfunk.de/jazzfacts.824.de.html

  6. Susanne L.:

    Gerade die Sendung online gehört. Tolle Veranstaltung. Der Free Jazz lebt! Gut, dass diese feine Musik von Thomas Stronen ganz am Anfang der Stunde stand. Kann man die Interviews mit Stronen und Shabaka Hutchings irgendwo hören oder lesen?

  7. Michael Engelbrecht:

    @ Susanne, das waren zwei „virtuelle“ Interviews per Mail und Phone. Das Ziel war, ein, zwei interessante Dinge über die beiden Alben zu erfahren. no print, no feature.

  8. Martina Weber:

    Ich habe eben meine Aufnahme gehört. In dieser Ausgabe der Jazzfacts kann man unter anderem verschiedene Arten, über Musik zu sprechen, erfahren, von Musikern selbst, die vage ihre Inspirationsquellen andeuten, und aus journalistischer Sicht, neu offensichtlich dabei die junge Sophie-Emilie Beha, die noch ihr Wissen aus dem musikwissenschaftlichen Studium einbringt. Musikalisch hat mir auch hier das Saxophonspiel von Pharoah Sanders am tiefsten berührt. Es wird Zeit für mich, die CD zu kaufen und es im Regal in die Ecke der Alben einzuordnen, die ich zu jeder Zeit hören kann. Sehr interessant auch die Hinweise auf Alben ähnlicher Klasse.

  9. Michael Engelbrecht:

    @ Martina … ich musste erst kurz nachdenken, weil, tatsächlich haben für mich alle Alben dieser Stunde eine ähnliche Klasse. Und es entscheiden die eigenen Vorlieben, wem der Vorzug gegeben wird.

    Ich habe die Sendung gestern Abend live zum ersten Mal gehört, im Studio werden ja die einzelne „Bausteine“ separat produziert und nachher zusammengefügt. Mor gefiel beim Hören die Vielstimmigkeit, und dass es Leitmotive / rote Fäden gab. Wenn du sehr viel Zeit in eine solche vielstimmige Sendung steckst, und das habe ich hier (weil es Freude macht), dann wirst du von Synchronizitäten belohnt, Dinge die sich zusammenfügen, ohne so geplant zu sein.

    Etwa das Jahr 1961. Oder dass zufällig Nik B. von Hendrika ausgewählt wurde für „Was hörst du“, oder oder … ich könnte Kurse zum „Sequencing“ geben, die Abfolge der Musiken und Beiträge ist genau ausgewählt, nichts ist da dem Zufall überlassen, es sei denn, ein Zufall macht mal Sinn😉

  10. Frank Göhrl:

    Sehr informativ, humorvoll, die Vorstellung der Natürlichen Informations-Gesellschaft. Auf den Namen muss man erst mal kommen. Das Doppel-Vinyl etwas teuer, ich habe mir bei Bandcamp den DL zugelegt. Wirklich gute 70 Minuten, die man am Stück hören sollte, wenn man diese Musik mag: absolut mitreissend, und Even Parker in Hochform!!! Hoffentlich sehen wir solche Konzerte bald wieder in grossem Stil. Der Applaus am Ende in halber Bandgeschwindigkeit, wie schelmisch ist das denn?? Danke für die bewegte Sendung. Klasse auch die „spacige“ Musik von Thomas Stronen! Und dann Sons of Kemet! Das war schon ne wilde Reise, Mr. Engelbrecht!!

  11. Olaf (Ost):

    Ich habe mich auf die Versprechungen von Floating Points, Pharoah Sanders & The London Symphony Orchestra eingelassen und bin durchaus nicht enttäuscht.Ausgesprochen lyrisch, friedfertig, bezaubernd. Welch ein Glück, dass mir so weit geöffnete Horchlöffel am Kopfe hängen. Sanders spielt hier das kratzige Reibeisen in der mandaläischen Rührschüssel, die Singende Säge an der Klangschale in Elysias Händen. Maßvolle Interpunktion statt aufopferungsvoller Hingabe.

    Eine Achtsamkeitsübung mit großem Erkenntnisgewinn.
    Auch das Orchester spielt hinreißend, und nirgends schmälert etwas das Wohlgefallen an dieser obertonreichen Klangmalerei. Die siebente Schwingung des Weltenmeeres birgt ganz entzückende Überraschungen.

    Der Abbruch des Hörbaren, das Auspendeln der Generatoren, das Verlassen der Bühne und abschließende Herunterschweben des Vorhanges – die plötzliche Erkenntnis von Weg und Ziel, der offene Ausblick auf eine Utopie (?).

    Ein Stilmittel, das Talk Talk auf der »Laughing Stock« anwandten, oder Alan Parsons 1976 im „House of Usher“ wunderbar orchestrierte. Siehe auch meinen Text zu »Matjora« . Überhaupt ist diese durchgehende Meditation
    eine läuternde. Wie ein Dreimaster auf wage verheißenden
    Ostwinden dem Horizont zusegelnd, findet die Forschungsreise nicht das Versprochene (Paradies?). Doch, was ist das Erreichen des Zieles gegen das sehnende Suchen…?

    Gesättigt vom Abendmahl sitze ich gemütlich ziemlich mittig zwischen den Lautsprechern und höre fasziniert der stereophonen Spielerei Palladinos und Blake zu. (…)

    (Fortsetzung folgt vielleicht; Anm. MHQ)

  12. Olaf Westfeld:

    Ja, viel besser geht es nicht als „Promises“. Diese schwebenden Klangpartikel…, daneben verblasst vieles. Mein Lieblingsmoment ist vor allem die Stimme von Pharoah auf der ersten Seite – großartig.
    Etwas lästig sind nur die beiden Kratzer, die auf meiner Platte von Anfang an drauf waren und die den Hörgenuss tatsächlich schmälern. Normalerweise stört mich ein bisschen Knacksen nicht groß, bei diesem zart gewebtem Klangbild dann doch.

  13. Michael Engelbrecht:

    @ Frank G.: Ja, der Beifall in slow motion, sicher ein launiger Hinweis auf die Bewusstseinsveränderung, die durch die TranceInduktion der Musik stattgefunden hat. Bei NIS.

    @ Olaf O.: Ja, die Kunst der Einrisse. Ein anderer ist sicher, dass ein Keyboardmotiv eine Referenz an Robert Wyatts Rock Bottom darstellt. Ich wiess, welche Stelle er meint. Könnte wahr sein.

    Es gibt übrigens eine schöne Story zur Entstehung, und einen kompletten Mangel an Interviews. Eines Tages, Mitte 2015 oder 2016, hatte Pharoah Sanders einen Leihwagen und fuhr damit herum, ich nehme schwer an, an einer Küste. Im Auto hörte er, im Radio, oder auf einer zufällig drin rumliegenden CD ein Album von Floating Points namens Elaenia. Und war so begeistert davon, dass er über sein Management Kontakt zu Sam Shephard herstellte. So ungefähr begann es, wer hätte das gedacht?!

  14. Michael Engelbrecht:

    @ Olaf Westphely: Das spricht dann ja zuweilen für CD oder hochauflösenden Stream. Wie sicher auch bei Thomas Strønen Album Bayou, über das Le Soir schreibt (und hier kommt mit ein aufgefrischtes Französisch entgegen dank der vielen Staffeln von Spiral aus den unromantischen Ecken von Paris):

    Cet album exige une audition toutes oreilles ouvertes, sans céder à aucune distraction. Il est tellement subtil, ténu, délicat que chaque note compte, chaque léger coup de cymbale, chaque battement sur le tom grave, chaque gémissement de la clarinette, chaque accord de piano.

    Et chaque silence. […] Le maître mot de cet album, c’est l’espace. Les instruments le remplissent tout en le laissant vibrer. La batterie mène la danse, de ses balais ou de ses percussions, le piano ose quelques notes, comme la clarinette, sans jamais encombrer le vide. C’est un dialogue entre les instruments et le silence. Magnifiquement mené par le trio. Leur musique semble si simple, minimale, et pourtant elle nous fascine.

    Jean-Claude Vantroyen, Le Soir

  15. Wolf G.:

    Als grosser Freund von Shabaka Hutchings Musik quer durch all seinen Bands war diese Vorstellung der neuen Sons of Kemet natürlich hochspannend! Und auf Impulse! Die meisten Impulse-Platten, die ich habe, stammen aus den Jahren 1965 bis 1975.

    Schöne Sache, die Erwähnung von Thembi – und Phraoah Sanders vorneweg! Ich kenne die meisten Platten, die in der Stunde erwähnt wurden – da kann man doch ne eigene Stunde zu machen in ihrem Klanghorizonten!?

  16. Michael Engelbrecht:

    @ Wolf G. Aber nur, wenn in der Stunde davor die anderen Alben gespielt würden. Und , ja , das waren die grossen Jahre von Impulse. Das Label startete 1961, und von Coltrane wurde bis zu seinem Tod unglaublich viel veröffentlicht.

    1961 schon Live at the Village Vanguard. Daraus hört man das Stück INDIA in dem feinen neuen Science Fiction Film STOWAWAY. Ein ganz früher Impulse-Klassiker. Wenn ich mich nicht täusche, habe ich in einem Archiv mehrere dieser Abende in einer kleinen Box. Unfassbar inspirierte Musik.

  17. Michael Engelbrecht:

    Guy Oddy in The Arts Desk über SONS OF KEMET

    Sicher, es gibt immer noch Theon Cross‘ Tuba-getriebenen Groove und Tom Skinners und Edward Wakili-Hicks hektische Perkussion, sowie Hutchings‘ schrilles Saxophon, aber das neue Album führt auch eine gesunde Prise Grime und Free Jazz in ihren Sound ein, sowie eine Antwort auf den ziemlich großen Elefanten im Raum, auf den die Black Lives Matter Bewegung hingewiesen hat.

    Das soll nicht heißen, dass Your Queen is a Reptile nicht politisch war, aber Black to the Future packt die Dinge wirklich an der Kehle. Vor allem Joshua Idehens Gesangsbeiträge zu „Field Negus“ und „Black“ bringen die Band auf den Punkt und predigen mit rechtschaffenem Feuer und Schwefel über Ungerechtigkeit und Ungleichheit. Moor Mother hat auf dem lebhaften „Pick Up Your Burning Cross“ ebenfalls viel zu sagen und Kojey Radical ist auf der Leadsingle „Hustle“ kaum zu bremsen.

    Dennoch ist dieses Album kein Ein-Gang-Ball der unterdrückten Wut und an anderer Stelle bieten das dubbige „Think of Hope“ und das chillige „Envision Yourself Levitating“ viel Kontrast zusammen mit D Double E’s Beitrag zum Dancehall-infizierten „For the Culture“. Dennoch, wie Joshua Idehen ungläubig aufheult: „Ihr ruft nach Ruhe? Ihr ruft nach Frieden?“. Sons of Kemet sind eindeutig der Meinung, dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben, bevor das geschehen kann.

  18. Michael Engelbrecht:

    Sons of Kemet interviewed:

    https://thequietus.com/articles/29965-sons-of-kemet-interview-2


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