Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2021 8 Mrz

Wahre Lügen

von: Jochen Siemer Filed under: Blog | TB | Comments off

 

Es gibt Sprüche im Leben, die vergisst man nicht. Manche kommen über die Medien, andere von Menschen, die man persönlich kannte. So wird aus dem Bekanntenkreis klammheimlich ein Philosophie-Kolloquium für den verdeckten Wahrheits-Ermittler. Spreche ich mal einen darauf an, heisst es: „Das soll ich gesagt haben? Kann nicht sein!“. Inspektor Columbo aber bleibt in seiner Spur und auch Django vergisst es nicht. Es begann in grauer Vorzeit: Schreib mir doch was ins Poesiealbum! „Immer fix, sonst kriegste nix!“ Ein Schlag in die Fresse von Spielkamerad J, eigentlich mein Lieblingsfreund seit Langem. Schnitzeljagten und Nachtwanderungen im nahe gelegenen Waldgebiet, eigene Hörspielkreationen auf das Tonband, mit Geräuschen, Dialogen, allem Pipapo. Und nun dies! Ich spüre ein Versäumnis, einen subtilen seelischen Makel: dass mir der Nahkampfmodus genannt „Selbstbehauptung“ nicht gut liegt. Später konstatiert auch RBJ, jemand wie ich sei im Dschungel nicht einen Tag lebensfähig. Als versöhnlichen Ausgleich schenkt mir der Crocodile Dandy immerhin ein Album zum Geburtstag. Nefertiti von Miles Davis. „Damit de ma was Richtiges hörst!“ Und als Beilage dazu eine Sammlung Onanievorlagen, die ich gleich entsorgte, da mir modellmässig anderes vorschwebte. Hörte damals auch lieber Soft Machine, doch das Miles-Cover war Kult, wie ein Ruf in unbekannte Welten. Weiteres, das hängenblieb: „Die Angst ist, was nicht täuscht.“ Schrieb der Franzose Jaques Lacan. „Everybody lies!“ In jüngeren Tagen ergänzte Doktor House, was Dietmar Kamper schon längst wusste: „Alles Lug und Trug.“

 

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