Irgendwann, inmitten der vorletzten, siebten Staffel von „Spiral“, besucht Joséphine Karlsson Laure Bertaud daheim. So ganz viel passiert in ihrer Unterhaltung nicht, das Band zwischen ihnen war stets ein dünnes, Phasen der Feindschaft, der Nähe, des Kümmerns, des Auseinanderdriftens gingen stets ineinander über. Aber allein, das was in den vier Wänden der Inspektorin passiert, zwischen den Frauen, zeigt, welche Art von Garn in den acht Staffeln der französischen Cop-Serie geflochten wird, wie man als Zuschauer in ihren Bann geraten kann. In Kleinigkeiten zeigt sich eine kaum zu steigernde Intensität: beide Frauen sind irgendwann sehr müde, und man hört Laure kaum, wie sie in ihr Schlafzimmer geht, und Audrey ihr eine gute Nacht wünscht. Auch wenn „Spiral“, neben allem anderen, eine Kriminalserie ist, wartet man oft gar nicht auf das, was als nächstes passiert, man verweilt einfach an der Seite der Protagonisten, voller Interesse, vollkommen absorbiert. Manchmal passiert eben kaum was, wie hier, in dieser Szene. Und irgendetwas macht selbst solche „Momente zum Vergessen“ unvergesslich. Vielleicht weil man ein Gespür für Zeit, wie sie verfliegt, gewinnt. An anderen Stellen ist die Spannung unerträglich. Eine ganz besondere Serie, die ewig so weitergehen könnte, wenn nicht alles darin permanent zuende gehen würde. Als wäre die „nouvelle vague“ immer noch die „nouvelle vague“, und Agnes Varda und Francois Truffaut hätten irgendwann, in einer Parallelwelt, einen heimlichen Deal gemacht, eine knallhartie Cop-Serie zu entwickeln. Voller wunderbarer, strauchelnder Menschen. In einem vollkommen unromantischen Paris. (Eine DVD-Box, acht Staffeln, Sprache: französisch, englische Untertitel verfügbar)