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2021 15 Mrz

Mogwai: As The Love Continues

von: ijb Filed under: Blog | TB | Comments off

 

 

 

Wie bei jedem Mogwai-Album teilt sich das Meinungsbild auch hier wieder zwischen den Fraktionen „ein weiteres Album im qualitativen Mittelfeld, das keine besonderen neuen Ideen zu bieten hat“ und „ihr bestes Album seit…“ – in jedem Fall ist festzuhalten, dass As the Love Continues schon jetzt das (in den Charts) erfolgreichste Album der 25-jährigen Karriere der schottischen Rockband ist.

Ich halte mich für keinen sorgfältigen Fachmann aller Mogwai-Alben, doch wenn ich darüber nachdenke, merke ich, dass ich doch fast alles mehr oder weniger gut kenne, was die Band gemacht hat. In gewisser Weise genügt es vollkommen, die preisgünstige Kollektion Central Belters zu haben, die auf 3 CDs einen hervorragenden Querschnitt aller Alben, Soundtrack-Arbeiten und Nebenstränge der ersten 20 Schaffensjahre bietet. Doch As the Love Continues, das erste neue (Studio-)Album seit dem verhalten aufgenommenen Every Country’s Sun 2017, hat mehr auf dem Kasten, als dass es über eine gute Stunde nur die alten Ideen wieder hochköcheln würde.

Der Humor der Schotten zeigt sich bereits wieder einmal in den Songtiteln; „Ritchie Sacramento“ beispielsweise, einer der sehr seltenen Songs mit Gesang, beruht angeblich auf der missverstandenen Nennung des Namens Ryuichi Sakamoto (wie vor zehn Jahren „You’re Lionel Richie“ die zufällige Begegnung des Mogwai-Frontmanns mit Herrn Richie im Wartebereich eines Flughafens aufgriff), aber klar, auch Gags würden keine mittelprächtige Platte hörbarer machen, und „Ritchie Sacramento“ ist für Mogwai-Verhältnisse ein wunderbarer Pop-Hit, der aus dem Gesamtkontext nur scheinbar durch seine Andersartigkeit herausfällt. Denn viele Stücke sind einladend bis mitreißend, auch wenn das nicht immer gleich offensichtlich ist – und, ja, emotional eingängig, ohne plump zu sein, wie das bei solchen „Post-Rock“-Scheiben schnell passiert. Auch „Fuck off Money“ beginnt mit Gesang, allerdings mittels Vocoder bis zur Unverständlichkeit verfremdet (erinnert damit anfangs an das famose „Hunted By a Freak“ vor über 20 Jahren), bevor sich leidenschaftliche Gitarrenberge auftürmen, die die ganze bestechende Kraft dieser Band zusammenfassen, wie das auch im schroffen „Drive the Nail“ der Fall ist.

Bei „Ceiling Granny“ denken nicht wenige Hörer an den Alternative Rock der (früheren) 1990er, doch der Gesang, den man hier tatsächlich erwarten würde, er kommt nicht. Und trotzdem ist es ein Song, ein eingängiger, auf sympathische Weise womöglich altmodischer zudem. Das folgende „Midnight Flit“ wird durch mehr und mehr wirr aufgetürmte und zum Ende hin wieder versickernde Streicher von Atticus Ross zum Spektakel, bevor mit „Pat Stains“ (mit Saxofonist Colin Stetson als Gast) eine angenehme Entspanntheit Einzug hält.

Flaming-Lips-Hausproduzent Dave Fridmann, der in den Neunzigerjahren beim Album Come On Die Young im Boot war, scheint eine einnehmende Melodiefreudigkeit herausgekitzelt zu haben, vielleicht hatte die Band aber auch nach den vielen Soundtrack-Projekten mal wieder so richtig Lust auf eine recht geradlinige, bodenständige Platte. Wie auch immer: Mit As the Love Continues sind Mogwai nun erstmals auf Platz 1 der britischen Charts gelandet. Und ich sage: ihr bestes Album seit … 25 Jahren.

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