Manafonistas

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Archives: April 2021

2021 19 Apr

Nord Nord Mord

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Kaum haben die drei Sylter Kommissare Carl Sievers, Ina Behrendsen und Hinnerk Feldmann dem Hochzeitsvideografen Thilo Rumbuchner den Mord an seinem Agenturpartner Stefan Borg mitgeteilt, muss dieser auch schon zu seinem nächsten Auftrag. Wie gut, dass Hinnerk mit größtem Vergnügen auch seine Fähigkeiten als Tonassistent für Rumbuchner unter Beweis stellen möchte. So steht einem perfekten Hochzeitsvideo nichts im Wege, oder? Ja, so geht es zu in den Friesenkrimis im deutschen Fernsehen. Nun kehrt in den nächsten Tagen das Filmteam von „Nord Nord Mord“ nach Sylt zurück. Ab dem 27. April wird dort wieder eine Zeitlang gedreht, und gerade sucht man Komparsen. Ich kehre auch bald zurück auf die Insel, werde mich aber anderen Projekten zuwenden, und in meinen wengen freien Stunden im Strandkorb  wahrscheinlich  „Deacon King Kong“ lesen, von James McBride, Olafs Osterlektüre. Mit dabei, auf einem entstaubten Sony Walkman aus alter Zeit, eine Kassettenversion von Robert Ashleys „Private Parts“ – dieses Album erschien 1977 bei „Lovely Music“ (wie übrigens auch Jon Hassells „Vernal Equinox“), und wird im Mittelpunkt der kommenden „Nahaufnahme“ der „Klanghorizonte“ stehen. Martina und ich sind grosse Fans dieses „spoken word music“-Klassikers, und ich werde sie bitten, einen Drei-Minuten-Essay über das Album zu schreiben, für die Radionacht.

 

 

 

In ein paar Tagen stellte Martina ihr Gespräch mit Kristin Breitenfellner in den Blog, und wir lesen dann von neuen Sonetten, einer Gedichtgattung, die wir eher mit alten Zeiten verbinden. Barbara schickte mir einen link zu einer Szene des vielgepriesenen Films „Nomadland“, in der Frances McDormand Shakespeares Sonnet 18 rezitiert, eines von zwei Gedichten, die ich auswendig kenne, und das ich vor Wochen nachts auf Sylt Richtung Meer brüllte, gegen den Wind. Und nun, Vorhang auf, für Gedichte aus der englischen Romantik. Es klingt wie das schrecklichste Eitelkeitsprojekt, das es gibt. Ein alternder Popstar, die eine Auswahl ihrer Lieblingsgedichte aus dem 19. Jahrhundert darbietet, während ihre Kumpels im Hintergrund eine Ambient-Odyssee abnudeln – „nicht auf Melodien oder Akkorde festgelegt„. Nur dass es sich bei dem alternden Popstar um die formidable Marianne Faithfull handelt, und ihre Kumpels Warren Ellis, Nick Cave und Brian Eno sind. She Walks in Beauty ist ein unsentimentales  Album einer Piraten-Crew von Überlebenden, und es grossartig, findet Helen Brown, im „Independant“, und das finde ich auch. Morgen erscheint das Album, ich habe mir die Vinylfassung gegönnt.

 

She Walks in Beauty finds Faithfull ablaze and afloat on a misty soundscape of waves, birdsong, synths, loops, street sounds, piano and cello. The album includes some of the best-known poems in the canon: Byron’s “She Walks in Beauty”, Shelley’s “Ozymandius” and Keats’s “Odes to a Nightingale” and “To Autumn”. Many listeners will know them from old school textbooks (some of us by heart). But Faithfull lifts them from the page with a compelling combination of crispness and tenderness. She doesn’t use that soporific “poetry voice”. Instead, she can make 200-year-old visions of beauty, love and death feel as urgent as the latest true-crime podcast.

2021 18 Apr

Aus den wilden Siebzigern

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„Die vier Männer, die in der Halloween-Nacht 1975 die schweißtreibende Bühne des Stuttgarter Gustav-Siegle-Hauses betreten, machen dies ohne großes Theater. Im Gegensatz zur Theatralik anderer Progressive-Rock-Gruppen jener Zeit tragen sie weder ausgefallene Kostüme noch kommen sie mit einem aufwändigen Bühnenbild – keine Schlösser, Styropor-Megalithen oder Eisbahnen hier. Die Musik, die sie leise anstimmen – aus einem brummenden Synthesizer und einer wimmernden E-Gitarre, ohne aufwändiges visuelles Feuerwerk – beschwört neblige Ausblicke auf ferne Hügel herauf. Nach drei Minuten kommt durch dieses wirbelnde Gewebe der leichte Tritt eines Schlagzeugmusters, wie ein in den Sümpfen verlorener Krieger. Stampfende Bassnoten tragen den Geschmack persischer Tonleitern in sich. Alle Elemente drehen sich umeinander, verschmelzen und münden schließlich in einem Groove, den wir im 21. Jahrhundert als Techno-Puls erkennen würden. Dies beschreibt die ersten sechs Minuten von Live In Stuttgart 1975, der ersten in einer Reihe von restaurierten Live-Aufnahmen von Can.“

(Rob Young, Uncut, June 2021; übersetzt von D.L. und M.E.)

2021 17 Apr

Ein Hauch von Kino

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Die einen berichten davon, oft Bildhaftes bei (bestimmten) Musikstücken zu erleben, andere erleben solche optisch-akustischen Verschränkungen so gut wie nie, oder allenfalls in raren Zuständen von geleiteter Trance und Tiefenentspannumg („kathathymes Bilderleben“). Manchmal „denkt“ man auch an (bewegte) Bilder, ohne sie plastisch vor sich zu sehen, während des Hörens. Man kann auch einfach beim Klang verweilen. Mehr als einen Hauch von Kino erlebe ich bei diesem neuen Song von Lambchop, und, ehrlich gesagt, ohne Bilder. Kurt Wagner ist in gewohnter Art und Weise experimentell an das im Mai erscheinende Opus von Lambchop herangegangen. Eine Art digital vermittelter Instrumenten-Transfer stand am Anfang des Prozesses, aus dem „Showtunes“ werden sollte. Der Songschmied aus der berühmten Countrymetropole hatte zu Beginn Gitarrenklänge aufgenommen und in MIDI-Pianospuren umgewandelt.

 

Plötzlich entdeckte ich, dass ich Klavier „spielen“ konnte. Es war eine Offenbarung, dass ich aus diesen Konvertierungen jede Note manipulieren und die Akkorde und Melodien in einer Form hinzufügen, subtrahieren, arrangieren konnte, die keine der Einschränkungen aufwies, die ich bei meinen früheren Schreibmethoden mit einer Gitarre hatte.

 

Ich bin gespannt, wie sich dieser Ansatz auf das neue Album auswirkt. Im Laufe der Jahre haben sich bei Lambchop immer wieder andere Ansätze des Songschreibens und Song-Entwickelns ergeben, ein Grund für ihre ungebrochene Kreativität. Wie gesagt, „A Chef‘s Kiss“ enthält in meinen Ohren mehr als einen Hauch von Kino. Mit oder ohne Bilder im Kopf. Aber machen Sie sich doch bitte selbst ein Bild! 

2021 17 Apr

„Skies of America“

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Fifty years ago today, at 10 o’clock on the morning of Monday 17 April 1972, the photographer Val Wilmer and I arrived at Abbey Road Studios to hear Ornette Coleman recording The Skies of America with the London Symphony Orchestra. It was the first of four three-hour sessions, held on consecutive days, during which the entire work was committed to tape. (r.w.)

And what an album that was – and still is, with some strange folk spheres and distant echoes of the blues sent up into American skies with a sense of yearning, lament, and danger. The idea of the piece came to Ornette while visting an Indian reservation in Montana in the 1960s. The album had countless admirers of musical visionaries, from Scott Walker to Mark Hollis or Gavin Bryars. Richard Williams is back again on his blog The Blue Moment (see our blog roll)  and remembers. (m.e.)

„… and then you’re left in this wonderful area of floating which i love so much“  (David Darling, 1994, in that old radio show)

 


 

 

THE FIRST HOUR 


Pino Palladino & Blake Mills:
Just Wrong (from Notes With Attachements)  / 
Thomas Stronen, Marthe Lea, Ayumi Tanaka: Varsha (from Bayou) / Sinikka Langeland: Wolf Rune (from Wolf Rune) / Simon Goff: Wooden Islands (from Vale) / Nik Bärtsch speaking / Nik Bärtsch: Modul 55 (from Entendre) / Ballaké Sissoko: Kora (from Djourou) / Daniel Lanois: Every Nation (from Heavy Sun) / Valerie June: Stardust Scattering (from The Moon and Stars: Prescription for Dreamers) / Balmorhea:    (from The Wind)

 

 

THE SECOND HOUR

 

Sternzeit – /  A Winged Victory for the Sullen: Total Perspective Vortex (from Invisible Cities) / Daniel Lanois: Under The Heavy Sun & Mother’s Eyes (from Heavy Sun) / Lana del Ray: Chemtrails over the Country Club (from Chemtrails Over The Country Club) / Floating Points, Pharoah Sanders, London Symphony Orchestra: Movement 7 (from Promises) / Joshua Abrams speaking* Natural Information Society with Evan Parker: Part III (from: Descension (Out Of Our Constrictions – out now on Aguirre Records, promoted in Germany at least, by Werner and Klaus, no kidding) / Balmorhea: some more quiet moments from The Wind)

 

Joshua Abrams (transcript of his special „solo speech“): „At the time of this recording we had performed descension (Out of Our Constrictions) 17 times in concert over a period of 5 months. i wrote the music in February of 2019 for the current touring incarnation of Natural Information Society made up of Lisa Alvarado, Mikel Avery, Jason Stein & myself. Lisa plays harmonium amplified with effects, Mikel – drums, Jason Stein – bass clarinet & i play guimbri.  The guimbri is a 3 string bass lute sometimes called a sintir or a hajhouj. It is Gnawan instrument that can be heard in sacred & secular music. I like to think of the guimbri as a sophisticated form of soundmaking technology for focusing & guiding concentration.

The music i write for Natural Information Society is interwoven & multilayered. we are all weaving a sound together. With time & experience performing the piece we find new paths, resting places & occasional detours.  it is the woven nature of the composition that gives descension (Out of Our Constrictions) its hypnotic qualities. The music encourages the band’s members to find variation & embellishment & is written with room for mutability & improvisation.  

From time to time we have the pleasure of having guests join the group.  when we last played in berlin, a couple days before this recording, Tony Buck, Magda Mayas & Theaster Gates all joined us at Arkaoda.  other guests have included Chris Abrahams, Josh Berman, Hamid Drake, Alexander Hawkins,  Tomeka Reid, Dave Rempis & Helge Sten.  In most cases guests are free to improvise along with the group and respond to the vibration and context of the piece (music)

Evan Parker needs no introductions for his contributions & innovations to free improvisation, the saxophone & music in general.  Far be it for me to tell him what to play or say.  he’s a free agent.  It is always a challenge & an honor to try to rise to what he brings to the music.  What you will hear is side C of a recording from a concert we presented at Cafe OTO in London. The piece is about 1/2 way through a 70 something minute performance.  The music is opening up, Jason is soloing a little, trying to catch up to Evan and the band is fully in.  CAFE OTO is one of the group’s favorite places to play & this night was no exception. The audience was crowded & the room was full of good energy bouncing off the walls.  playing the concert was a thrilling experience & and the hang (was) a fine time to boot.“ (translated by Deepl. in comment 3) 

 

THE THIRD HOUR 

 

This theme hour on DAVID DARLING will be quite a surprise. Deep in the archives Odilo C. found two portraits I did about the music of the late composer and cello player, from the years 1994 and 2001. – what a joy, to listen once more to Darling’s voice and musical confessions, not to forget the days in the studio with Manfred Eicher working on „Cello“. The second show has the better title: „Mr. Darkwood und die Langsamkeit der Steine“, but I will broadcast  „Das Herz der Dunkelheit“,  which is more centered around his primal inspirations, with music mainly from the solo cello albums JOURNAL OCTOBER and CELLO. And some excerpts from Darling‘s duo album with Terje Rypdal, EOS, and his album as band leader, CYCLES. 20 years of  great achievements, produced by  Manfred Eicher between 1979 und 2000. Here the old show in its entirety, without introductory and closing words  from the radio broacast yesterday … 

 

 

 

THE FOURTH HOUR 

Beverly Glenn-Copeland (from Keyboard Fantasies)
Various Artists:  Made To Measure, Vol. 1 (Minimal Compact)

Die Welttraumforscher: two tracks  from DIE RÜCKKEHR DER ECHTEN MENSCHEIT: DIE JAHRE 1981-1990

Grandaddy: He‘s Simple, He‘s Dumb, He‘s the Pilot (from The Sophtware Slump….on a wooden piano)

Die Welttraumforscher: two tracks from WIR ARBEITEN FÜR DIE NÄCHSTE WELT: DIE JAHRE 1991-2012

Various Artists:  Made To Measure, Vol. 1 (Aksak Maboul)
Beverly Glenn-Copeland (from Keyboard Fantasies*)

V.A. – Soul Jazz Records presents Studio One Dub Fire Special 

 

*Re-release of Beverly Glenn-Copeland’s rural Canadian  suite for DX7 and TR707 …keyboard fantasies… with new carefully reconstructed glasswork design by Alan Briand.  Beverly Glenn-Copeland is already known amongst collectors and music heads for two sought-after albums of folky jazz in the key of Joni. But it was this album, originally self-released on cassette in 1986 that really caught our attention. The album, entirely recorded on DX-7 and TR-707, lies somewhere between digital new-age and (accidentally) early Detroit techno experiments. The inimitable style of BGC here is both peaceful and meditative while simultaneously rhythmic and bass heavy. The album was recorded in the northern Canadian town of Huntsville where BGC was living at the time and is a beautiful fusion of personal vision, technology and place.

 

THE FIFTH HOUR (PART 1) 

 

Eduardo Ramos: Vocacion Revolucion / Groupo Mounmental: Hasta Los Cuantas / Los 5 U 4: Solo Esta Musica / Grupo de Experimentacion Sonora del ICAIC: Concion Con Todos / Orquestra Los Van Van: Yo Se Que Van Van / Grupo Monumental: Nadia Se Siente Cansado / Orquestro Ritmo Oriental: Maria, Baila El Son / Juan Pablo Torres Y Algo Nievo: Rampe Cocorioco (all tracks from the Soul Jazz Records compilation:  V. A. – Cuba Music And Revolution – Culture Clash in Havana Cuba – Experiments In Latin Music Vol. 1)*

 

THE FIFTH HOUR (PART 2) 

 

Omar Khorshid   (from Omar Khorshid with Love)**
Ayalew  Mesfin: Mot Aylerim (from Tewedije Limut)
Marcos Resende & Index: My Heart (from Marcos Resende & Index)

 

*Like Manna from the heavens, this superb collection heralds in the New Year and has to be one of the most significant compilations for many a decade.  Released as both a heavyweight 3 x vinyl LP and deluxe 2xCD set, this Soul Jazz Records album is the culmination of some 20 odd years of research and crate-digging by compilers Gilles Peterson and Stuart BakerFeaturing a number of legendary Cuban artists who flourished in the 70s and 80s, for example Los Van Van, Grupo Irakere and Pablo Milanés,alongside other lesser-known performers, such as Grupo De Experimentación Sonora Del ICAIC, Grupo Monumentaland Orquesta Ritmo Oriental, who remain unknown outside their native country, virtually none of the tracks appearing on the collection have ever been heard outside of Cuba.

 

** „With Love“ released by the Beirut-based Voice of Lebanon label in 1978 is a testament to Omar Khorshid’s greatness and encapsulate the unique sound of his guitar playing over modern arrangements establishing him as one of Arabic music’s true innovator. Featuring reworkings of such favourites as Mohamed Abdel Wahab’s „Ahwak“, Farid El-Atrache’s „Hebbina Hebbina“ (a Brian Eno Favourite), and the Rahbani Brothers‘ „Rahbaniyat“, the album is a fascinating example of modern arabic music that aimed at fusing traditional influences with the more contemporary ones, and has become highly sought-after by lovers of this Middle Eastern sounds around the world.“

 

2021 16 Apr

Osterlektüre

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Brooklyn, späte 60er Jahre: „Deacon Cuffy Lambkin of Five Ends Baptist Church became a walking dead man on a cloudy September afternoon in 1969. That’s the day the old deacon, known as Sportcoat to his friends, marched out to the plaza of the Causeway Housing Project in South Brooklyn, stuck an ancient .38 Colt in the face of a nineteen-year-old drug dealer named Deems Clemens, and pulled the trigger.“ Die Tat setzt zahlreiche Charaktere, deren Wege sich an seltsamen Stellen kreuzen, in Bewegung – ein irischer Cop, afroamerikanische Frauen und Männer, die noch das Leben im Süden kannten und erst im zum Teil fortgeschrittenen Erwachsenenalter nach NYC gekommen sind, deren Kinder, die nur das Leben in den „project houses“ kennen, italienische Mobster und viele andere. Zwischen ihnen gibt es Unsicherheiten und Missverständnisse, die zum Teil in Gewalt eskalieren, aber auch Respekt und Humor.

Deacon King Kong von James McBride zeigt New York kurz vor der großen Heroinwelle, bevor die Drogen den Alltag in den dominieren. Liebevoll wird ein Sammelsurium von Figuren geschildert, wird gezeigt, was sie verbindet und zusammenhält – eine Feier der Gemeinschaft, die von der Nachbarschaft, den Mietskasernen und von einer in Eigeninititative geschaffenen Kirche, der „Five Ends Baptist Chruch“, gestiftet wird.

Aus irgendeinem Grund hatte ich erwartet, einen geradlinigen Krimi zu lesen und fand mich dann in diesem Panorama oder Wimmelbild wieder, das mich mit seiner Vielzahl an Figuren immer mal wieder an den Rand der Überforderung gebracht hat. Trotzdem war die Lektüre dieses warmherzigen, lustigen und trotz wütenden Untertons positiven Romans kurzweilig und sehr lohnend.

 

Die zentralen Anlagen auf Phoenix-West in Dortmund waren lange nicht zugänglich. Selbst eine immerhin schon ab und an stattfindende Führung über den Skywalk auf dem Gasrohr erschließt nur kleine Teile des Geländes. Im Oktober 2013 ergab sich für mich die äußerst seltene Gelegenheit, das sonst unzugängliche Hochofenwerk und den Skywalk im Rahmen einer etwa zweistündigen Sonderführung zu besichtigen. Der Gang über den Skywalk auf dem Gasrohr führte bis zu den Maschinenhäusern am unteren Ende der Schrägaufzüge und schließlich Treppe für Treppe, Ebene für Ebene auf den westlichen Hochofen 5. Mit zunehmender Höhe wurde die Gruppe immer kleiner, da einzelne Personen Probleme mit der offenen Höhe bekamen. Selbst die oberste Plattform bildete nicht das Ende, da sogar der höchste begrenzende Stahlrahmen (mit maximal acht Personen gleichzeitig, „bitte nicht stehenbleiben“) erklommen werden konnte. Weit reichte der Blick über das gesamte Phoenix-West-Gelände, die Innenstadt bis hin zu markanten Gebäuden am Horizont, von der Halde Großes Holz in Bergkamen über das Lanstroper Ei in Grevel oder dem Fernsehturm im Schwerter Wald bis zu den Lippekrafterken in Datteln und Lünen. Besonders gut sichtbar war auch das Westfalenstadion. Phönix-West. Später bitte Konzerte hier: Underworld live, es wird Zeit. Ich liebe diese Gegend. Heimat, sozusagen. Und hier werde ich geimpft, wenn bis dahin alles gut geht, im April und Juni.

 

2021 16 Apr

Johns erstes Soloalbum

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Ganz solo natürlich nicht. Zu seinem 30. Geburtstag schenkte ihm Yoko Ono eine sensorische Box. Die Finger konnten in Löcher gesteckt werden, die verschiedene Materialien enthielten: Flüssigkeit zum Beispiel oder einen Stachel. Es war ein Hit, obwohl man meine könnte, dass das Geburtstagskind etwas weniger Überraschendes bevorzugt hätte. Immerhin war es ein turbulentes Jahr gewesen. Die Beatles waren vorbei. Lennon und Ono hatten sich auf eine Urschrei-Therapie eingelassen, in der Lennon seine Gefühle des Verlassenwerdens und seine Trauer über den Tod seiner Mutter erforschte. Zu allem Überfluss war er unerwartet mit seinem ihm unendlich fremd gewordenen Vater Alfred zum ersten Mal seit Ewigkeiten wieder zusammen gekommen; sie feierten diesen 30.  Geburtstag im Tittenhurst Park, ein Ereignis, und das endete damit, dass Lennon Jr. drohte, Lennon Sr. umzubringen. Zu diesem Zeitpunkt war John halb fertig mit der Arbeit an Opus 1 nach den Beatles, in vielerlei Hinsicht sein persönlichstes Werk, und verdammt radikal. A love it or leave it affair. Am kommenden Freitag erscheint, einschliesslich einer Surround-Version, die natürlich „ultimative Ausgabe“.

 

2021 16 Apr

Prairie Stop, Highway 41

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In Hitchcocks Thriller North by Northwest (deutscher Titel: Der unsichtbare Dritte) gibt es eine Szene, in der fünfeinhalb Minuten lang nichts passiert: Der Werbefachmann Roger O. Thornhill steht im Anzug und weißem Hemd am Rand eines Highways zwischen Chicago und Indianapolis und wartet auf George Kaplan, einen Mann, von dem er noch nicht weiß, dass es ihn nicht gibt. An sich wollte Thornhill mit dem Auto anreisen. Kaplan ließ jedoch ausrichten, dass Thornhill den Bus benutzen soll, um zu gewährleisten, dass er allein ist. Der Prairie Stop ist umgeben von abgeernteten Maisfeldern. Von allen Seiten ist der Horizont zu sehen, flaches Land, öde Farbgebung braun in grau, manche Stellen, als wären es Reste von Schnee. Stacheldrähte singen lautlos im Wind. Unbarmherzige Geometrie. Die Szene, eine Leerstelle im Film, ist nach einer exakten Spannungskurve komponiert, durch die man ein Gespür für Zeit, wie sie verfliegt, gewinnt, bis sich die endlose Weite in eine Falle verwandelt. Hier der Link.

 


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